Europas Top-Experten für Lebensmittelsicherheit vereinen sich gegen Betrug. In Folge 3 von „The Food Detectives“ zeigt ein finnisches Team eine Lösung zur Sicherung der Vertrauenswürdigkeit landwirtschaftlicher Produkte.
Von welchen Kühen stammt die Milch für meinen Käse? Wo und wann wurde die Gerste für mein Craftbeer angebaut und geerntet? Ein neues QR-Code-System für landwirtschaftliche Erzeugnisse, das von The Food Detectives in Finnland entwickelt wurde, liefert Antworten auf diese Fragen.
Die Innovation besteht darin, dass über einen leicht zugänglichen QR-Code auf dem Etikett detaillierte Informationen zu jeder einzelnen Käsepackung oder Bierflasche abrufbar sind. Diese Daten existieren längst, doch bislang waren sie für die Verbraucher kaum sichtbar.
Ziel ist es, dass auch kleine handwerkliche Betriebe die Technologie nutzen können, um ihren Kunden transparente Einblicke zu geben. So lässt sich per Scan beispielsweise ein Video von den Kühen und ihren Weiden abrufen, oder von dem Acker, auf dem die Gerste für das Bier angebaut wurde.
Der gesamte Produktionsprozess, jede Charge entlang der Lieferkette, soll lückenlos nachvollziehbar sein – vom Hof bis in den Kühlschrank. Jede Packung erhält ein individuelles Etikett.
Warum ist das notwendig? Weil selbst Produkte aus Hofläden nicht vor Betrug gefeit sind, erklärt Hanna-Leena Alokami, die das Pilotprojekt im Rahmen des EU-Projekts Watson leitet.
„Auch bei kleinen Produzenten besteht das Risiko von Produktfälschungen. Deshalb brauchen wir Möglichkeiten, die Echtheit eines Produkts zu überprüfen und die Herkunft der Rohstoffe exakt nachzuvollziehen“, sagt sie im Gespräch mit Euronews.
Beispiele für Betrugsversuche sind die Zugabe von Milch von nicht deklarierten Erzeugern oder die Verwendung von Gerste, die in einer anderen Region oder einem anderen Land angebaut wird als auf der Bierflasche angegeben.
Pekka Karhunen von Upcode, dem Unternehmen hinter der QR-Drucktechnologie, arbeitet für Testzwecke mit der Bock's Corner Brewery zusammen. Gegenüber Euronews betont er, dass gerade hochwertige kleine Produktionen anfällig für Nachahmungen seien: „Unser Bier wurde bereits zum besten Finnlands gekürt. Für Konkurrenten ist es verlockend, Produkte mit unserem Namen zu brauen und abzufüllen“, erklärt er.
Leicht umsetzbare Technologie
Ein Hauptziel des Teams ist es, Kleinproduzenten den unkomplizierten Einsatz ihrer Transparenzlösungen mit etablierten und verlässlichen Technologien wie QR-Codes zu ermöglichen, so Upcode-CEO Sture.
„Wir kombinieren verfügbare Standardtechnologien mit einem System, das die vorhandenen Informationen so aufbereitet, dass sie allen Beteiligten an einem Produkt zugutekommen – vom Hersteller über die Logistik bis zum Handel und Verbraucher. Selbst das Recycling wird berücksichtigt“, so Udd.
Ein weiteres zentrales Ziel des finnischen Teams ist es, Käufern die Möglichkeit zu geben, sich intensiver mit kleineren Marken auseinanderzusetzen und an der Weiterentwicklung ihrer Produkte mitzuwirken. Nach dem Scannen eines Etiketts können Kunden den Hersteller direkt kontaktieren, an Umfragen teilnehmen oder eigene Produktvorschläge einbringen. So soll ein positiver Kreislauf von Transparenz und Vertrauen entstehen.
Euronews präsentiert The Food Detectives
Die Serie Food Detectives begleitet die Forschung im Rahmen des EU-finanzierten Projekts Watson, das Teil des Programms Horizon Europa ist. Euronews ist Mitglied des Watson-Projektkonsortiums, zusammen mit 46 anderen EU- und Nicht-EU-Partnern aus Industrie und Wissenschaft. Watson möchte den Lebensmittelsicherheitsbehörden bessere Instrumente zur Aufdeckung und Verhinderung von Lebensmittelbetrug an die Hand geben.
Seien Sie am Donnerstag, den 27. November, um 17:30 Uhr beim LIVE-EVENT „The Food Detectives“ dabei – direkt aus Brüssel auf dem YouTube-Kanal von Euronews.