Haben wir die Energiekrise hinter uns?

Ein heisser Sommer hätte indirekte Effekte auf den Energiebedarf, weil dann mehr Gas zur Stromerzeugung gebraucht wird
Ein heisser Sommer hätte indirekte Effekte auf den Energiebedarf, weil dann mehr Gas zur Stromerzeugung gebraucht wird Copyright Michael Sohn/Copyright 2022 The AP. All rights reserved
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Von Julien Pavy
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Europa blickt bereits jetzt mit Sorge auf den nächsten Winter - aus den gleichen Gründen wie letztes Mal. Werden die Gasspeicher voll genug sein, um ausreichend heizen zu können, könnte es zu Stromausfällen kommen?

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Aus Expertensicht ging es letzten Winter um schnelle Reaktion in einer Krise, die aber bis heute nicht grundsätzlich gelöst sei, so Thierry Bros, Professor an der Sciences Po Paris. 

"Um eine Energiekrise zu lösen, muss man in zusätzliche Produktion investieren, und das haben wir noch nicht getan. Was die Europäische Kommission bisher getan hat, ist, Subventionen bereitzustellen, um unseren Landsleuten bei der Bewältigung dieser steigenden Rechnungen zu helfen, aber wir haben keine neuen Projekte gestartet."

Thierry Bros, Professor an der Sciences Po Paris

Um eine massive Reduzierung der russischen Gaslieferungen zu ermöglichen, hat sich die Europäische Union einerseits für einen sparsamen Umgang mit Energie entschieden, andererseits hat sich Europa andere Lieferanten gesucht. Die Einfuhren an verflüssigtem Erdgas, besonders aus den USA, sind massiv gestiegen.

Der Umstieg auf Flüssiggas hat zu einem überraschenden Bedarf an LNG-Terminals geführt - allein Deutschland hat im Januar drei gebaut.

Infolge dieser Anpassungsstrategie lagen die Gasvorräte in der Europäischen Union am 30. Mai bei rund 68 % und damit auf einem für diesen Zeitraum hohen Niveau. Trotzdem schließen Experten ein Worst-Case-Szenario für die kommende kalte Jahreszeit noch nicht aus. 

Käme ein strenger Winter oder vielleicht ein heißer Sommer...

Schwer zu kalkulieren ist der daraus resultierende Strombedarf, wenn zum Beispiel französische AKW abgeschaltet werden müssten, so Patrice Geoffron, Direktor am Zentrum für Geopolitik und Rohstoffe: 

"Es kommt darauf an, wie dieser Sommer wird. Eine Dürre wäre plausibel, die Wassermangel verursachen könnte, Stress für die Wasserstände in Europa, mit einer Auswirkung sowohl auf die Wasserkraft als auch auf die nukleare Stromerzeugung. Es hätte zwar keine direkte Auswirkung auf den Gas- und Stromverbrauch, aber eine indirekte Auswirkung, weil wir in diesem Fall mehr Gas im Stromsystem zur Stromerzeugung verwenden müssten.

Patrice Geoffron, Direktor, Zentrum für Geopolitik und Rohstoffe

Und die Internationale Energieagentur hat eine weitere Bedrohung für die Energiesicherheit Europas ausgemacht: die steigende Nachfrage nach Erdgas aus China... Ein Wettbewerb, der die Preise weiter treiben könnte.

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