Deutschland soll dank Flüssiggas schneller unabhängig von russischen Gas-Importen werden. Größtes Hindernis bisher – es gab keine Hafenanlagen, jetzt werden mit Hochdruck Terminals gebaut.
Deutschland soll dank Flüssiggas schneller unabhängig von russischen Gas-Importen werden. Größtes Hindernis bisher – es gab keine Hafenanlagen, Jetzt werden mit Hochdruck Terminals gebaut, an denen flüssiges Gas entladen werden kann.
In Wilhelmshaven und Brunsbüttel sollen noch dieses Jahr LNG-Tanker anlanden können, zwei weitere Terminals sollen in einem Jahr fertig sein. Nach Baubeginns war am 4. Juli 2022. 2023 folgen dann weitere Anlagen in Lubmin östlich von Greifswald und in Stade.
Wilhelmshaven soll zu einer grünen Energiedrehscheibe für Deutschland werden, die Anlagen sind auch für grünen Wasserstoff geeignet.
Pläne lagen seit Jahren in den Schubladen, es fehlte der politische Wille
Deutschland hat in den vergangenen Jahren zwischen 80 und 90 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr verbraucht, etwa die Hälfte davon kam bis zum Beginn des russischen Angriffskrieges auf die gesamte Ukraine aus Russland. Zum Mai 2022 lag der Anteil russischer Importe noch bei 35 Prozent.
Die schwimmenden Importterminals verfügen jeweils über eine Kapazität von neun bis zehn Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Mit drei solcher Terminals könnte Deutschland also die russischen Lieferungen kompensieren. Vorausgesetzt, es wird auch genug LNG über Schiffe angeliefert.
LNG-Transport per Schiff braucht mehr Energie als der weltweite Autoverkehr - stimmt das?
In den sozialen Netzwerken heisst es hier und da, die Schiffe, die das Flüssiggas aus den USA nach Europa transportieren, sollen für ihre Fahrt angeblich genauso viel Schweröl verbrauchen wie alle Fahrzeuge weltweit jährlich an Treibstoff.
Diese Behauptung ist falsch. Der weltweite Treibstoffverbrauch von Fahrzeugen übersteigt den der Transportschiffe für flüssiges Gas bei Weitem. Flüssiggas-Tanker fahren außerdem nahezu ausschließlich mit einem Teil ihres transportierten Flüssiggases.
Fakten
Erdgas wird durch Herunterkühlen auf etwa minus 162 Grad verflüssigt und das Volumen um das 600-fache verringert. So kann es in großen Mengen über den Seeweg transportiert werden. Die LNG-Tanker (LNG = Liquefied Natural Gas - verflüssigtes Erdgas) werden nicht wie die meisten Containerschiffe mit Schweröl angetrieben, sondern mit einem Teil der eigenen Ladung.
Ein Teil des Flüssiggases verdampft während des Transports in den Tanks des Schiffes und bildet das sogenannte Boil-Off-Gas (BOG). Dieses wird als Treibstoff verwendet. Bei den Großtanks der LNG-Tanker liegen die Boil-Off-Raten bei etwa 0,1 Prozent pro Tag.
Geht man in einer Modellrechnung davon aus, dass sich die Schiffe mit etwa 17 Knoten vorwärts bewegen, bräuchten sie rund acht Tage für die in Luftlinie 6182 Kilometer lange Überfahrt von der amerikanischen Ostküste nach Rotterdam. Von der Ladung wird auf dieser Strecke etwa 0,8 bis 1 Prozent für den Antrieb des Schiffes verbraucht.