Grob Aircraft beliefert die Luftstreitkräfte mehrerer Länder. Die Softwarechmiede Helsing, eines der wertvollsten KI-Start-Ups, hat Grob Aircraft für eine gemeinsame Produktion von KI-basierten Drohnen zur Verteidigung gekauft.
Das Rüstungs-Start-Up Helsing aus München kauft den Flugzeughersteller Grob Aircraft, ebenfalls aus Bayern. Damit will sich das Softwareunternehmen, das auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Rüstungssektor spezialisiert ist, breiter aufstellen und holt die Expertise zu Flugkörpern aus leichten Verbundwerkstoffen ins eigene Haus.
Grob Aircraft und Helsing bestätigten am Mittwoch den Deal. Finanzielle Details sind nicht bekannt - über die vertraglichen Bedingungen wurde Stillschweigen vereinbart.
Rüstungsdeal zweier deutscher Unternehmen: KI und Drohnen
"Wir sind beide absolut entschlossen, die Souveränität in Europas Verteidigungsindustrie zu stärken", sagte der Mitgründer und Co-Chef von Helsing, Gundbert Scherf. Ziel sei es, gemeinsam "Technologien der nächsten Generation für den Luftkampf" zu entwickeln.
Es fand bereits erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Grob Aircraft und Helsing statt. "Zusammen schaffen wir so eine einzigartige Partnerschaft, um Innovation in unserem Sektor ganz neu zu definieren", bekräftigt auch André Hiebeler, der geschäftsführende Gesellschafter von Grob Aircraft.
Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger begrüßt die Übernahme und bezeichnet sie als "Schritt zur Stärkung der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie". "Beide Unternehmen sind in ihrem Bereich jeweils führend. Innovationsgeist und langjährige Erfahrung gehen hier eine vielversprechende Partnerschaft ein", erklärte Aiwanger in einer Pressemitteilung.
Der Wirtschaftsminister geht davon aus, dass "künftig viele neue Arbeitsplätze dazukommen werden". Der Hauptsitz von Helsing ist in München, Grob Aircraft sitzt in Tussenhausen im Unterallgäu. Die Firma verfügt über einen Flugplatz vor Ort.
Helsing: Vom Software-Start-Up zum Drohnenproduzenten
Helsing wurde 2021 mit dem Ziel gegründet, Software auf der Grundlage künstlicher Intelligenz für den Verteidigungssektor zu entwickeln. Investoren bewerteten das Start-Up mit fünf Milliarden Euro.
Ende vergangenen Jahres hatte Helsing bereits die Eigenproduktion von Drohnen angekündigt und einen Prototypen vorgestellt. Der Einsatz künstlicher Intelligenz mache die Drohne nach eigenen Angaben resistent gegen elektronische Kriegsführung und Störmaßnahmen.
Dazu hat das Unternehmen eine erste Produktionsstätte in Süddeutschland in Betrieb genommen, die eine Produktionskapazität von 1.000 HX-2 Kampfdrohnen monatlich hat. Die Firma plante im Februar 2025 bereits weitere Produktionsstätten in Europa sowie die Lieferung von 6.000 Drohnen in die Ukraine.
"Der Krieg in der Ukraine zeigt täglich, dass moderne, präzise Technologie zahlenmäßige Nachteile gegenüber älteren Systemen ausgleichen kann", so Mitgründer Scherf. Die dezentrale Massenproduktion in Europa soll für die NATO interessant werden. "Das ermöglicht eine schnelle Produktion, stärkt die Abschreckung und schützt unsere Demokratien", sagt Niklas Köhler, ein weiterer Mitgründer von Helsing. HX-2 sei nur der Anfang.
Das Systemgewicht der HX-2 Drohne ist mit 12 Kilogramm angegeben, die maximale Geschwindigkeit mit bis zu 220 Kilometer pro Stunde. Ein bekannter Militärblogger und ukrainischer Soldat machte im März jedoch Kritik an der Drohne öffentlich. Oleksandr Karpyuk, der seit mehr als einem Jahrzehnt mit Militärdrohnen arbeitet, schrieb, dass der Sprengsatz der Drohne "Mist" sei und auf einem "sehr primitiven Zielsystem" beruhe. Auch der Preis der Drohne wurde bereits in Frage gestellt.
Grob Aircraft: Sport-, Segel- und Trainingsflugzeuge für die Luftwaffe
Grob Aircraft bietet Expertise bei der Herstellung von leichten Flugkörpern aus Verbundwerkstoffen. Der Hersteller arbeitet seit 1971 traditionell an Sport- und Segelflugzeugen, belieferte jedoch bereits auch die kanadische Luftwaffe mit Trainingsflugzeugen. Das Unternehmen bedient bisher militärische und auch zivile Kunden und agiert als Partner für Flugtrainingsprogramme weltweit.
Zuletzt wurden drei weitere G 120TP Trainingsflugzeuge an die schwedische Luftwaffe geliefert, die eine langjährige Partnerschaft mit dem Hersteller aus Bayern hat. Die Produktion hat nach Unternehmensangaben nur ein knappes halbes Jahr gedauert.
Mit Grob Aircraft holt das Software-Unternehmen einen Spezialisten für Flugzeuge an Board. Mehrere Flugzeuge des bayerischen Produzenten sollen Weltrekorde erreicht haben, etwa bei der Flughöhe.