Führende Politiker aus aller Welt haben auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos dringend dazu aufgerufen, dass Europa seine Wirtschafts- und Regulierungsstrategien überdenken sollte.
Die Diskussionen, die im Rahmen eines exklusiven Mittagessens am runden Tisch stattfanden und von Massimo Andolina, Europa-CEO von Philip Morris International, und Claus Strunz, CEO von Euronews, moderiert wurden, unterstrichen die Notwendigkeit, dass Europa wettbewerbsfähiger, innovativer und geeinter wird.
Ein Weckruf für Europa
Andolina warnte davor, dass Europa im Hinblick auf seine Wirtschaft "schlafwandlerisch in eine Katastrophe hineinläuft". Unter Verweis auf den Draghi-Bericht betonte er die Notwendigkeit, die Vorschriften zu lockern und ein Umfeld zu schaffen, in dem Unternehmen florieren können. "Ein Umdenken ist entscheidend", betonte er.
Weniger reden, mehr handeln
Der ehemalige Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, drängte ebenfalls auf rasches Handeln. "Wir sollten in Europa weniger reden und mehr handeln", sagte er während der Diskussion. Er stellte auch fest, dass Europa, wie im Draghi-Bericht beschrieben, auf eine Weise reguliere, die nicht mehr funktioniert. Michel sprach sich auch für Strukturreformen aus, darunter die Aufstockung der Kapitalausstattung der Europäischen Investitionsbank (EIB), um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. "Wir müssen die Mittel finden, um in Verteidigung und Wirtschaft zu investieren", sagte er.
Michel sprach mit Euronews auch über die Handelsdrohungen von Donald Trump. "Wenn es zu einem Handelskrieg kommt, bedeutet das, dass jeder arm sein wird. Wir müssen mit den Instrumenten, die wir in der Hand haben, reagieren, aber wir müssen auch reden."
Vertrauen und Privatinvestitionen
Der rumänische Wirtschaftsminister Ivan Bogdan forderte einen Kulturwandel, um das Vertrauen in die europäischen Institutionen wiederherzustellen. Bo Sandberg, Chefökonom von Active Owners Denmark, betonte die Notwendigkeit, privates Kapital zu mobilisieren. "Das Problem ist nicht die Verfügbarkeit von Geld, sondern dass institutionelle Anleger zum Handeln gebracht werden müssen, ähnlich wie in den USA", argumentierte er.
Optimismus inmitten von Herausforderungen
Silvana Koch-Mehrin, ehemalige Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, schlug einen hoffnungsvolleren Ton an. Sie verwies auf die Widerstandsfähigkeit Europas in vergangenen Krisen, wie etwa seine Führungsrolle während der Covid-19-Pandemie. "Europa hat sich immer der Herausforderung gestellt", sagte sie und verwies auf die Bereitstellung von Impfstoffen für Kanada und die USA durch Europa.
Führend in Technologie und KI
Fredrikson Kenneth, Senior Vice President bei Huawei Europe, betonte, wie wichtig es sei, dass Europa eine stärkere Position im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) einnehme. "Die Wertschöpfung findet hier statt, aber wir müssen proaktiv sein", sagte er. Kenneth rief zu erheblichen Investitionen in KI und Infrastruktur auf, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, und betonte, dass dies kollektive Maßnahmen, vereinfachte Investitionen und gemeinsame Märkte erfordere.
Bei den Diskussionen herrschte Einigkeit darüber, dass Europa zusammenarbeiten muss, um auf der globalen Bühne wettbewerbsfähig zu bleiben, insbesondere angesichts der wachsenden US-Wirtschaft unter Trumps Führung und trotz steigender Staatsverschuldung.