"Krisenwinter": Erneuerbare und 12 Mrd. € Einsparungen stoppen Rückkehr zu Fossilen

Die geringere Nachfrage im Winter führte zu Stromeinsparungen in Höhe von 12 Mrd. €.
Die geringere Nachfrage im Winter führte zu Stromeinsparungen in Höhe von 12 Mrd. €. Copyright Christof STACHE/AFP
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Von Rosie Frost
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Fast alle EU-Staaten haben im vergangenen Winter ihren Energiebedarf gesenkt. Einige Kürzungen erfolgten freiwillig, andere waren auf die Kosten zurückzuführen.

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Laut dem Energie-Thinktank Ember haben erneuerbare Energien im vergangenen Winter zum ersten Mal mehr Energie in der EU erzeugt als fossile Brennstoffe.

Bei einem Rückgang der Energienachfrage um 7 Prozent sank die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen im Vergleich zu 2021 um 12 Prozent. Die Stromerzeugung aus Kohle ging um 11 Prozent und die aus Gas um 13 Prozent zurück, und das trotz der Befürchtung, dass sich EU-Länder auf Kohle zurückgreifen könnten beim Versuch, sich vom russischen Gas zu lösen.

Von den 18 EU-Ländern, die noch Kohlekraft nutzen, haben 15 ihre Kohleverstromung im vergangenen Winter reduziert. Auf Polen und Deutschland - die größten Nutzer dieses fossilen Brennstoffs - entfielen 70 Prozent des Rückgangs. In Polen erreichte der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung einen neuen Tiefpunkt und fiel zum ersten Mal überhaupt unter zwei Drittel der gesamten Stromerzeugung.

Portugal verzeichnete den größten prozentualen Rückgang aller EU-Länder, nachdem es sein einziges verbliebenes Kohlekraftwerk im Winter 2021 abgeschaltet hatte.

Europa hat im Winter eine Energiekrise überstanden

Die Analyse von Ember zeigt, dass erneuerbare Energien wie Wind und Sonne von Oktober 2022 bis März dieses Jahres zum ersten Mal mehr Energie produzierten als fossile Brennstoffe. Sie machten 40 Prozent der Energie in der EU aus, verglichen mit 37 Prozent aus fossilen Brennstoffen.

Die Denkfabrik sagt auch, dass die Stromerzeugung aus Kohle und Gas noch weiter zurückgegangen wäre, wenn es nicht zu längeren Ausfällen im französischen Kernkraftnetz gekommen wäre.

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Solarpaneele und Windturbinen im Hintergrund in der Nähe der spanischen Stadt Milagro in Navarra.ANDER GILLENEA/AFP or licensors

"Europa hat einen Krisenwinter mit steigenden Energiekosten und Versorgungsproblemen erlebt, die durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine ausgelöst wurden", sagt Ember-Analyst Dr. Chris Rosslowe.

"Die EU hat diese schwierigen Monate überstanden, aber sie kann sich in den kommenden Jahren nicht allein auf Notfallsenkungen und mildes Wetter verlassen."

Dr. Rosslowe fügt hinzu, dass sich die EU so schnell wie möglich von fossilen Brennstoffen trennen muss, um die Energieversorgung stabil zu halten.

Senkung der Energienachfrage spart Strom im Wert von 12 Mrd. Euro

Fast alle EU-Mitgliedstaaten haben im vergangenen Winter ihren Strombedarf gesenkt. Aber nur Rumänien, die Slowakei und Griechenland erreichten das freiwillige Ziel von 10 Prozent, das im vergangenen Jahr durch eine EU-Notverordnung festgelegt wurde.

Im Durchschnitt sank die Nachfrage zwischen November und März um 6,2 Prozent, wodurch Strom im Wert von 12 Milliarden Euro eingespart wurde.

Laut Ember ist dieser Rückgang zum Teil auf die überdurchschnittlich hohen Temperaturen in ganz Europa zurückzuführen, aber auch die Maßnahmen der Regierungen und Bürger zum Energiesparen haben eine Rolle gespielt. Alle EU-Länder erfüllten das verbindliche Ziel, den Verbrauch während der Spitzenzeiten um 5 Prozent zu senken - mit Ausnahme von Irland.

Einige Kürzungen waren freiwillig, andere wurden durch die Kosten erzwungen. Jüngste Eurostat-Zahlen zeigen, dass die durchschnittlichen Strompreise in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 ein Rekordhoch erreichten.

Nach einem deutlichen Kostenanstieg, der bereits vor dem Einmarsch Russlands in der Ukraine eingesetzt hatte, schnellten die Preise Ende des Jahres erneut in die Höhe. Die Stromkosten für private Haushalte stiegen in allen EU-Mitgliedstaaten mit Ausnahme von Malta und den Niederlanden.

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