Russland hat der Ukraine am Montag ein "Memorandum" vorgelegt, in dem es seine Bedingungen für einen Waffenstillstand sowie die wichtigsten Leitlinien für einen umfassenden Vertrag zur Beendigung des Konflikts darlegt. Darin sind Forderungen, die die Ukraine zuvor als nicht vertretbar bezeichnete.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies am Mittwoch den jüngsten Waffenstillstandsvorschlag Russlands als "Ultimatum" zurück und erneuerte seine Forderung nach direkten Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Selenskyj bezeichnete die Friedensgespräche vom Montag in Istanbul unter der Leitung des ukrainischen Verteidigungsministers Rustem Umerow und des russischen Präsidentenberaters Wladimir Medinskij als "politische Darbietung", bei der keine wirklichen Fortschritte im Hinblick auf einen Waffenstillstand erzielt worden seien.
Beide Seiten tauschten schriftliche Vorschläge für einen Waffenstillstand aus, wie sie sich ein Friedensabkommen vorstellen, aber die Hauptdifferenzen bleiben bestehen.
Selenskyj beschuldigte Moskau, die Verhandlungen zu nutzen, um auf Zeit zu spielen und sagte, der Vorschlag des Kremls enthalte Forderungen, die Kyjiw und seine westlichen Verbündeten bereits abgelehnt hätten.
"Ehrlich gesagt sieht dieses Dokument wie Spam aus", sagte Selenskyj.
Er bezeichnete die Verhandlungen in Istanbul als "künstliche Diplomatie", mit der Sanktionen hinausgezögert und die USA davon überzeugt werden sollen, dass Russland zum Dialog bereit sei.
Der ukrainische Regierungschef sagte, die Gespräche hätten "den gleichen Inhalt und Geist" wie die erfolglosen Verhandlungen in der türkischen Stadt in den ersten Tagen der russischen Invasion.
Selenskyj sagte, er sehe wenig Sinn in der Fortsetzung des derzeitigen Gesprächsformats und wünsche sich einen Waffenstillstand mit Russland vor einem möglichen Treffen mit Putin, an dem möglicherweise auch US-Präsident Donald Trump teilnehmen könnte.
Die Ukraine sei zu Gesprächen an jedem beliebigen Ort bereit, auch in Istanbul, im Vatikan oder in der Schweiz, die bereits am kommenden Montag beginnen könnten, so Selenskyj, der davor warnte, dass der anhaltende Stillstand das Risiko berge, den Krieg gegen Russland zu verlängern, der sich nun schon im vierten Jahr befinde.
Selenskyj hatte Putin bereits im Mai zu einem persönlichen Treffen in Istanbul eingeladen, doch zeigte dieser keine Bereitschaft zur Teilnahme und schickte stattdessen eine Delegation auf niedrigerer Ebene.
Am Mittwoch sprach Putin per Videoanruf mit hochrangigen Beamten und äußerte sich verärgert über die ukrainischen "Terrorakte" gegen die russische Infrastruktur in den Grenzregionen Kursk und Brjansk sowie auf der annektierten Halbinsel Krim.
Putin beschuldigte die Ukraine, einen Waffenstillstand nur anzustreben, um Waffen und Truppen aufzufüllen.