Gleich fünf EU-Mitgliedsstaaten wollen die Import-Beschränkungen für Getreide aus der Ukraine aufrechterhalten. Sie befürchten sonst einen Preisverfall. Bedenken, die den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf die Palme bringen.
Der Getreideanbau und -handel ist von existenzieller Bedeutung für die Ukraine, oft auch als Brotkorb Europas bezeichnet. Neben der neuen Seeblockade Russlands drohen jetzt weitere Exporteinschränkungen seitens der EU, weil sich fünf osteuropäische Mitglieder (Polen, Ungarn, Slowakei, Rumänien und Bulgarien) für eine Verlängerung der Maßnahmen über den 15. September hinaus starkmachen. Sie befürchten anderenfalls einen Preisverfall.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, es dürfe keine Beschränkungen mehr geben: "Jede Verlängerung dieser Einschränkungen ist absolut inakzeptabel und klar nicht europäisch. Europa verfügt über die institutionelle Fähigkeit, rationaler zu handeln, als eine Grenze für ein bestimmtes Produkt zu schließen. Wir arbeiten sehr aktiv mit allen zusammen, um eine Lösung zu finden, die dem Geist unseres Europas entspricht."
USA mischen sich ein
Seit die Regierung in Moskau das Abkommen über ukrainische Getreideexporte gekündigt hat, haben russische Drohnen und Raketen ukrainische Silos und Hafenanlagen getroffen. Russland warnte Frachter vor dem Anlaufen von ukrainischen Häfen.
Die USA erheben den Zeigefinger. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, sagte vor Medien in Washington: "Die Maßnahmen des Kremls, einschließlich der Aussetzung seiner Teilnahme an der Schwarzmeer-Getreideinitiative, haben zu erheblichen Schwankungen bei den Lebensmittelpreisen geführt, was verarmte und am stärksten betroffene Gebiete der Welt am stärksten treffen wird. Wir fordern Russland nachdrücklich auf, die Nahrungsmittelversorgung nicht mehr ins Visier zu nehmen und sofort zur Schwarzmeer-Getreideinitiative zurückzukehren."
Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte bereits eindringlich vor den Folgen der Aussetzung des Getreideabkommens für die ärmsten Länder. Innerhalb einer Woche ist der Preis für Weizen um mehr als 14 % und der für Mais um mehr als 10 % gestiegen.