"Viele könnten sterben": UN kritisieren Moskaus Aufkündigung des Getreideabkommens

UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths bei einer Sitzung in New York
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Von Euronews mit dpa
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UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths nannte Russlands Rückzug aus dem Getreideabkommen "enttäuschend"

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einem Gespräch mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan auf eine Rückkehr zum Abkommen für den Getreideexport über das Schwarze Meer gedrängt. "Die Öffnung des Getreidekorridors hat absolute Priorität", teilte Selenskyj nach einem Telefonat mit Erdogan am Freitagabend in Kiew mit. "Zusammen müssen wir eine globale Ernährungskrise verhindern."

Nach der Aufkündigung des Abkommens durch Russland am Montag gibt es eine neue Seeblockade. Moskau hat den Getreidefrachtern die Sicherheitsgarantien in den von ihm kontrollierten Regionen des Schwarzes Meeres entzogen.

"Wegen Russlands Handlungen ist die Welt erneut am Rande einer Lebensmittelkrise. Insgesamt 400 Millionen Menschen in vielen Ländern Afrikas und Asiens sind einem Hungerrisiko ausgesetzt", teilte Selenskyj weiter mit. 

Durch das vor einem Jahr mit den Kriegsparteien Russland und der Ukraine unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen geschlossene Abkommen konnte Kiew weiter sein Getreide über das Schwarze Meer verschiffen lassen. Durch den Verkauf erzielte die Ukraine für ihren Haushalt wichtige Einnahmen.

UN: "Viele könnten sterben"

In New York haben die Vereinten Nationen vor der Verschärfung weltweiter Hungersnöte gewarnt. Für die 362 Millionen Menschen in 69 Ländern, die auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen seien, sei Moskaus Entscheidung "eine Bedrohung für ihre Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder und ihrer Familien", sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths. "Sie sind nicht traurig, sie sind wütend. Sie haben Angst, sie sind besorgt. Einige werden hungern, andere werden verhungern. Viele könnten an den Folgen dieser Entscheidungen sterben."

Die UN-Beauftragte für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo, warnte Russland vor einer Eskalation der Situation im Schwarzen Meer: "Jegliche Gefahr eines Übergreifens eines Konflikts infolge eines militärischen Zwischenfalls im Schwarzen Meer, sei es vorsätzlich oder unabsichtlich, muss unter allen Umständen vermieden werden, da dies möglicherweise katastrophale Folgen für uns alle haben könnte."

Russland sieht UN am Zuge

Der russische Vizeaußenminister Sergej Werschinin sieht hingegen die Vereinten Nationen am Zuge für ein mögliches neues Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer. "Der Ball liegt - wie jetzt manchmal gesagt wird – auf der Seite unserer Partner, mit denen wir gearbeitet haben. Wir warten jetzt auf eine Reaktion von ihnen", sagte Werschinin am Freitag in Moskau vor Journalisten.

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