US-Präsident Donald Trump hat für mindestens drei Monate ein Flüchtlingsaufnahmeprogramm ausgesetzt, mit dem afghanische Flüchtlinge, die einst in ihrer Heimat für die USA arbeiteten, in die USA emigrieren könnten.
In Albanien warten tausende Afghanen, die in ihrer Heimat mit den USA zusammenarbeiteten und vor den Taliban aus ihrem Land geflohen sind, auf die Erteilung eines US-Visums. Durch die jüngste Entscheidung von US-Präsident Trump ist ihr Vorhaben noch ungewisser geworden.
Im Zuge des Abzugs des US-Militärs aus Afghanistan und der zunehmenden Gewalt der Taliban haben die Vereinigten Staaten unter Präsident Joe Biden den Kreis der gefährdeten afghanischen Bürger erweitert, die in den USA den Flüchtlingsstatus erhalten können. Dazu gehören auch Personal von in den USA ansässigen Nachrichtenorganisationen sowie in den USA ansässigen Hilfs- und Entwicklungsorganisationen und anderen Hilfsgruppen, die von den USA finanziert werden. Auch Mitarbeiter und ehemalige Mitarbeiter der US-Regierung und der NATO-Militäroperation, die nicht die Kriterien für das spezielle Programm erfüllen, können berücksichtigt werden.
Das Verfahren war jedoch mit einem wichtigen Vorbehalt verbunden, der die Zahl der Berechtigten stark einschränkte: Die Antragsteller mussten Afghanistan verlassen und in einem Drittland das Verfahren einleiten, das zwölf bis 14 Monate dauern konnte. Und die USA beabsichtigten nicht, ihre Ausreise oder ihren Aufenthalt dort zu unterstützen.
Mehr als 3.200 Afghanen, von denen sich viele für das spezielle Einwanderungsvisum (Special Immigrant Visa) qualifiziert haben, halten sich in Albanien auf. Dort wurden sie befragt und aufgefordert, die für die Bearbeitung ihrer Anträge erforderlichen Unterlagen vorzulegen.
US-Präsident Donal Trump hat nun aber in den ersten Tagen seiner Amtszeit angekündigt, das US-Flüchtlingsaufnahmeprogramm ab dem 27. Januar für mindestens drei Monate auszusetzen. In dieser Zeit werde der Minister für Innere Sicherheit in Absprache mit dem Außenminister dem Präsidenten einen Bericht darüber vorlegen, ob die Wiederaufnahme des Programms im Interesse der USA liege.
Die Trump-Regierung hat die Reisepläne von Flüchtlingen, denen die Einreise in die Vereinigten Staaten vor dem 27. Januar genehmigt worden war, gestrichen. Zu den Betroffenen gehören auch die mehr als 1.600 Afghanen, denen die Wiederansiedlung in den USA genehmigt worden war - darunter auch diejenigen, die während des Krieges an der Seite amerikanischer Soldaten gearbeitet haben, sowie Familienangehörige von aktiven US-Militärs.
Hoffnung auf den amerikanischen Traum
Viele afghanische Flüchtlinge in Albanien hoffen immer noch, dass die USA ihr Versprechen einlösen und ihnen eine Zukunft weit weg vom Regime der Taliban ermöglichen.
Entgegen anfänglichen Versprechungen einer gemäßigteren Herrschaft begannen die Taliban schon bald, Beschränkungen für Frauen und Mädchen durchzusetzen, diesen den Zugang zu öffentlichen Räumen und den meisten Arbeitsplätzen zu verwehren und die Schulbildung für Mädchen über die sechste Klasse hinaus zu verbieten.
In Shëngjin, einer albanischen Stadt an der Adriaküste etwa 70 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Tirana, fanden hunderte Afghanen vorübergehend Unterschlupf, nachdem die Taliban im August 2021 die Macht in Afghanistan übernommen hatten. Zu dieser Zeit befanden sich die US- und NATO-Truppen nach zwei Jahrzehnten Krieg in den letzten Wochen ihres Rückzugs, während die von den USA unterstützte afghanische Regierung und das Militär zerfielen.
Eine Frau, die aus Angst vor Konsequenzen für ihre Familie in Afghanistan nur als Palwasha N. bezeichnet werden möchte, betont, sie könne nicht nach Hause zurückkehren. Ihr Visum sei verweigert worden, weil sie in ihrem Antrag ein Ausbildungsprogramm ausgelassen habe.
Palwasha, die mit ihrem Mann, drei Töchtern im Teenageralter und einem Sohn zusammenlebt, erzählt, sie sei zu einem zweiten Gespräch geladen worden, um ihre Unterlagen zu klären, aber man habe ihr gesagt, sie solle sich in Albanien "integrieren".
"Es ist nicht leicht für mich, mich in Albanien zu integrieren. Ich spreche kein Albanisch. Ich bin nicht hierhergekommen, um mich in Albanien zu integrieren. Und selbst für Albaner ist es sehr schwierig, in ihrem eigenen Land einen Job und Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden. Wie können wir also hier leben?"
Tausende Afghanen haben sich in Albaniens Ferienorten an der Adria niedergelassen. Das NATO-Mitglied Albanien hatte sich zunächst bereit erklärt, flüchtende Afghanen vor ihrer endgültigen Ansiedlung in den USA ein Jahr lang aufzunehmen, dann aber zugesagt, sie länger zu behalten, wenn sich ihre Visa verzögern.