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Meteorit "wie 40 Atombomben": Muss die Erdgeschichte neu geschrieben werden?

Symbolfoto: Ein Detail des Meteoriten von Saint-Aubin, ausgestellt im Auktionshaus Drouot in Paris, Samstag, 19. Oktober 2019.
Symbolfoto: Ein Detail des Meteoriten von Saint-Aubin, ausgestellt im Auktionshaus Drouot in Paris, Samstag, 19. Oktober 2019. Copyright  AP Photo
Copyright AP Photo
Von Nela Heidner
Zuerst veröffentlicht am
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Ein riesiger, gut erhaltener Einschlagskrater wurde in Guangdong, China entdeckt und zeigt die Spuren eines mächtigen Meteoriteneinschlags. Mit einem Durchmesser von 900 Metern überragt er andere bekannte Krater derselben Epoche. Die Entdeckung stellt die jüngere Erdgeschichte auf den Kopf.

In China haben Geologen einen bislang unbekannten Einschlagskrater mit einem Durchmesser von rund 900 Metern entdeckt. Der Jinlin-Krater liegt an einem Berghang in der hügeligen Landschaft der Guangdong-Provinz und entstand erst nach der letzten Eiszeit, womit er der größte bekannte Einschlagskrater des Holozäns ist.

Kurz zur Erklärung: Das Holozän ist die geologische Epoche, in der wir aktuell leben. Es begann vor etwa 11.700 Jahren, also nach dem Ende der letzten Eiszeit, und dauert bis heute an.

Die beim Einschlag ausgeworfenen Granitblöcke und die Schockdeformationen in Quarzkörnchen innerhalb des Kraters zeugen von der enormen Wucht des Impakts.

Zur Veranschaulichung: Für den Jinlin-Krater ergibt die Berechnung der Aufprallenergie einen Wert, der ungefähr 40 Hiroshima-Atombomben entspricht. Das heißt: Wäre die gleiche Energiemenge durch nukleare Sprengung freigesetzt worden, hätte sie die Zerstörungskraft von 40 Hiroshima-Bomben besessen.

Kein irdischer Prozess kann einen solchen Druck hervorrufen

Der Nachweis, dass der Jinlin-Krater tatsächlich durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist, gelang über die Analyse kleiner Quarzkörnchen aus dem Kraterbereich. Diese zeigen charakteristische Mikrostrukturen, die durch den enormen Druck entstanden sind. "Solche planaren Deformationsstrukturen im Quarz entstehen ausschließlich durch extreme Schockwellen, wie sie bei einem Einschlag eines Himmelskörpers auftreten", so Chen.

"Kein irdischer geologischer Prozess kann einen solchen Druck hervorrufen."

Das in der Region vorherrschende feuchtwarme Klima fördert normalerweise eine schnelle chemische Verwitterung von Gesteinen. Krater bleiben dort eigentlich eher nicht über lange Zeit erhalten, so die Geologen.

Blick auf den Jinlin-Krater in Südchina - eine 900 Meter große Senke.
Blick auf den Jinlin-Krater in Südchina - eine 900 Meter große Senke. Ming Chen

Umso bemerkenswerter ist nun der aktuelle Fund. "Der Jinlin-Krater zeigt sich als schüsselförmige Senke am Hang eines Berges“, schildert Ming Chen, Professor an der Universität für Geowissenschaften in Wuhan. Die Kraterränder bestehen überwiegend aus Granitbrocken und erheben sich etwa 90 Meter über den Boden dieser leicht elliptischen Senke. Trotz des feuchtwarmen Monsunklimas sind die Gesteinsblöcke erstaunlich gut erhalten.

Größter Meteoriteneinschlag unserer Epoche

Das Besondere an diesem Einschlagskrater ist jedoch sein junges Alter. Der Impakt ereignete sich wahrscheinlich nach dem Ende der letzten Eiszeit – also innerhalb der letzten 11.700 Jahre. Damit ist der Jinlin-Krater der größte bekannte Einschlagskrater des Holozäns. Die bisher bekannten Impaktkrater aus dem Holozän messen nur zwischen 14 und 300 Metern.

Mit einem Durchmesser von 900 Metern ist der Jinlin-Krater damit mehr als dreimal so groß wie der bisherige Rekordhalter, der Macha-Krater in Russland.

Diese Entdeckung zeigt, "dass das Ausmaß von Einschlägen kleiner außerirdischer Objekte auf die Erde im Holozän weitaus größer ist als bisher bekannt", so Professor Chen.

Obwohl davon ausgegangen wird, dass jeder Ort auf der Erde über die Zeit ähnliche Chancen hatte, von einem außerirdischen Objekt getroffen zu werden, überdauern Spuren vergangener Einschläge nicht überall gleich gut. Gesteinsarten, Klima und Erosionsmuster variieren auf dem Planeten, sodass viele alte Krater vollständig verschwinden.

Neues Fenster in die geologische Vergangenheit der Erde

Der Erhalt des Jinlin-Kraters bietet nun ein ungewöhnlich klares Fenster zu Ereignissen, die die jüngere geologische Vergangenheit geprägt haben - und die nun auch auf dieser Ebene weiter erforscht werden können.

Chen: "Der Einschlagskrater ist ein echtes Zeugnis der Einschlagsgeschichte der Erde. Die Entdeckung liefert uns eine objektivere Grundlage, um die Verteilung, die geologische Entwicklung sowie die Einschlagsgeschichte und Steuerung kleiner außerirdischer Körper besser zu verstehen."

Das Team um Chen kam zu dem Schluss, dass der Einschlag durch einen Meteoriten und nicht durch einen Kometen verursacht wurde. Ein Kometeneinschlag hätte einen deutlich größeren Krater hinterlassen, vermutlich mindestens 10 Kilometer im Durchmesser. Unbekannt bleibt jedoch, ob der Meteorit aus Stein oder aus Eisen bestand – diese Frage wird in weiteren Untersuchungen geklärt werden.

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