30 verletzte Nato-Soldaten bei Ausschreitungen im Nord-Kosovo

KFOR-Nato-Soldaten im Kosovo
KFOR-Nato-Soldaten im Kosovo Copyright Bojan Slavkovic/AP
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Von Julika Herzog mit dpa, AP, AFP
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30 Nato-Soldaten wurden bei Zusammenstößen mit militanten Serben im Nord-Kosovo verletzt, viele der Verletzten sind italienischer Nationalität. Bei den Zusammenstößen wurden auch mehr als 50 serbische Demonstranten verletzt.

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Bei Zusammenstößen im mehrheitlich von Serben bewohnten Norden des Kosovos sind 30 Soldaten der Nato-geführten Kosovo-Schutztruppe KFOR verletzt worden, unter ihnen 19 Ungarn und 11 Italiener. Sie erlitten Verletzungen, darunter Knochenbrüche und Verbrennungen, teilte die Schutztruppe am Dienstagmorgen in Pristina mit.

Vor dem Gemeindeamt im Ort Zvecan hatten militante Serben gegen die Amtsübernahme eines albanischstämmigen Bürgermeisters protestiert, der nach dem Boykott der Kommunalwahlen durch die serbische Mehrheit im Norden im April gewählt worden war.

Bei den Zusammenstößen wurden laut dem Krankenhaus in der nahen Stadt Mitrovica auch 53 Serben verletzt.

Meloni: "Wir werden keine weiteren Angriffe auf die KFOR dulden"

Die KFOR-Soldaten lösten den gewalttätig gewordenen Protest auf, wie örtliche Medien berichteten. Dabei setzten sie Blendgranaten und Tränengas ein. Die Menge bewarf sie wiederum mit Steinen, Brandsätzen, Flaschen und anderen Gegenständen.

Viele der verletzten NATO-Soldaten kommen aus Italien, Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verurteilte den Angriff scharf:

"Was hier geschieht ist absolut inakzeptabel und unverantwortlich. Wir werden keine weiteren Angriffe auf die KFOR dulden", schrieb sie in einer auf Twitter veröffentlichten Mitteilung.

Die Nato verurteilte die Angriffe auf die KFOR-Truppen ebenfalls scharf. "Solche Angriffe sind völlig inakzeptabel. Die Gewalt muss sofort aufhören. Wir rufen alle Seiten auf, von Handlungen Abstand zu nehmen, die die Spannungen weiter anheizen, und in einen Dialog einzutreten", hieß es von einer Sprecherin der Militärallianz.

Vučić macht kosovarische Regierung verantwortlich

Auch Serbiens Präsident Aleksandar Vučić reagierte und machte den kosovarischen Ministerpräsident Albin Kurti für die Unruhen verantwortlich. Er besuchte nahe der Grenze zum Kosovo stationierte Einheiten.

Letzte Woche hat Serbien die Armee in höchste Alarmbereitschaft versetzt und die Truppen in der Nähe der Grenze zum Kosovo verstärkt. Die Spannungen zwischen dem Kosovo und Serbien nehmen seit Monaten zu.

„Wir haben unsere Kräfte der Situation entsprechend dort eingesetzt, wo wir es für notwendig halten. Wir werden mit unserer Armee viele Orte besuchen. Wir werden das Pogrom des serbischen Volkes nicht zulassen“, so Vučić.

Deutschland, die USA, Großbritannien, Frankreich und Italien kritisierten das Vorgehen der Kosovo-Polizei vergangene Woche mit ungewöhnlich deutlichen Worten. "Wir verurteilen die Entscheidung des Kosovos, sich trotz unserer Aufrufe zur Zurückhaltung den Zugang zu den Gemeindegebäuden im Nord-Kosovo erzwungen zu haben", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Außenministerien der fünf Länder. Über die Anordnung der Bereitschaft für die serbischen Streitkräfte zeigten sich die westlichen Länder "besorgt".

Boykottierte Kommunalwahlen - nur 3,5 Prozent Wahlbeteiligung

Im fast ausschließlich von Serben bevölkerten Norden des Kosovos richten sich die Proteste der örtlichen Bevölkerung gegen die Einsetzung neuer Bürgermeister, die aus Wahlen im Vormonat hervorgegangen waren und aus albanischen Parteien stammen. Die Wahlen waren von fast allen Serben boykottiert worden. Die Wahlbeteiligung lag deshalb bei nur 3,5 Prozent.

Der kosovovarische Ministerpräsident Albin Kurti wiederum machte das Nachbarland Serbien für die Ausschreitungen verantwortlich. Bei den Demonstranten im Norden handle es sich zum Großteil um "einen Haufen Extremisten unter Anleitung des offiziellen Belgrads", sagte er am späten Montagabend nach Angaben seines Amtes in einem Gespräch mit westlichen Botschaftern.

Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo erklärte sich 2008 für unabhängig. Serbien erkennt die Eigenstaatlichkeit seiner einstigen Provinz nicht an und verlangt die Rückgabe. Zugleich schürt es immer wieder Spannungen unter der serbischen Bevölkerung des Kosovos.

Die Unruhen hatten sich über die letzten Tage hoch geschaukelt. Die Serben im nördlichen Landesteil wollen die Hoheit der kosovarischen Regierung nicht anerkennen.

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