Auch beim Delphi-Wirtschaftsforum waren der Krieg in der Ukraine und insbesondere die Zukunft der US-Unterstützung für das Land ein Thema.
Die USA und Russland sprechen weiter über einen Waffenstillstand in der Ukraine - aber ihre Absichten bleiben undurchsichtig. Die russischen Angriffe auf ukrainische Städte scheinen eher zuzunehmen und auch die US-amerikanischen Vorstellungen für einen Frieden in der Ukraine geben Anlass zur Sorge.
Entscheidend bleibt außerdem die Frage nach der Zukunft der US-Unterstützung für Kyjiw, ein Thema, das auf dem Delphi-Wirtschaftsforum besonders angesprochen wurde.
"In den USA herrscht große Skepsis"
"Ich glaube, die USA wollen nicht mehr geben, und das wurde auch unter Joe Biden deutlich. In den USA herrscht große Skepsis nach zwei langen Kriegen, die die USA in Afghanistan und im Irak begonnen haben, die aber nicht nach Plan verlaufen sind. Diese Zweifel gab es also schon vor Donald Trump. Ich denke, die Frage ist, ob die USA die grundlegende Unterstützung aufrechterhalten werden, einschließlich Starlink von Elon Musk und so weiter, und ob sie anderen Ländern erlauben, die Lücke zu füllen", so die Leiterin des Thinktanks Chatham House Bronwen Maddox gegenüber Euronews.
Maddox zufolge seien bestimmte europäische Länder daran interessiert, die Lücke zu füllen, die Washington in der Ukraine-Unterstützung hinterlassen könnte.
Zum Ansatz der USA, den Krieg zu beenden, meint Maddox, dass es sich um einen Ansatz handele, der keine spezifischen Prinzipien wie die Wahrung des Souveränitätsprinzips und die Unterstützung des Grundsatzes, dass die Bürger über ihre eigene Regierung entscheiden können, enthalte. "Er unterstützt das Prinzip, Kriege zu beenden, und das ist an sich nicht schlecht, denn Blutvergießen erzeugt Bitterkeit und macht es schwieriger, den Konflikt zu lösen, aber insgesamt ist er verwirrend und ohne klare Prinzipien", erklärt sie.
Auch im Hinblick auf die US-amerikanischen Beziehungen zu China kann das Schicksal der Ukraine niemanden im Weißen Haus gleichgültig lassen. Denn ein Sieg Russlands würde auch einen Erfolg für den wohl wichtigsten Kontrahenten der USA bedeuten.
"Das Bündnis zwischen Russland und China ist immer noch stark"
"Er (Trump) braucht sicherlich auch einen geopolitischen Erfolg. Nach Afghanistan, nach Kabul, nach einigen anderen Misserfolgen würde ich sagen, die USA können die Ukraine nicht einfach verlieren, können die Ukraine nicht einfach an Russland verkaufen. Und ich glaube, die Amerikaner sind sich auch zunehmend bewusst, dass das Bündnis zwischen Russland und China immer noch stark ist, dass Russland nicht die Seiten wechseln wird. Das ist ein Science-Fiction-Szenario", sagt Sławomir Sierakowski, Soziologe, politischer Analyst und Forscher bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, im Gespräch mit Euronews.
Obwohl sich die Ukraine auf dem Schlachtfeld weiter in einer schwierigen Lage befindet, ist Russland weit davon entfernt, die ursprünglich gesteckten Kriegsziele zu erreichen.
"Soweit ich weiß, und ich habe mit dem ukrainischen Außenminister gesprochen, gibt es auf ukrainischer Seite nicht viel Pessimismus, weil die Ukraine den Friedensbedingungen zustimmt. Der Druck liegt jetzt also auf Russland. Die Ukrainer warten ab. Den Ukrainern geht es an der Front nicht allzu schlecht. Sie wissen, dass die Ukraine im letzten Jahr etwa zwei Millionen Drohnen produziert hat und jetzt vier Millionen produzieren will. Das ist beachtlich. Außerdem weiß ich von Herrn Sybiha, dass die Ukraine nächstes Jahr vielleicht sogar ballistische Raketen oder ukrainische Patriots bekommt", fügt Sierakowski hinzu.
Kyjiw argumentiert, dass nur Putin von der Fortsetzung des Krieges profitiere, und betont gleichzeitig, dass der Krieg nun eine globale Dimension mit Auswirkungen nicht nur auf die Ukraine, sondern auch auf Europa, die USA und die internationale Ordnung habe.