Nachhaltige Kleidung: Die EU gibt Anreize

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Von Andrea BolithoSabine Sans
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Hersteller sollen in Zukunft verbindliche und EU-weit harmonisiert eine erweiterte Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus von Textilprodukten tragen. Nachhaltige Bewirtschaftung von Textilabfällen soll EU-weit gefördert werden. Darum geht es in dieser Business-Planet-Folge.

Übermäßiger Konsum - gerade bei Kleidung - wird zum Problem: Was passiert mit den Millionen Tonnen Textilien, die wir jedes Jahr in Europa wegwerfen?

"Ghana, Accra. Allein dort kommen 15 Millionen Kleidungsstücke jede Woche an", erzählt der Mode-Aktivist Matteo Ward

"Es gibt eine Generation von Kindern, die noch nie den Boden unter all diesen Textilabfällen gesehen haben, sie spielen auf einem Gelände, das aus unserer alten Kleidung besteht."
Matteo Ward
Mode-Aktivist und CEO von WRÅD
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Matteo Ward mit Kindern, die im Müll spieleneuronews

Recycling von Textilien

In einer Recyclinganlage in Slowenien werden alte Fischernetze und Teppiche in ein Nylongarn namens ECONYL verarbeitet, das unendlich oft recycelt werden kann.

In einem Lagerhaus in der Nähe von Ljubljana kommen die Abfälle an: alte Fischernetze, Stoffreste und Tausende Tonnen alter Nylonteppiche. Diese Materialien bestehen alle aus Nylon 6, einer weit verbreiteten Nylonsorte, die zu ECONYL verarbeitet werden kann.

"Aquafil stellt Nylon her, aber anstatt Erdöl zu verwenden, nehmen wir Abfälle" erklärt Giulio Bonazzi, Vorsitzender und Geschäftsführer von Aquafil. "Einige davon sind besonders hässlich, wie z. B. Fischernetze, Teppiche und andere Kunststoffabfälle, die die Industrie bisher nicht recyceln konnte, es ist eine Art Verwandlung von Müll zu Schätzen."

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Giulio Bonazzi, Vorsitzender und Geschäftsführer von Aquafileuronews

Ein chemisches Recyclingverfahren verwandelt die Nylonabfälle in Caprolactam zurück - eine Substanz, die normalerweise aus Erdöl hergestellt wird. Sie wird zu langen spaghettiartigen Fäden gepresst und dann in winzige Körner geschnitten, bevor sie zu feinen Garnsträngen gesponnen wird. 

Tina Mavrič von AquafilSLO erklärt, was aus dem ECONYL-Garn einmal wird: 

"Einige der ECONYL-Garne werden für Teppiche verwendet, aber aus diesen Garnen hier wird Kleidung, z. B. Sportbekleidung, Badebekleidung, Unterwäsche, Anoraks sowie Rucksäcke."

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Tina Mavrič (li.) von AquafilSLO erklärt der euronews-Reporterin, wie ECONYL produziert wirdeuronews

Wie diese Gegenstände entworfen werden, entscheidet darüber, wie sie recycelt werden können. Giulio Bonazzi erklärt:

"Stellen Sie sich eine Jacke vor, die aus verschiedenen Stoffschichten, Fäden, Etiketten, Reißverschlüssen, Metallteilen und vielen verschiedenen Fasern besteht, die manchmal miteinander vermischt sind - das ist die Schwierigkeit beim Faser-zu-Faser-Recycling - das Produkt ist einfach nicht dafür gemacht, am Ende recycelt zu werden."

Die EU gibt Anreize

In Europa fallen jährlich 12,6 Millionen Tonnen Textilabfälle an. Der größte Teil wird entweder verbrannt oder auf Deponien gelagert. Ein Teil wird exportiert. Die Europäische Kommission plant die Einführung eines Systems der erweiterten Herstellerverantwortung. Dabei soll der Hersteller - die Marke - für den gesamten Lebenszyklus seiner Produkte, einschließlich der Entsorgung, aufkommen. 

Je umweltschädlicher ein Produkt ist, desto mehr muss man zahlen. Das Geld wird in Recyclinganlagen und in die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft fließen.

Matteo Ward führt in Mailand ein Studio für nachhaltiges Design. Er erhofft sich viel vom System der erweiterten Herstellerverantwortung:

"Das ist ein grundlegender Wandel, denn es wird hoffentlich Anreize für die Marken schaffen, Produkte zu entwickeln, die länger halten, die haltbarer sind, die eventuell recycelt werden, die wiederverwertet werden können", meint der  Geschäftsführer und Mitbegründer von WRÅD. "Das machen die Marken derzeit nicht, weil sie keinerlei Anreize dafür haben.“ 

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Matteo Ward ist Geschäftsführer und Mitbegründer von WRÅDeuronews

Ward arbeitete früher für eine US-amerikanische Mainstream-Marke, drehte aber der Fast Fashion den Rücken zu, nachdem 2013 eine Textilfabrik in Bangladesch eingestürzt war und 1.134 Menschen ums Leben gekommen waren:

"Das war der Moment, in dem man sich im Spiegel ansieht und sich fragt: 'Was mache ich da eigentlich?' Ich wollte nicht durch meinen Job an der Ermordung von Tausenden Menschen auf der ganzen Welt mitschuldig sein - niemals -, aber ich war es, weil ich nie hinterfragt habe, ob die Jeans, T-Shirts und Kapuzenpullis, die wir verkaufen, aus Fabriken wie dieser stammen."

WRÅD arbeitet mit Schulen zusammen, um über die sozialen und ökologischen Probleme der Fast Fashion aufzuklären, und berät Marken wie Candiani Denim, ein italienisches Unternehmen, das biologisch abbaubaren Jeansstoff herstellt. 

Recyclingtechnologie und nachhaltige Stoffe werden in der Zukunft der Mode eine Rolle spielen, aber wir Verbraucher müssen unsere Gewohnheiten ändern, wenn wir die Auswirkungen unserer Kleidung auf unsere Welt reduzieren wollen.

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