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Wie viel Bargeld tragen Europäer heute noch bei sich?

In einem Geschäft in Vilnius, Litauen zeigt ein Verkäufer Euro-Scheine. Das war am ersten Januar 2015.
In einem Geschäft in Vilnius, Litauen zeigt eine Verkaufskraft Euroscheine. Am ersten Januar 2015. Copyright  AP/Mindaugas Kulbis
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Von Servet Yanatma
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Immer weniger Menschen zahlen bar. Karten und mobile Zahlungen dominieren. Doch für manche Kundschaft und Branchen bleibt Bargeld König.

Der Einsatz von Münzen und Scheinen nimmt in Europa zwar stetig ab, doch Bargeld bleibt weit verbreitet. In vielen Ländern der Eurozone ist es weiterhin das meistgenutzte Zahlungsmittel – sowohl gemessen an der Zahl der Transaktionen als auch am Zahlungsvolumen.

Nach einer Umfrage der Europäischen Zentralbank hatten die Menschen in der Eurozone 2024 im Durchschnitt 59 Euro in bar im Portemonnaie. Die Unterschiede zwischen den Ländern sind jedoch groß: Während es in den Niederlanden im Median nur 35 Euro sind, kommen Luxemburg und Zypern auf jeweils 82 Euro.

Unter den vier größten Volkswirtschaften der EU liegt Deutschland mit einem Median von 69 Euro an der Spitze. Frankreich bildet mit 50 Euro das Schlusslicht, Italien liegt ebenfalls eher im unteren Bereich, während Spanien knapp über dem Durchschnitt der Eurozone liegt.

Im Gespräch mit Euronews Business betonte Professor Jakub Górka von der Universität Warschau, dass die Nutzung von Bargeld stark von nationalen Gewohnheiten und kulturellen Prägungen abhängt.

"Länder Südeuropas mit wärmerem Klima und einer Tradition des direkten, persönlichen Handels sind tendenziell bargeldaffiner. Staaten im Norden, etwa in Skandinavien, haben dagegen historisch schneller auf elektronisches Banking und bargeldlose Zahlungsmethoden umgestellt", sagte Górka.

Bargeldnutzung geht weiter zurück

Der Anteil von Barzahlungen am Point of Sale (POS) sinkt in der Eurozone nach und nach. Die Zahl der Bartransaktionen ging um 27 Prozentpunkte zurück, von 79 Prozent im Jahr 2016 auf 52 Prozent im Jahr 2024.

Im selben Zeitraum schrumpfte der Wert der Barzahlungen um 15 Punkte, von 54 auf 39 Prozent.

Mehr als die Hälfte aller Zahlungen in bar

Etwas mehr als die Hälfte aller Zahlungen in der Eurozone, nämlich 52 Prozent, erfolgte 2024 in bar.

In 14 von 20 Ländern der Eurozone blieb Bargeld die am häufigsten genutzte Zahlungsart. In rund der Hälfte von ihnen lag der Anteil zwischen 45 und 55 Prozent. Die Spannbreite ist groß, von nur 22 Prozent in den Niederlanden bis 67 Prozent in Malta. In Slowenien, Österreich und Italien liegt er ebenfalls über 60 Prozent.

"In Ländern mit starker historischer Bindung an Bargeld, etwa Deutschland, Österreich und Italien, ist es tief im Alltag verankert. Gründe sind langjähriges Vertrauen in physisches Geld, Erfahrungen mit Bankenkrisen, Sorgen um Privatsphäre und der Widerstand gegen digitale Nachverfolgung", sagte Guillaume Lepecq, Vorsitzender von CashEssentials zu Euronews Business.

Nach Wert betrachtet hat Bargeld einen kleineren Anteil. Es steht für 39 Prozent aller Zahlungen in der Eurozone. National reicht die Spanne von 17 Prozent in den Niederlanden bis 59 Prozent in Litauen.

Kartenzahlungen machen 39 Prozent der Transaktionen und 45 Prozent des gesamten Zahlungswerts in der Eurozone aus. Die Nutzung von Handys und Smartwatchesbeim Einkaufen nimmt ebenfalls zu.

Warum unterscheidet sich die Bargeldnutzung so stark?

Die Wirtschaftsprofessorin Olive McCarthy vom University College Cork betonte, dass es viele Erklärungen für die Unterschiede zwischen den Ländern gibt. Sie hängen mit sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Faktoren zusammen.

"Dazu zählen unterschiedliche Bargeldakzeptanz, das Tempo der digitalen Nutzung und Sorgen um die Privatsphäre bei digitalen Zahlungen, neben vielen weiteren Faktoren", sagte sie zu Euronews Business.

In der Eurozone sind die Niederlande und Finnland die zwei Länder mit den niedrigsten Anteilen an Barzahlungen und den kleinsten Medianbeträgen in der Geldbörse.

Als Beispiele führt McCarthy an, dass die Niederlande eine unterdurchschnittliche Bargeldakzeptanz haben: Nur 79 Prozent der Unternehmen nehmen Bargeld an. Auch bei Restaurants und Cafés ist die Quote am niedrigsten und sank von 98 Prozent im Jahr 2021 auf 85 Prozent im Jahr 2024.

Finnland hat zudem den niedrigsten Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen, die Barzahlungen bevorzugen, nur acht Prozent.

"Und wenig überraschend gehören beide Länder weltweit zu denen mit den höchsten Raten der digitalen Durchdringung", fügte sie hinzu.

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