Das umfassende Zollpaket des US-Präsidenten, das am sogenannten Tag der Befreiung veröffentlicht wurde, betraf fast jeden Winkel der Welt. Nach monatelangen Pausen, Verzögerungen und Verhandlungen, soll es nun in Kraft treten.
Nach einer Reihe von Verzögerungen werden die im April vorgestellten länderspezifischen Zölle nun also am 7. August in Kraft treten. Einige Länder haben individuelle Abkommen mit den USA ausgehandelt. Bisher hatte die US-Regierung den 1. August als Frist angegeben.
Neue Zölle waren zuerst am 2. April angekündigt worden, den Trump als "Tag der Befreiung" bezeichnete. Zuvor hatte der Präsident das US-Handelsdefizit zum nationalen Notstand erklärt. Er argumentierte, dass weit mehr Waren ins Land kämen als amerikanische Produkte ins Ausland verkauft würden.
Regieren per Dekret - auch in der Zollpolitik
Unter Berufung auf den International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) unterzeichnete Trump daraufhin Durchführungsverordnungen, die von der Regierung als "reziproke Zölle" bezeichnet wurden. Sie sollten für die USA schädlichen Handelspraktiken und Handelshemmnissen entgegenwirken oder diese ausgleichen. Und das, obwohl Experten das US-Handelsdefizit auf die Stärke des US-Dollars und die Nachfrage der Verbraucher nach ausländischen Produkten zurückgeführen.
Ländern wie Myanmar und Lesotho waren am 2. April mit 44 bzw. 50 Prozent die höchsten Zölle angedroht worden. Was das betroffene Handelsvolumen und die Produktabhängigkeit angeht, so stellten die angekündigten Zölle gegen Länder wie China (34 Prozent) oder gegen die EU (20 Prozent) jedoch die größten Schocks für die globalen Märkte dar.
Für Länder, für die kein spezifischer Zollsatz festgelegt wurde, trat am 5. April ein pauschaler Zollsatz von 10 Prozent in Kraft. Am 9. April sollten die gegenseitigen (reziproken) Zölle in Kraft treten.
Erste Aussetzung der angekündigten Zölle
Nachdem die erste Ankündigung die Märkte in Aufruhr versetzt hatte, unterzeichnete Trump eine 90-tägige Aussetzung der höheren, länderspezifischen "reziproken Zölle", die am 9. Juli auslaufen sollte. Der auf den IEEPA-Befugnissen basierende Basiszollsatz von 10 Prozent blieb in Kraft.
China, das einen entsprechenden Vergeltungszoll von 34 Prozent auf Produkte aus den USA eingeführt hatte, wurde am 9. April mit einem zusätzlichen US-Zoll von 50 Prozent belegt, den es ebenfalls auf die USA umlegte. Zu diesem Zeitpunkt betrug der US-Zollsatz auf chinesische Waren gar 84 Prozent, wobei eine zusätzlihe Fentanyl-Abgabe von 20 Prozent noch nicht eingerechnet war.
"Quid pro quo" zwischen China und den USA
In einem Schlagabtausch zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt erhöhten die USA daraufhin den chinesischen Zollsatz auf 145 Prozent (einschließlich der Fentanyl-Abgabe). China antwortete mit einem Gesamtzollsatz von 125 Prozent, erklärte aber, dass es künftige Zollerhöhungen ignorieren werde.
"Selbst wenn die USA weiterhin höhere Zölle erheben, wird dies wirtschaftlich keinen Sinn mehr machen und zu einem Witz in der Geschichte der Weltwirtschaft werden", erklärte das chinesische Außenministerium damals.
Am 12. Mai wurde eine Einigung über die Senkung der Zollsätze erzielt, wobei die US-Abgabe auf chinesische Waren auf 30 Prozent und die chinesische Abgabe auf amerikanische Waren auf 10 Prozent gesenkt wurden. Beide Seiten erklärten, sie würden die Situation nach 90 Tagen erneut bewerten. Die Verhandlungen über ein umfassendes Abkommen sind derzeit im Gange.
Peter Navarro, Trumps Berater in Handelsfragen, erklärte gegenüber dem Magazin Time, die USA seien offen für die Aushandlung individueller Abkommen mit einzelnen Ländern, und "90 Abkommen in 90 Tagen" - in Anspielung auf die 90-tägigen Zeitfenster, die jedes Land erhalten hatte - seien möglich. Das Land hat dieses Ziel bei weitem nicht erreicht, obwohl eine Reihe von Abkommen schließlich - in letzter Minute - abgeschlossen wurde.
Bisherige Abkommen mit den USA
Das Vereinigte Königreich war das erste Land, das am 16. Juni ein Handelsabkommen mit den USA abschloss, in dem die Basiszölle von zehn Prozent beibehalten wurden. Ausnahmen gelten für bestimmte Branchen und ihre Produkte.
Vietnam erzielte am 2. Juli eine Einigung, nachdem das ursprüngliche Paket zum "Tag der Befreiung" einen Zollsatz von 46 Prozent vorgesehen hatte. Für Vietnam gilt nun ein Zollsatz von 20 Prozent, wobei Waren, die aus Drittländern über Vietnam in die USA gelangen, ausgenommen sind.
Thailand und Kambodscha, die kurz vor Ablauf der Frist eine Einigung erzielt hatten, erhielten beide einen Zollsatz von 19 Prozent, statt zuvor 36 bzw. 49 Prozent.
Zweite Aussetzung der angekündigten Zölle
Am 9. Juli wurde eine zweite Aussetzung der Zölle angekündigt, mit der die Wiedereinführung der Zölle zum Tag der Befreiung auf den 1. August verschoben wurde.
In der Folge kam es zu einer Verinbarung mit Indonesien. Der Zollsatz sank hier von 32 auf 19 Prozent. Auch die Philippinen können ihre Waren nach Abschluss eines Abkommens mit 19 Prozent in die USA einführen.
Sowohl Japan als auch Südkorea gaben Ende Juli Handelsvereinbarungen mit den USA bekannt, die jeweils einen Zollsatz von 15 Prozent vorsehen. Zuvor galten 24 Prozent für Japan und 25 Prozent für Südkorea.
Mit Pakistan wurde eine Vereinbarung getroffen, die vorsieht, dass die USA seine Ölreserven erschließen und im Gegenzug die Zollsätze auf 19 Prozent senken werden. Zuvor galt für Pakistan ein Zollsatz von 29 Prozent.
Die EU einigte sich am 27. Juli mit Trump auf eine Senkung des Zollsatzes auf 15 Prozent.
Was ist mit den Handelsabkommen aus der Zeit vor Trump?
Das Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten, Mexiko und Kanada (USMCA) war von Trump in seiner ersten Amtszeit unterzeichnet worden, um das vorherige Handelsabkommen NAFTA zwischen den drei Ländern zu ersetzen.
Am 1. August sollten die Zölle auf kanadische Exporte in die USA auf 35 Prozent steigen. Zuletzt gewährte Trump auch dem nördlichen Nachbarn der Vereinigten Staaten einen Aufschub bis zum 7. August. US-Beamte sollen somit mehr Zeit haben, um die Änderungen umzusetzen. Allerdings: Fast 90 Prozent der kanadischen Waren, die in die USA eingeführt werden, sind im Rahmen des noch immer geltenden Freihandelsabkommens von den Zöllen ausgenommen.
Mexiko rechnete unterdessen mit einem Zoll von 30 Prozent, bis Trump am Donnerstag eine 90-tägige Verhandlungsfrist vorschlug.
In einem Beitrag auf seiner Plattform Truth Social sagte Trump, ein Telefongespräch, das er mit der mexikanischen Regierungschefin Claudia Sheinbaum geführt habe, sei insofern sehr erfolgreich gewesen, als wir uns mehr und mehr kennen und verstehen lernten".
Der republikanische Präsident sagte, dass Waren aus Mexiko, die in die USA importiert werden, weiterhin mit einem Zoll von 25 Prozent belegt würden. Auf Autos werde ein Zoll von 25 Prozent erhoben, während Kupfer, Aluminium und Stahl mit 50 Prozent besteuert würden.
Trump sagte, dass Mexiko seine "nichttarifären Handelshemmnisse" abschaffen werde, nannte aber keine Einzelheiten.
Einige Waren werden durch das USMCA (United States-Mexico-Canada Agreement) weiterhin vor Zöllen geschützt sein.
Zölle auf Stahl und Aluminium
In der Zwischenzeit wurde am 4. Juni ein Universalzoll von 50 Prozent auf Stahl- und Aluminiumerzeugnisse eingeführt. Das Vereinigte Königreich ist allerdings mit einem Stahl- und Aluminiumzoll von 25 Prozent konfrontiert, und es laufen Verhandlungen über eine mögliche weitere Senkung.
Am 30. Juli kündigte Trump an, dass Kupferhalbzeuge (vorgefertigte Produkte aus Kupfer, die als Zwischenstufe in der Fertigung dienen), wie Stangen und Bleche, sowie kupferintensive Produkte wie Kabel und elektrische Bauteile ab Freitag mit einem Zollsatz von 50 Prozent belegt werden. Auch hier gilt nun der neueste Aufschub.
Präsident Donald Trump hatte am Mittwoch außerdem eine Durchführungsverordnung zur Einführung von Zöllen in Höhe von 50 Prozent auf Brasilien verkündet. Er begründete dies damit, dass die brasilianische Politik und die strafrechtliche Verfolgung des ehemaligen rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro einen wirtschaftlichen Notstand im Sinne eines Gesetzes von 1977 darstellten.
Trump hatte die Zölle am 9. Juli in einem Brief an Präsident Luiz Inacio Lula da Silva angedroht. Die Rechtsgrundlage für diese Drohung war jedoch eine frühere Durchführungsverordnung, die davon ausging, dass Handelsungleichgewichte eine Bedrohung für die US-Wirtschaft darstellten.
Nach Angaben des US Census Bureau erzielten die USA im vergangenen Jahr einen Handelsüberschuss von 6,8 Mrd. US-Dollar (5,8 Mrd. Euro) mit Brasilien, was die ursprüngliche Begründung für die Zölle zum "Tag der Befreiung" wenig plausibel erscheinen lässt.
Und Russland?
Russland war von den ursprünglichen Zöllen zum "Tag der Befreiung" im April nicht betroffen, was Beobachter als Hinweis auf eine Vorliebe Trumps für den russischen Präsidenten Wladimir Putin werteten. Aufgrund von Sanktionen, die noch aus der Amtszeit von Präsident Joe Biden stammten, war das Handelsvolumen mit Russland nach dem vollständigen Einmarsch in die Ukraine im Jahr 2022 erheblich zurückgegangen.
Am 14. Juli setzte Trump dem russischen Präsidenten Putin eine 50-tägige Frist, um einen Waffenstillstand mit der Ukraine auszuhandeln, andernfalls würden Zölle von 100 Prozent gegen Länder verhängt, die Öl und Gas aus Russland beziehen. Während seiner jüngsten Reise nach Schottland sagte Trump, dass er die Frist "wahrscheinlich" auf zehn bis 12 Tage verkürzen werde. "Denn ich glaube, ich kenne die Antwort bereits, was passieren wird", so Trump.
Der republikanische Senator Lindsey Graham hat im Kongress einen Gesetzesentwurf eingebracht, der im Falle seiner Verabschiedung Länder wie Indien, die russisches Gas importieren, mit einem satten Zoll von 500 Prozent belegen würde.
Nun bleibt abzuwarten, ob die für die verschiedenen Staaten angekündigten Zölle tatsächlich am neuen Stichtag, am 7. August 2025, in Kraft treten werden.