Die Gedenkfeiern zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs werden in diesem Jahr von einem diplomatischen Konflikt überschattet.
In diesem Jahr finden zahlreiche Gedenkfeiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren in Deutschland statt.
Allerdings werden die Veranstaltungen von einem sich zuspitzenden diplomatischen Konflikt überschattet. Der ukrainische Botschafter forderte zuletzt den Ausschluss russischer Vertreter von den Gedenkfeiern.
Am Freitag wird in Torgau, Sachsen, dem sogenannten Elbe Day gedacht. Die Gedenkfeier zum Ende des Weltkriegs vor 80 Jahren soll die Unterstützung der Roten Armee der Sowjetunion bei der Niederwerfung des Nazi-Regimes würdigen.
Am Elbe Day trafen amerikanische und sowjetische Soldaten auf der zerstörten Elbe-Brücke aufeinander. Ein Foto des Handschlags von Torgau ging als Symbol für das Ende des Zweiten Weltkriegs um die Welt.
Ukrainischer Botschafter fordert Teilnahmeverbot für russische Vertreter
Als der russische Botschafter Sergej Netschajew sich im Vorfeld angemeldet hatte, protestierte der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev. Er forderte am Donnerstag, die Teilnahme Russlands an der Gedenkfeier zu unterbinden.
In einem russischen Großangriff auf die Ukraine mit Drohnen und Raketen wurden vergangene Woche mindestens zwölf Menschen getötet. Man könne den russischen Vertretern "an der Elbe nur auf eine Weise begegnen – mit Ausladung und Teilnahmeverbot", so Makeiev gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
"Sonst belohnt man Angriffskriege und verspottet den Friedensschwur als Farce." Russland habe diesen Schwur "mit einem völkermörderischen Angriffskrieg" brutal gebrochen, so der Ukrainer Makeiev.
Bereits Mitte April hatte das Auswärtige Amt einen Hinweis an Behörden auf allen Ebenen geschickt. Es wies auf die Möglichkeit hin, russische und belarussische Vertreter nicht zu den offiziellen Feierlichkeiten einzuladen.
Russischer Botschafter will trotzdem an Gedenkfeiern teilnehmen
Der russische Botschafter kritisierte das Vorgehen des Außenministeriums als „bittere Enttäuschung“ und sagte der Berliner Zeitung, die traditionellen Gedenkfeiern zum Jahrestag seien "Teil des Weges zu unserer Versöhnung", den solche Entscheidungen "gefährden".
Die Angelegenheit hat sich jedoch zu einem diplomatischen Streit entwickelt. Der russische Botschafter Sergej Netschajew sagte, er könne bei entsprechenden Veranstaltungen auch uneingeladen auftauchen.
"Wir brauchen keine besondere Einladung, um das Andenken an die sowjetischen Befreier und die Opfer des Nationalsozialismus [...] an öffentlich zugänglichen Orten zu ehren", sagte er am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.
In einer Erklärung auf der Webseite der russischen Botschaft heißt es, "dass die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, den entscheidenden Anteil der Roten Armee an der Zerschlagung des Nazismus und die kolossalen Opfer des Sowjetvolkes nicht von der jeweils aktuellen politischen Agenda abhängen, verdreht oder verschwiegen werden darf".
Gedenkfeiern zum Zweiten Weltkrieg vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine überschattet
Bereits bei einer anderen Gedenkfeier kam es aufgrund der Präsenz von Netschajew zu Kritik. In der Stadt Seelow im Osten von Berlin wurde Netschajew zwar nicht offiziell eingeladen, aber laut mehreren Quellen freundlich empfangen und begrüßt. Er trug das russische militärische Abzeichen, ein sogenanntes Georgsband.
Makeiev reagierte darauf empört, es sei eine "klare Verhöhnung der Opfer". Er sagte weiter: "Wer mit ihm an der Gedenkfeier teilnimmt, lässt sich instrumentalisieren und relativiert Russlands heutige Kriegsverbrechen."
Daraufhin folgte auch der Deutsche Bundestag den Empfehlungen des Auswärtigen Amts. Russland und Belarus wurden nicht zur Gedenkfeier im Bundestag am 8. Mai 2025 eingeladen. Deutsche Vertreter befürchteten, sie könnten die Veranstaltung für anti-ukrainische Propaganda "instrumentalisieren".