Insgesamt 45 Personen wurden angeklagt, nachdem Dutzende Bewaffnete im September letzten Jahres die kosovarische Polizei angegriffen und sich in einem orthodoxen Kloster verbarrikadiert hatten. Es kam zu einem tagelangen Schusswechsel, bei dem drei Menschen starben.
In einem Prozess, der am Mittwoch im Kosovo begann, haben drei Serben auf "nicht schuldig" plädiert. Sie sollen an einem bewaffneten Vorfall im vergangenen Jahr beteiligt gewesen sein.
Bei dem Überfall töteten etwa 30 serbische Bewaffnete einen kosovo-albanischen Polizisten, bevor sie sich in einem orthodoxen Kloster in Banjska, einem Dorf nahe der serbischen Grenze zum Kosovo, verbarrikadierten.
Der Vorfall löste ein stundenlanges Feuergefecht aus. Es war einer der schlimmsten Zusammenstöße seit der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo von Serbien im Jahr 2008. Drei Angreifer wurden dabei getötet.
Der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti beschuldigte Belgrad, in den Vorfall verwickelt zu sein. Er sagte, das Ganze sei Teil eines größeren Plans zur Annexion eines Teils des Kosovo. Serbien solle dafür zur Verantwortung gezogen werden.
Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, Belgrad zur Auslieferung der restlichen Bewaffneten zu drängen, die sich nach dem 12-stündigen Gefecht nach Serbien zurückgezogen hatten.
Belgrad weist die Anschuldigungen zurück und besteht darauf, dass die Angreifer auf eigene Faust gehandelt hätten.
Umstrittener Geschäftsmann in Abwesenheit angeklagt
Zu den in Abwesenheit Angeklagten gehört Milan Radoičić, ein Politiker und wohlhabender Geschäftsmann mit Verbindungen zu Serbiens regierender populistischer Partei SNS sowie Präsident Aleksandar Vučić.
Belgrad erklärte, Radoičić und die beteiligte paramilitärische Gruppe hätten auf eigene Faust gehandelt. Radoičić wurde nach der Schießerei kurzzeitig festgenommen, unter anderem wegen des Verdachts auf kriminelle Verschwörung und unerlaubten Waffenbesitzes.
Radoičić selbst, gegen den die USA und das Vereinigte Königreich wegen angeblicher Finanzkriminalität Sanktionen verhängt haben, wies die Vorwürfe zurück. Er gab jedoch zu, dass er mit der an der Schießerei beteiligten Gruppe in Verbindung stand.
Staatsanwalt Naim Abazi sagte, die Angeklagten hätten unter dem Kommando von Radoičić versucht, die Abspaltung der mehrheitlich serbischen Gemeinden, insbesondere im nördlichen Teil des Kosovo zu unterstützen und sich Serbien anzuschließen.
Arianit Koci, ein Anwalt, der die Familie des getöteten kosovarischen Offiziers Afrim Bunjaku vertritt, betonte, er erwarte, dass die drei Angeklagten aufgrund von „unwiderlegbaren Beweisen“ verurteilt werden.
Sowohl EU- als auch US-Beamte forderten Belgrad auf, bei der Verurteilung der Täter mitzuhelfen. Beide Länder seien dazu aufgerufen, die im Februar und März letzten Jahres getroffenen Vereinbarungen zur Erhaltung des Friedens umzusetzen.
Dazu gehöre einerseits die Zusage des Kosovo, eine Gemeinschaft serbischer Gemeinden in den mehrheitlich serbischen Gebieten, insbesondere im Norden des Landes, einzurichten, sowie andererseits die de facto Anerkennung der ehemaligen serbischen Provinz durch Serbien.
Der Prozess fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen vor dem Bezirksgericht von Pristina statt. Die drei Angeklagten müssen sich wegen Verletzung der verfassungsmäßigen und rechtlichen Ordnung, terroristischer Aktivitäten, Finanzierung des Terrorismus und Geldwäsche verantworten.
Im Falle einer Verurteilung droht den Angeklagten eine lebenslängliche Höchststrafe.