Der liberale Lee Jae Myung gewinnt laut Prognosen die Präsidentschaftswahl in Südkorea. Laut Nachwahlbefragung kommt er auf 51,7 Prozent der Stimmen, gefolgt von seinem konservativen Konkurrenten Kim Moon-soo mit 39,3 Prozent.
Bei den Präsidentschaftswahlen in Südkorea hat der liberale Kandidat der Demokratischen Partei, Lee Jae Myung, laut Nachwahlbefragung gewonnen. Er kommt laut ersten Prognosen auf 51,7 Prozent der Stimmen, gefolgt vom Kandidaten der konservativen Partei mit rund 39 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag mit über 78 Prozent auf dem höchsten Wert seit 1997.
Sollte sich dieses Ergebnis nach Auszählung der Stimmen bestätigen, hätte Lee einen deutlichen Sieg errungen. In Südkorea reicht bereits eine einfache Mehrheit, um Präsident zu werden.
Lee steht für einen Annährungskurs gegenüber China und dem Nachbarn Nordkorea. Er will erneuerbare Energien ausbauen und Arbeitnehmerrechte stärken.
Der 60-Jähre ehemalige Menschnerechtsanwalt ist Chef der linksliberalen DP.
Turbulenter Wahlkampf
Begonnen hatte die Wahlsaison Anfang Dezember, als der ehemalige Präsident Yoon Suk Yeol überraschend das Kriegsrecht ausrief. Angeblich, weil die linke Opposition von kommunistischen und staatsfeindlichen Kräften unterwandert sei. Beweise dafür gab es nicht.
Das Kriegsrecht wurde zwar nach nur wenigen Stunden vom Parlament für ungültig erklärt, doch es folgte ein monatelanges Chaos und das Land fiel in ein Machtvakuum. Erst Anfang April wurde der 64-Jährige Yoon vom Verfassungsgericht schließlich abgesetzt. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe wegen Hochverrats.
Bei der letzten Wahl vor drei Jahren unterlag Lee nur ganz knapp. Er gilt als polarisierende Figur - ihm drohen gleiche mehrere Strafverfahren unter anderem wegen Korruption und Verstoßes gegen das Wahlgesetz.
Als Präsident wird er allerdings Immunität genießen. Von einigen wurde er im Vorfeld als kleineres Übel unter beiden Kandidaten angesehen.
Das Erbe des Ex-Präsidenten wog schwer
Sein Wiedersacher war der 73-jährige Kim Moon Soo von der Regierungspartei PPP. Als Student sympathisierte er mit dem Kommunismus und engagierte sich für die Rechte von Arbeitern, wurde sogar zeitweise inhaftiert.
Doch nach dem in den 1980er und -90er Jahren einige kommunistische Staaten zusammenbrachen, änderte sich nach eigenen Angaben sein Weltbild.
Inzwischen gilt Kim als erzkonservativ. Er forderte einen harten Kurs gegen Nordkorea und ist für die Stationierung taktischer US-Nuklearwaffen auf südkoreanischem Boden. Doch das Erbe von Ex-Präsident Yoon, der der gleichen Partei angehört, wog wohl zu schwer.
Wirtschaftliche Themen dominant
Und doch standen für viele Koreanerinnen und Koreaner auch wirtschaftliche Themen im Vordergrund: hohe Preise, wenig Arbeit, kaum bezahlbarer Wohnraum in den Ballungsräumen. Besonders junge Menschen haben Probleme einen Job oder ein Zimmer zu finden, viele müssen länger zuhause wohnen, was wiederum auch viele Eltern belastet. Nicht umsonst stehen besonders wirtschaftliche Themen ganz oben in den Wahlprogrammen.
In Südkorea wird der Präsident nur für eine einzige, fünfjährige Legislaturperiode gewählt. Er hat relativ viel Macht: er ist Chef der Regierung, Oberbefehlshaber des Militärs und kann mit Präsidialverordnungen die Umsetzung einzelner Gesetze bestimmen.
Die Entscheidung für Lee wird also auch große Auswirkungen auf die Beziehungen des ostasiatischen Landes zu China, den USA und zu Europa haben.