"Rose, meine Rose" - Dramen in der Großstadt Antakya

Kasim Gündüz verlor bei dem Erdbeben in Antakya seine Frau und einen Sohn
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Von Anelise BorgesEuronews
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In Antakya unweit der südtürkischen Mittelmeerküste leben mehrere hunderttausend Menschen. Viele von ihnen stehen nach den Erdbeben vom Montag vor dem Nichts. Euronews-Korrespondentin Anelise Borges berichtet aus Antakya.

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Antakya ist eine südtürkische Stadt unweit der Mittelmeerküste und besonders stark durch die Erdbeben vom Montag zerstört. Heimat für über 300 000 Menschen, von denen jetzt viele obdachlos geworden sind. Überalll im Stadtgebiet sind Helfer:innen im Einsatz, macnhe von ihnen seit Montag und fast pausenlos.

Euronews-Korrespondentin Anelise Borges hat sich in Antakya umgesehen. Hier folgt ihr Bericht: "Heute ist der vierte Tag, seit die Türkei von einem Erdbeben der Stärke 7,8 und einer Reihe von Nachbeben heimgesucht wurde. Dadurch stürzte die Türkei in eines der dunkelsten Kapitel seit Jahrzehnten. 

Viele der Überlebenden in dieser Region sind ohne Unterkunft, Strom, fließendes Wasser, Heizung oder Brennstoff, und die Weltgesundheitsorganisation warnt, dass sich eine noch größere Krise entwickeln könnte. 

Viele sind jetzt an den Such- und Rettungsmaßnahmen beteiligt während andere einfach nur warten. Sie warten auf eine Chance, in ihre zerstörten Wohnungen zu gelangen, um Dinge zu holen, die ihnen besonders wichtig sind. Sie warten auf Nachrichten von Angehörigen und darauf, zu verstehen, was am vergangenen Montag mit ihrem Leben geschehen ist."

"Ich habe seinen Namen gerufen"

In weiten Teilen gleicht die 300.000-Einwohner-Stadt, die wenige Kilometer entfernt vom Mittelmeer liegt, einer Trümmerwüste. Kasim Gündüz berichtet, dass er seine Frau und seinen Sohn plötzlich aus den Augen verloren hat. Er schildert die letzten Sekunden des Zusammenseins mit seiner Frau und seinem Sohn: "Wir haben uns umarmt. Wir haben nicht einmal fünfmal den Namen Gottes gesagt. Das Gebäude bewegte sich vor und zurück, und alles stürzte ein, und wir gingen unter. Der Name meines Sohnes ist Hikmet. Ich habe seinen Namen gerufen und er hat von irgendwo geantwortet. Ich sagte ihm, er solle geduldig sein. 

Der Name meiner Frau ist Shefika, ich rief sie: Rose, meine Rose...und dann: Shefika, aber ich konnte nichts von ihr hören. Es war überhaupt kein Ton zu hören. Möge Gott dies niemandem zeigen. Wir waren 52 Jahre lang verheiratet, unser jüngstes Kind ist 42 Jahre alt."

Kasim Gündüz sagt, er warte auf die sterblichen Überreste seiner Frau. Die Leiche seines Sohnes wurde bereits geborgen und befindet sich in einem Plastiksack. Wie Kasim Gündüz geht es Zehntausenden von Menschen in den Straßen von Antakya.

"Alle drei Stockwerke stürzten auf uns"

Sie warten auf Neuigkeiten von geliebten Menschen. Im Geiste verfolgt von den Szenen dessen, was hier in den frühen Morgenstunden des vergangenen Montags geschah. 

Ein älterer Mann berichtet: "Meine Frau sagte mir, dass das Haus wackelt. Und ich sagte ihr, nein, das tut es nicht. Dann sah ich nach oben und die Säulen und drei Stockwerke stürzten auf uns. Die ganzen drei Stockwerke stürzten auf uns ein."

Die Behörden haben alle Hände voll zu tun, um das Ausmaß der Katastrophe zu bewältigen. Die Rettungsteams sind erschöpft. Nicht wenige von ihnen begnügten sich freiwillig mit kurzen Ruhepausen. Es kommt zwar immer wieder neue Hilfe, aber es scheint, als ob sie nie genug wäre. Und die Wut wächst unter vielen Meschen in Antakya. Die meisten Vorwürfe richten sich gegen die Behörden. Ihnen wird eine schlechte Vorbereitung auf mögliche Erdbeben und ein schleppendes Krisenmanagement vorgeworfen.

Wenn Sie für die Opfer spenden wollen...

Caritas International, Unicef, das Deutsche Rote Kreuz und die Diakonie Katastrophenhilfe haben sich zum Aktionsbündnis Katastrophenhilfe zusammengeschlossen. Spenden können Sie über IBAN: DE65 100 400 600 100 400 600 BIC: COBADEFFXXX oder im Internet.

Schon vor Ort in der Türkei hilft ISAR Germany. Für die Rettungsteams können Sie ONLINE spenden. IBAN: DE25 3702 0500 0001 1825 00 BIC: BFSWDE33xxx

Ärzte ohne Grenzen unterstützt Krankenhäuser auch in Syrien. Spenden kann man auf der Webseite oder unter IBAN: DE72 3702 0500 0009 7097 00; BIC: BFSWDE33XXX

In Österreich gibt es NACHBAR IN NOT - Erdbebenopfer Türkei und Syrien im Internet oder unter IBAN: AT75 2011 1400 4004 4001 BIC: GIBAATWWXXX

Ebenfalls vor Ort im Einsatz ist die internationale Hilfsorganisation Save the Children. Für sie spenden können Sie hier.

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