Bei dem Angriff auf das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis wurden mehrere Menschen, darunter auch ein ranghohes Hamas-Mitglied, getötet.
Das israelische Militär hat am Sonntagabend das Nasser-Krankenhaus in der Stadt Chan Junis angegriffen, das größte Krankenhaus im südlichen Gazastreifen. Palästinensischen Angaben zufolge sind dabei fünf Menschen getötet worden, darunter ein Mitglied des Hamas-Politbüros. Laut Hamas war dieser Ismail Barhum - und Ziel des Angriffs auf die zweite Etage der Klinik.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz lobte die Armee für die Tötung Barhums. Israels Armee führte den Angriff nach eigener Darstellung "mit präziser Munition" aus, um Schäden an der Umgebung so gering wie möglich zu halten.
Sie warf der Hamas vor, das Krankenhaus als Unterschlupf zu missbrauchen. Nach Darstellung der Hamas wurde Barhum in der Nasser-Klinik behandelt. Wie andere medizinische Einrichtungen im Gazastreifen wurde auch das Nasser-Krankenhaus im Laufe des Krieges immer wieder durch israelische Angriffe und Anschläge beschädigt.
Israelische Angriffe trafen in der Nacht zum Montag auch andere Gebiete im Gazastreifen, wobei nach Angaben von drei Kliniken mindestens 25 Palästinenser getötet wurden.
Dem Al-Ahli-Krankenhaus in der Stadt Gaza wurden in der Nacht zum Montag laut einer Klinikmitteilung die Leichen von elf Menschen gebracht, darunter vier Kinder. Bei einem der Angriffe seien zwei Kinder, ihre Eltern, ihre Großmutter und ihr Onkel getötet worden.
Ins Nasser-Krankenhaus in der Stadt Chan Junis im Süden des Küstengebiets wurden sieben Todesopfer von Angriffen in der Nacht und vier von Angriffen am Vortag gebracht. Das Europäische Krankenhaus erhielt drei Leichen nach einem Angriff nahe Chan Junis.
Ein Toter bei Terrorangriff im Norden Israels
Unabhängig davon berichteten israelische Medien, dass bei einem mutmaßlichen Terroranschlag in der Nähe der nordisraelischen Stadt Yokne'am eine Person getötet und eine weitere verwundet wurde.
Die israelische Polizei erklärte, der Verdächtige sei mit einem Auto in eine Bushaltestelle gefahren und habe versucht, Menschen zu überfahren, bevor er aus seinem Fahrzeug stieg und das Feuer auf vorbeifahrende Fahrzeuge eröffnete. Ein Grenzpolizist erschoss den Verdächtigen daraufhin am Tatort.
Nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes Magen David Adom erlag ein 70-jähriger Mann, der sich in kritischem Zustand befand, seinen Schussverletzungen. Ein weiterer 20-jähriger Mann wurde mit Stichwunden ins Krankenhaus gebracht und befindet sich weiterhin in einem kritischen Zustand, hieß es weiter.
Tausende in Rafah eingekesselt
Mehr als 50.000 Palästinenser sind nach Angaben des Gaza-Gesundheitsministeriums vom Sonntag seit Beginn des Krieges getötet worden.
Das israelische Militär behauptete, Dutzende von Kämpfern "eliminiert" zu haben, seit Israel am Dienstag den Waffenstillstand mit Angriffen beendete, die an einem der tödlichsten Tage des seit 17 Monaten andauernden Krieges Hunderte von Menschen töteten.
Stunden vor dem Angriff auf das Nasser-Krankenhaus am Sonntag wurden bei einem weiteren Angriff auf die humanitäre Zone von Muwasi der Hamas-Führer Salah Bardawil und seine Frau getötet.
Israel hatte am vergangenen Dienstag seine massiven Luftangriffe auf Ziele in Gaza wieder aufgenommen, nachdem seit dem 19. Januar eine zwischen beiden Seiten vereinbarte Waffenruhe gegolten hatte. Am Mittwoch startete die israelische Armee zudem einen neuen Bodeneinsatz.
Seitdem ist das israelische Militär auch tiefer in den Gazastreifen vorgedrungen. Tausende von Menschen sind in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen eingeschlossen, nachdem die israelischen Streitkräfte am Sonntag einen Teil der Stadt eingekreist hatten, wie palästinensische Beamte mitteilten.
Israel ordnete die Evakuierung des Viertels Tel al-Sultan an und wies die Menschen an, auf einer einzigen Route zu Fuß nach Muwasi zu gehen, einer ausgedehnten Ansammlung von Zeltlagern an der Küste.
Tausende flohen, aber viele wurden nach Angaben der Bewohner von den israelischen Streitkräften eingeschlossen.
Die Stadtverwaltung von Rafah teilte am Montag mit, dass noch Tausende eingeschlossen seien, darunter auch Ersthelfer des Zivilschutzes und des Palästinensischen Roten Halbmonds.
Wut auf Netanjahu wächst
Mindestens 600 Palästinenser wurden nach Angaben palästinensischer Gesundheitsbeamter getötet, seit Israel seine Angriffe auf den Gazastreifen wieder aufgenommen hat.
Die Unruhe in Israel wegen der Lage im Gazastreifen nahm am Sonntag zu. Die Wut auf Premierminister Benjamin Netanjahu wuchs, nachdem seine Regierung dem Generalstaatsanwalt das Misstrauen aussprach, der von vielen als Kontrolle der Macht seiner Koalition angesehen wird.
"Ich mache mir Sorgen um die Zukunft dieses Landes. Und ich denke, das muss aufhören. Wir müssen die Richtung ändern", sagte Avital Halperin, eine von Hunderten von Demonstranten vor Netanjahus Büro. Nach Angaben der Polizei wurden drei Personen verhaftet.
Der im Januar in Kraft getretene Waffenstillstand beendete die mehr als ein Jahr lang anhaltenden Kämpfe, die durch den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden waren. Dabei töteten die Kämpfer rund 1.200 Menschen, überwiegend Zivilisten, und nahmen 251 Geiseln. Die meisten Gefangenen wurden im Rahmen von Waffenstillstandsabkommen oder anderen Vereinbarungen freigelassen.
In der ersten Phase des jüngsten Waffenstillstands wurden 25 israelische Geiseln und die Leichen von acht weiteren im Austausch gegen fast 2.000 in Israel gefangene Palästinenser, darunter auch Minderjährige, freigelassen. Die israelischen Streitkräfte erlaubten Hunderttausenden von Menschen, nach Hause zurückzukehren. Die humanitäre Hilfe nahm zu, bis Israel Anfang des Monats alle Lieferungen nach Gaza einstellte, die Stromversorgung der zentralen Entsalzungsanlage kappte, was auch die Menge an verfügbarem Trinkwasser erheblich reduzierte.
Anfang Februar sollten die beiden Seiten eigentlich Verhandlungen über die nächste Phase der Waffenruhe aufnehmen, in der die Hamas die restlichen 59 Geiseln - von denen 35 als tot galten - im Austausch für weitere palästinensische Gefangene, einen dauerhaften Waffenstillstand und einen israelischen Rückzug freilassen sollte. Diese Gespräche haben nie stattgefunden.