Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde, Rafael Grossi, geht davon aus, dass die Gefahr eines atomaren Krieges heute größer ist als jemals zuvor.
"Ohne Panik verbreiten zu wollen, sage ich, dass das Risiko eines Atomkonflikts heute größer ist als in der Vergangenheit." Das hat Rafael Grossi in einem am Sonntag veröffentlichten Gespräch erklärt. Und dieses Interview mit dem Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) sorgt für Aufsehen.
Rafael Grossi warnt in "La Repubblica", wenn 20 bis 25 Länder Atomwaffen besitzen, werde es gefährlich. Derzeit gibt es nach Ansicht von internationalen Experten neun Atomstaaten auf der Welt.
Prozess der Abrüstung gestoppt: immer mehr Atomwaffen
Der IAEO-Chef hält es für besorgniserregend, dass inzwischen immer häufiger über die Möglichkeit geredet werde, "taktische Atomschläge durchzuführen". Und es gibt laut Grossi immer mehr nukleare Waffen auf der Welt.
"Der Prozess der Abrüstung oder des kontrollierten Abbaus der Atomwaffenarsenale wurde gestoppt. Diejenigen, die Atomwaffen besitzen, einschließlich China, produzieren immer mehr davon."
Zudem wollten Rafael Grossi zufolge die Staats- und Regierungschefs mehrerer Länder, Atomwaffen erwerben. "Als Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde kann ich keine Namen nennen. Dies sind wichtige Länder in Asien und am Persischen Golf. Eine Welt mit 20 bis 25 Atomstaaten ist unberechenbar und gefährlich", sagte er.
Welche Länder haben Atomwaffen?
Laut einem Bericht des Stockholmer Internationalen Friedensforschungsinstituts (SIPRI) und Daten der Internationalen Kampagne für die Zerstörung von Atomwaffen (ICAN) gehören zu den neun Atomwaffenstaaten die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates: USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China sowie Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel.
Schätzungen zufolge haben diese Länder insgesamt etwa 12.000 Atomwaffen, der Großteil davon, etwa 10.700, gehören Russland und den USA.
Dabei sind die Ausgaben für Atomwaffen zuletzt weiter angestiegen.
Weltweit haben die meisten Staaten - auch Deutschland - angesichts zunehmender bewaffneter Konflikte ihre Verteidigungsausgaben deutlich erhöht.