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Nach Vendetta mit 2 Toten: "Griechisches FBI" soll auf Kreta für Ruhe sorgen

Michael Chrysochoidis
Michael Chrysochoidis Copyright  ΑΠΕ-ΜΠΕ
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Von Ioannis Giagkinis
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Der griechische Minister für Zivilschutz hat die dauerhafte Einrichtung des "griechischen FBI" auf der Insel Kreta angekündigt. Auslöser ist eine blutige Familienfehde in Vorizia, bei der mehrere Menschen starben.

"Das Glas ist übervoll (...) keine Tyrannen und lokalen Mafias auf Kreta!", erklärte der Minister für Bürgerschutz, Michalis Chrysochoidis bei der Vorstellung eines Plans, der u.a. eine Verstärkung der Polizeikräfte auf der Insel vorsieht.

Eine Abteilung der Direktion für die Bekämpfung der organisierten Kriminalität, das so genannte "griechische FBI", soll auf Kreta für Ruhe sorgen.

Anlass für die Einführung strengerer Maßnahmen waren die blutigen Auseinandersetzungen in Vorizia am vergangenen Samstag.

In dem kleinen Bergdorf war es am ersten Novemberwochenende zu einem massiven bewaffneten Konflikt zwischen zwei verfeindeten Familien gekommen. Augenzeugen sprachen von bürgerkriegsähnlichen Szenen. Zwei Menschen sind tot: ein 37-jähriger Mann und eine 57-jährige Frau. Mindestens 14 weitere wurden verletzt, zwei von ihnen schwer.

Insgesamt, so fanden Ermittler heraus, wurden um die 2.000 Schüsse abgegeben -dass es nicht noch mehr Opfer gab, sei reiner Zufall.

Griechische Medien sprechen vom "Brauch der Blutrache (Vendetta)", einer traditionellen Form der Familien-Rache, die in abgelegenen Regionen Kretas historisch dokumentiert ist. Experten weisen indes daraufhin, dass "klassische Vendettas" sich von diesem Fall unterscheiden: Sie seien in der Regel keine massenhaften Feuergefechte mit Kalaschnikows.

Das ging der Schießerei voraus

Die Tragödie in Vorizia entstand aus einer jahrelangen erbitterten Fehde zwischen den Familien F. und K. Nach Angaben von Dorfbewohnern besteht der Konflikt zwischen den beiden Familien seit etwa fünf Jahren und dreht sich vor allem um Grundstücke und die Nutzung von Weideflächen.

Auslöser soll diesmal ein Streit um ein Grundstück gewesen sein - eine der Familien hatte begonnen, ein Haus auf einem Grundstück zu bauen, dass die andere Familie als ihr Territorium betrachtet. Über Nacht detonierte am Eingang des im Bau befindlichen Hauses ein Sprengsatz. Die Familie, die durch die Explosion an ihrem Haus verängstigt war, alarmierte die Polizei.

Polizeibeamte trafen ein, inspizierten die Schäden und versuchten, die Situation zu beruhigen. Mitarbeiter der Sicherheitsbehörde von Heraklion sowie die örtliche Polizei überprüften die Familie, die vermutlich den Sprengsatz gelegt hatte.

Noch bevor die Kontrollen abgeschlossen waren, fielen Schüsse. Innerhalb kürzester Zeit herrschte Chaos.

Wie im Wilden Westen

Menschen auf höher gelegenen Plätzen feuerten auf Personen weiter unten, und umgekehrt. Ein Mann geriet beim Fahren auf der Hauptstraße in das Kreuzfeuer. Sein Auto war am Ende von Einschusslöchern übersät.

Die Region ist der Polizei nicht unbekannt: In den neun Monaten bis zum Vorfall wurden dort 104 Feuerwaffen sichergestellt und zahlreiche Personen verhaftet.

Chrysochoidis beschrieb Kreta als eine Region, die einen "Wirbelsturm von Unruhen und Unsicherheiten" erlebt. Er betonte, dass während die große Mehrheit der Bevölkerung versucht, sich ein sicheres Leben aufzubauen, gleichzeitig "kriminelles und asoziales Verhalten, Plünderungen durch kriminelle Gruppen, Tyrannen, die sich über das Gesetz stellen, sowie korrupte Akteure in den Staatskassen, die die ehrliche Arbeit der Bürger ausnutzen", zutage treten.

Von der Pressekonferenz auf Kreta
Von der Pressekonferenz von Chrysochoidis auf Kreta ΑΠΕ-ΜΠΕ

Dies werde aufhören, versprach Minister Chrysochoidis und fügte hinzu: "Die größte Gefahr sind unsere eigenen Pathologien, die uns zu neuen Krisen führen können, jetzt, da die Welt anspruchsvoller denn je ist."

Psychologische Unterstützung für Kinder

Inzwischen wurde eine großangelegte Polizeioperation gestartet: Spezialeinheiten aus Athen und Anti‑Organisierte‑Kriminalität‑Einheiten sind vor Ort, das Dorf ist abgesperrt, Häuser und Fahrzeuge werden durchsucht, berichtet die Zeitung Athen Times.

Waffen‑ und Hausdurchsuchungen finden statt: Gewehre, Munition und Messer werden sichergestellt, Verdächtige werden verhaftet oder sind zur Fahndung ausgeschrieben.

Psychologen und Sozialarbeiter wurden entsandt, um Schüler, Familien und Schulen in der Region zu betreuen.

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