Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt: Wie steht es um Europa?

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Von Fanny Gauret
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Die Nachfrage nach Qualifikationen von Arbeitnehmern ist angesichts des digitalen und grünen Wandels größer als je zuvor. Was unternimmt die EU - vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in Europa - um diesen wachsenden Bedarf zu decken?

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Europa leidet unter einem erheblichen Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt. Während in vielen Branchen ein weit verbreiteter Arbeitskräftemangel herrscht, gibt es in anderen einen Überschuss an qualifizierten Arbeitskräften, so dass Angebot und Nachfrage auf dem europäischen Arbeitsmarkt nicht aufeinander abgestimmt sind.

Laut EURES liegt ein Arbeitskräftemangel vor, wenn es eine ausreichende Anzahl qualifizierter Personen gibt, aber nicht genügend von ihnen eine Arbeit in dem betreffenden Beruf und an dem betreffenden Ort annehmen. Ein Arbeitskräfteüberschuss liegt vor, wenn mehr qualifizierte Personen in dem betreffenden Beruf und an dem betreffenden Ort Arbeit suchen als Stellen zur Verfügung stehen.

Die EU-Mitgliedstaaten profitieren von der Freizügigkeit der Arbeitnehmer innerhalb der Union, die dazu beiträgt, dass die Arbeitsmärkte wettbewerbsfähig bleiben und Stagnation vermieden wird. Es gibt jedoch eine Reihe von Problemen, die zu Ungleichgewichten auf dem Arbeitsmarkt führen:

  • Digitalisierung - Nahezu jeder Sektor der europäischen Wirtschaft durchläuft einen digitalen Wandel. Neue Technologien werden eingeführt, um die Produktion zu steigern, menschliche Fehler zu reduzieren und Prozesse effizienter zu gestalten. Diese Technologien erfordern jedoch eine Reihe von Fähigkeiten, die eine Umschulung und Weiterbildung erforderlich machen.
  • Eine alternde europäische Bevölkerung - Nach Angaben der europäischen Bevölkerung werden im Jahr 2022 etwa 21 Prozent der EU-Bevölkerung 65 Jahre und älter sein und die Hälfte der Bevölkerung ist älter als 44 Jahre. Darüber hinaus sinken die Geburtenraten in der gesamten EU. In der gesamten Europäischen Union lag die Geburtenrate im Jahr 2020 bei 1,5 Kindern pro Frau. Mit anderen Worten bedeutet dies, dass die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter abnimmt.
  • Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft - Durch die Entwicklung sauberer Energietechnologien und die Abkehr von fossilen Brennstoffen werden sowohl Arbeitsplätze geschaffen als auch vernichtet. Ein Beispiel, SolarPower Europe, das Sprachrohr der Branche in Brüssel, stellte fest, dass die Zahl der Beschäftigten in der Solarbranche von 466.000 im Jahr 2021 bis Ende 2022 um 39 Prozent auf 648.000 gestiegen ist.
  • Schwankende Arbeitsbedingungen - Laut dem EU Job Quality Index verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen in Griechenland, Spanien und Frankreich. Die Arbeitszufriedenheit ist einer der Push- und Pull-Faktoren, die die berufliche Migration beeinflussen. So berichtete beispielsweise die Irish Nurses and Midwives Organisation (INMO) im Jahr 2023, dass fast

 

drei Viertel der angehenden Krankenschwestern und Hebammen angaben, dass sie in Erwägung zögen, das Land zu verlassen, wenn sie sich qualifiziert hätten. Als Gründe nannten sie die sich verschlechternde Personalausstattung, schlechtere Arbeitsbedingungen und Löhne, die den hohen Lebenshaltungskosten nicht gerecht werden. Das Gesundheitswesen ist einer der Sektoren, die EU-weit unter Personalmangel leiden, aber auch in der Software-, Bau- und Ingenieurbranche gibt es Engpässe.

Was tut Europa, um zu helfen?

Die Europäische Kommission hat eine Reihe von Lösungen zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels entwickelt, von denen hier zwei vorgestellt werden sollen:

Umschulung und Höherqualifizierung - Der Pakt für Kompetenzen der Europäischen Union ist ein umfassendes Unterstützungspaket, das öffentlichen und privaten Organisationen bei der Bewältigung des grünen und digitalen Wandels zu helfen. Nationale und lokale Behörden, private Unternehmen, Bildungs- und Ausbildungsanbieter sowie Arbeitsvermittlungsstellen sind nur einige der Gruppen, die Mitglied werden können. Durch Vernetzung, Beratung und Wissenszentren können die Teilnehmer Webinare und Kurse in Anspruch nehmen und Informationen über EU- und nationale Finanzierungsmöglichkeiten erhalten.

Förderung der Anerkennung von Qualifikationen aus Ländern außerhalb der EU, um Mitarbeiter aus anderen Ländern anzuziehen - Im November 2023 stellte die EU das Paket zur Mobilität von Fachkräften und Talenten vor, um die EU für Talente aus Drittländern attraktiver zu machen und dem kritischen Arbeitskräftemangel zu begegnen. Es zielt darauf ab, Arbeitgeber in der EU mit Arbeitssuchenden aus Nicht-EU-Ländern zusammenzubringen, sowie auf Maßnahmen zur Vereinfachung der Anerkennung von Qualifikationen, um die Mobilität von Studierenden und auf dem Arbeitsmarkt zu fördern.

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