Viele Grenzkontrollpunkte waren bereits einseitig geschlossen worden, nachdem sich die Beziehungen infolge einer bewaffneten Konfrontation verschlechtert hatten, bei der ein kambodschanischer Soldat ums Leben kam.
Nach einem Zwischenfall, bei dem ein thailändischer Soldat durch die Explosion einer Landmine ein Bein verlor, hat Thailand am Mittwoch mehrere Grenzübergänge zu Kambodscha in den nordöstlichen Provinzen geschlossen, seinen Botschafter aus Phnom Penh abgezogen und einen kambodschanischen Diplomaten ausgewiesen.
Laut einer Erklärung der thailändischen Armee wurden insgesamt fünf Soldaten verletzt, nachdem einer von ihnen in einem Grenzgebiet auf eine Mine getreten war.
Die thailändische Regierung reagierte prompt: Der amtierende Premierminister Phumtham Wechayachai kündigte an, das Außenministerium werde offiziell bei Kambodscha protestieren und weitere Schritte prüfen.
Der Vorfall am Mittwoch ereignete sich nur eine Woche, nachdem drei weitere thailändische Soldaten verwundet worden waren – ebenfalls durch eine Landmine in einem anderen Abschnitt der umstrittenen Grenzregion, in dem ein Soldat einen Fuß verlor.
Thailändische Behörden erklärten, die Minen seien kürzlich neu verlegt worden, und zwar auf Wegen, die eigentlich als sicher galten und im gegenseitigen Einvernehmen freigegeben worden waren.
Dabei handele es sich um russische Minen, nicht um solche, die vom thailändischen Militär eingesetzt würden, hieß es von Seiten der Armee.
In der Erklärung forderte das Militär die kambodschanische Regierung auf, "Verantwortung für diesen Vorfall zu übernehmen, der eine ernsthafte Bedrohung für Frieden und Stabilität in der Grenzregion beider Länder darstellt".
Kambodscha wies die thailändischen Vorwürfe als "haltlose Anschuldigungen" zurück. Man bestreite, neue Minen entlang der Grenze verlegt zu haben.
Vielmehr gebe es in weiten Teilen des Landes weiterhin zahlreiche nicht explodierte Minen und Kampfmittel aus der Zeit des Bürgerkriegs, der 1970 begann und erst 1998 endete.
Seit dem Ende der bewaffneten Auseinandersetzungen seien fast 20.000 Menschen in Kambodscha durch Minen getötet worden, rund 45.000 weitere wurden verletzt.
Der Sprecher des kambodschanischen Verteidigungsministeriums, Generalleutnant Maly Socheata, erklärte, die Explosionen hätten sich auf kambodschanischem Gebiet ereignet. Er warf Thailand vor, gegen ein bilaterales Abkommen von 2000 verstoßen zu haben, das die Nutzung zuvor abgestimmter Patrouillenrouten regelt.
Viele Grenzkontrollpunkte waren bereits zuvor, entweder von thailändischer oder kambodschanischer Seite, geschlossen oder nur eingeschränkt in Betrieb, nachdem sich die bilateralen Beziehungen infolge einer bewaffneten Auseinandersetzung am 28. Mai deutlich verschlechtert hatten.
Dabei war ein kambodschanischer Soldat in einem der zahlreichen kleinen, umstrittenen Grenzgebiete getötet worden.
Versuche, die angespannte Lage zu entschärfen, scheiterten bislang an nationalistischen Strömungen in beiden Ländern. Das Verhältnis zwischen Thailand und Kambodscha ist seit jeher von tiefem Misstrauen geprägt.
Zusätzliche Brisanz erhielt der Konflikt durch die Suspendierung der ehemaligen thailändischen Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra im vergangenen Monat.
Anlass war ein öffentlich gewordener Mitschnitt eines Telefonats mit dem früheren kambodschanischen Regierungschef Hun Sen, in dem sie sich abfällig über die thailändischen Streitkräfte äußerte.