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Trumps 30-Prozent Zölle auf EU-Ware: Europas Handel in Gefahr

Präsident Donald Trump spricht während des Luncheons des White House Faith Office im State Dining Room.
Präsident Donald Trump spricht während des Mittagessens des Büros für Glaubensfragen im Weißen Haus im State Dining Room. Copyright  Copyright 2025 The Associated Press. All rights reserved
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Von Piero Cingari
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Die Angst vor einem transatlantischen Handelskrieg wächst. Jede Eskalation könnte das Vertrauen der Anleger zerstören. Was wird aus Europas Handel?

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Die Drohung des US-Präsidenten Donald Trump, Zölle in Höhe von 30 % auf EU-Exporte zu erheben, lässt die Angst vor einem transatlantischen Handelskrieg wieder aufleben. Ab dem 1. August sollen die Zölle gelten.

Jede Eskalation könnte das Vertrauen der Anleger zerstören und scharfe Korrekturen bei europäischen Vermögenswerten auslösen.

Zwar hoffen europäische Beamte, die Spannungen vor dem Stichtag zu entschärfen. Doch die Drohung hat bereits zu einer erheblichen politischen Unsicherheit geführt. Gerade jetzt, wo die Stimmung für europäische Aktien und den Euro hoch ist.

Goldman Sachs: Zölle könnten das BIP der Eurozone um 1,2 % beeinträchtigen

Laut Goldman Sachs würde sich der effektive US-Zollsatz auf EU-Waren von derzeit 8,5 auf 26 Prozentpunkte erhöhen, wenn das gesamte Zollpaket von 30 % umgesetzt und aufrechterhalten wird.

Die Investmentbank warnt, dass dies bis Ende 2026 zu einem kumulativen Rückgang des BIP der Eurozone um 1,2 % führen könnte, wobei sich die Auswirkungen in den nächsten Quartalen am stärksten bemerkbar machen dürften.

Selbst nach dem Basisszenario von Goldman, das von einem Verhandlungsergebnis ausgeht, bei dem die sektorspezifischen Zölle beibehalten und neue Abgaben auf kritische Güter wie Arzneimittel und Flugzeugkomponenten eingeführt werden, würde das BIP der Eurozone um 0,6 % sinken.

"Ein Großteil der derzeitigen Stärke des verarbeitenden Gewerbes spiegelt das Vorziehen von Zöllen wider", sagte Sven Jari Stehn, Chefvolkswirt für Europa bei Goldman Sachs. "In Kombination mit der anhaltenden Aufwertung des Euro sehen wir wenig Wachstum in der zweiten Jahreshälfte", fügte Stehn hinzu.

Stehn geht davon aus, dass die EU schrittweise auf die pauschalen Zölle von 30 % reagieren wird, wahrscheinlich ab dem Tag, an dem die neuen US-Zölle in Kraft treten - was das Risiko einer weiteren Eskalation des Handels erhöhen könnte.

EU hält sich vorerst zurück, bereitet aber Gegenmaßnahmen vor

Trotz der wirtschaftlichen Risiken entscheidet sich Brüssel für Zurückhaltung. Ein EU-Sprecher bestätigte am Dienstag, dass die EU nicht die Absicht hat, vor dem 1. August Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Dennoch laufen die Vorbereitungen für Vergeltungsmaßnahmen. Der EU-Handelsbeauftragte Maroš Šefčovič warnte, dass Zölle von 30 % den transatlantischen Handel "fast unmöglich" machen würden, und bestätigte, dass Brüssel ein neues Paket von Ausgleichsmaßnahmen im Wert von 72 Milliarden Euro für Importe aus den USA ausgearbeitet hat, das die bestehenden Ausgleichsmaßnahmen für Stahl und Aluminium ergänzt.

Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz schlug einen vorsichtigen Ton an und sagte: "Die EU sieht vorerst von Gegenmaßnahmen ab, aber die USA sollten unsere Bereitschaft zu reagieren nicht unterschätzen". "Das Ziel ist eine schnelle Lösung", fügte Merz hinzu.

Ein bullisches Europa - Handel in Gefahr

Die jüngste Zolldrohung Trumps kommt zu einem für die Marktstimmung entscheidenden Zeitpunkt.

Seit Jahresbeginn hat der Euro gegenüber dem US-Dollar um mehr als 11 % zugelegt und damit die stärkste Performance im ersten Halbjahr seit Einführung der Währung erzielt. Europäische Aktien, gemessen am EURO STOXX 600, sind um 10 % gestiegen und haben damit den S&P 500 um 4 Prozentpunkte übertroffen.

Die von der Bank of America im Juli durchgeführte Umfrage unter europäischen Fondsmanagern ergab, dass die Anleger Europa mit überwältigender Mehrheit positiv gegenüberstehen.

Netto 44 % erwarten in den kommenden zwölf Monaten ein stärkeres Wachstum in der Eurozone, gegenüber 29 % im Juni, was vor allem auf das bahnbrechende deutsche Infrastrukturprogramm im Wert von 500 Mrd. € und eine breitere fiskalische Lockerung zurückzuführen ist.

Das Engagement der Anleger in Aktien der Eurozone ist auf einem Vier-Jahres-Hoch: 41 % der Fondsmanager sind netto übergewichtet, gegenüber nur 1 % im Januar.

Der Euro selbst ist stark überkauft, mit einer Nettoübergewichtung von 20 % - dem höchsten Stand seit Januar 2005 - nach der schnellsten Positionsumkehr seit sechs Monaten.

Die Sektorenpräferenzen in der Umfrage der Bank of America zeigten eine starke Neigung zu zyklischen Werten, Banken und deutschen Aktien, während Autos und Grundstoffe am stärksten untergewichtet waren.

Die starke Verschiebung der Positionierung spiegelt die Überzeugung wider, dass sich die makroökonomischen Fundamentaldaten Europas vom Gegenwind der US-Politik abkoppeln können. 63 % der Befragten sind der Ansicht, dass die fiskalische Expansion stark genug ist, um den Block vor Trump-bedingten Turbulenzen zu schützen.

Das Risiko besteht nun aber darin, dass sich diese optimistischen Erwartungen schnell zerschlagen könnten, wenn die Zölle eingeführt werden, was eine drastische Verschlechterung der Stimmung, der Gewinnaussichten und der Wachstumsdynamik in der gesamten Eurozone zur Folge hätte.

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