Ein gezielter Luftangriff Russlands auf das polnisch-ukrainische Grenzgebiet gilt mittlerweile als die unmöglichste Ursache des Raketeneinschlags mit zwei Todesopfern. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj meldete jedoch Zweifel an den westlichen und den polnischen Erkenntnissen an.
Zu Ehren der bei einem Raketeneinschlag an der Grenze zur Ukraine Getöteten hat das polnische Parlament in Warschau eine Schweigeminute abgehalten. Zwei Menschen kamen in einem landwirtschaftlichen Betrieb zu Tode.
Sowohl der ponische Präsident Andrej Duda als auch die Nato gehen davon aus, dass der Raketeneinschlag kein vorsätzlicher Angriff war. Als wahrscheinlich gilt inzwischen, dass der Vorfall auf eine ukrainische Flugabwehrrakete zurückzuführen ist.
Laut Duda gibt es auch keine Beweise, dass die Rakete von russischer Seite abgefeuert wurde, doch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj meldete Zweifel an.
Er forderte eine Beteiligung an der Untersuchung und unterstrich die Erkenntnisse der ukrainischen Seite, die allerdings nicht vor Ort war: "Ich habe nicht den geringsten Zweifel an dem Bericht, den mir der Befehlshaber der Luftwaffe und Oberbefehlshaber Zaluzhnyi am Abend vorgelegt hat. Ich habe keine Zweifel an der Tatsache, dass es nicht unsere Rakete war, sondern ein Raketenangriff."
Russland kritisiert Informationspolitik
Das russische Außenministerium bestellte den polnischen Botschafter in Russland ein. Der Kreml warf Polen eine irreführende Informationspolitik vor. Warschau habe jede Möglichkeit gehabt, sofort zu sagen, dass es um Teile eines Flugabwehrsystems S-300 geht. Die russische Regierung hatte bereits kurz nach dem Vorfall vehement jeglichen Beschuss des polnisch-ukrainischen Grenzgebietes bestritten.
Auch die Haltung des Pentagon ist eindeutig. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bestätigte eine frühzeitige Annahme von US-Präsident Joe Biden, kritiserte aber auch Russland: "Wir haben nichts gesehen, was der vorläufigen Einschätzung von Präsident Duda widerspricht, dass diese Explosion höchstwahrscheinlich auf eine ukrainischen Luftabwehrrakete zurückzuführen ist, die unglücklicherweise in Polen gelandet ist. Und was auch immer die endgültigen Schlussfolgerungen sein mögen, die Welt weiß, dass Russland letztlich die Verantwortung für diesen Vorfall trägt."
Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow forderte die Einrichtung einer Flugverbotszone. Dies sei erforderlich, um unkontrollierte Raketen abzuschießen und auch die EU- und Nato-Staaten zu schützen.