Der Bürgerkrieg in Syrien is zu Ende. Die Rebellen sind in die Hauptstadt Damaskus eingedrungen. Präsident Assad ist geflohen. Die Regierung will die Macht an die Aufständischen übergeben.
Die 50-jährige Herrschaft der Familie Assad über Syrien ist zu Ende.
Die syrischen Rebellen sind in die Hauptstadt Damaskus eingedrungen. Staatspräsident Bashar Al-Assad ist offenbar aus dem Land geflohen.
Das syrische Staatsfernsehen strahlte eine Videoerklärung einer Gruppe von Männern aus, in der es hieß, Präsident Bashar Al-Assad sei gestürzt und alle Häftlinge in den Gefängnissen seien freigelassen worden.
Der Mann, der die Erklärung verlas, sagte, der Operationsraum zur Eroberung von Damaskus, eine Oppositionsgruppe, habe alle Oppositionskämpfer und Bürger dazu aufgerufen, die staatlichen Institutionen des „Freien Syrischen Staates“ zu bewahren.
Zuvor hatte eine Experte, der die Lage in Syrien überwacht erklärt, Assad habe das Land mit unbekanntem Ziel verlassen. Er vor den Aufständischen geflohen, die im Begriff seinen nach Damaskus einzudringen.
Der syrische Ministerpräsident Mohammed Ghazi Jalali erklärte, die Regierung sei bereit, der Opposition „die Hand zu reichen“ und ihre Funktionen einer Übergangsregierung zu übergeben.
„Ich bin in meinem Haus und habe es nicht verlassen, und zwar, weil ich diesem Land angehöre“, sagte Jalili in einer Videobotschaft. Er sagte, er werde am Morgen in sein Büro gehen, um seine Arbeit fortzusetzen, und forderte die syrischen Bürger auf, öffentliches Eigentum nicht zu beschädigen.
Er ging nicht auf Berichte ein, dass Assad geflohen sei.
In den frühen Morgenstunden des Sonntags teilte das syrische Armeekommando den Militärangehörigen mit, dass Assads 24-jährige Herrschaft zu Ende sei.
Rami Abdurrahman von der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press, Assad sei am Sonntag aus Damaskus geflohen.
Erst gestern hatten die oppositionelle Kräfte die Kontrolle über die zentralsyrische Stadt Homs, die drittgrößte Syriens, übernommen, nachdem die Regierungstruppen sie aufgegeben hatten.
Homs liegt an einer wichtigen Kreuzung zwischen Damaskus und den syrischen Küstenprovinzen Latakia und Tartus, der Hochburg Assads und Heimat eines russischen Marinestützpunkts.
Die Einnahme von Homs war ein großer Sieg für die Rebellen, die in einer Offensive, die am 27. November begann, bereits die Städte Aleppo und Hama sowie weite Teile des Südens erobert hatten.
Die Vorstöße der letzten Woche sind bei weitem die größten der letzten Jahre von Oppositionsfraktionen, angeführt von einer Gruppe, die ihre Ursprünge in al-Qaida hat und von den USA und den Vereinten Nationen als Terrororganisation angesehen wird.
Bei ihrem Versuch, die Assad-Regierung zu stürzen, sind die Aufständischen unter der Führung von HTS auf wenig bis gar keinen Widerstand der syrischen Armee gestoßen.
Die Einwohner von Damaskus haben begonnen, sich mit Vorräten für den täglichen Bedarf einzudecken. Tausende machen sich auf den Weg zur Grenze zum Libanon, um das Land zu verlassen.
Die UNO teilte mit, sie habe nicht unbedingt notwendiges Personal vorsorglich außer Landes gebracht.
Wo ist Assad?
Die syrischen Staatsmedien hatten zuvor Gerüchte zurückgewiesen, Assad sei aus dem Land geflohen, und erklärt, er erfülle seine Pflichten in Damaskus.
Arabische Medien zitieren jedoch die Rebellen und sagen, er sei in ein Flugzeug gestiegen und habe Syrien mit unbekanntem Ziel verlassen.
Am Freitag berichtete die britische Tageszeitung The Telegraph, Assads Familie habe Syrien verlassen und sei nach Russland geflogen. Allerdings wurde nicht gesagt, welche Familienmitglieder das Land verlassen oder in welche Stadt sie gereist seien.
Assad erhielt wenig bis gar keine Hilfe von seinen Verbündeten. Russlands Streitkräfte sind größtenteils in den Krieg in der Ukraine verwickelt, und die im Libanon beheimatete Hisbollah, die einst Tausende von Kämpfern zur Unterstützung von Assads Streitkräften entsandte, ist durch einen jahrelangen Konflikt mit Israel geschwächt.
Die Stellvertreter Irans in der gesamten Region wurden durch regelmäßige israelische Luftangriffe geschwächt.
Der designierte US-Präsident Donald Trump sagte am Samstag in einem Social-Media-Beitrag, die Vereinigten Staaten sollten es vermeiden, sich militärisch in Syrien zu engagieren. Er postete: „DAS IST NICHT UNSER KAMPF. LASSEN SIE IHN SICH ABSPIELEN. MISCHEN SIE SICH NICHT EIN!“
Unabhängig davon erklärte der nationale Sicherheitsberater von Präsident Joe Biden, die Biden-Regierung habe ebenfalls nicht die Absicht, in Syrien einzugreifen.