Können sich Unesco-Städte wie Lübeck vor Überschwemmungen schützen?

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Von Jeremy Wilks
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Historische Städte in ganz Europa sind durch den steigenden Meeresspiegel, Sturmfluten und Überschwemmungen, kurz: den Klimawandel, gefährdet.

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Historische Städte in ganz Europa sind durch den steigenden Meeresspiegel, Sturmfluten und Überschwemmungen, kurz: den Klimawandel, gefährdet. Denkmäler, archäologische Stätten, Parks, Museen, Sammlungen und Bibliotheken können durch Extremwetter bedroht werden.

Spätestens seit der verheerenden Hochwasserkatastrophe der vergangenen Tage im Westen Europas, wird immer mehr Menschen bewusst, dass extreme Wetterereignisse den Alltag künftig stärker und häufiger bestimmen könnten. 

In Europa beschäftigen sich mehrere Projekte mit der Anfälligkeit des europäischen Kulturerbes gegenüber dem Klimawandel. 

Auch in der Unesco-Weltkulturerbe-Stätte Lübeck setzt man sich mit künftigen Wetterextremen und der Frage auseinander, wie man Weltkulturerbestätten vor dem Klimawandel schützen kann. "Natürlich ist wichtig, dass die Stadt geschützt wird und gleichzeitig, dass ein sensibler Umgang mit dem Welterbe stattfinden kann", sagt die Welterbe-Koordinatorin für der Stadt, Catharina Vogel. 

Die Hansestadt Lübeck wurde 1143 gegründet und ist berühmt für ihre gotischen Kirchen und Kaufmannshäuser. Durch ihre Lage wurde sie zu einem wichtigen mittelalterlichen Handelszentrum. Sie wird von der Trave umarmt und liegt ungeschützt vor der nahen Ostsee. 

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Lübeck wird von der Trave umarmt und liegt ungeschützt vor der nahen Ostsee.Euronews

Die Stadtverwaltung möchte, dass man sich auch die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte noch an ihr erfreuen kann, und das bedeutet: sich dem Klimawandel zu stellen. Man sei dabei, die Risiken zu evaluieren, sagt die Welterbe-Koordinatorin. 

"Damit reden wir nicht nur von Überflutungen, wenn der Meeresspiegel steigt, sondern wir reden auch von Starkregen und von extremer Trockenheit. Das ist das, womit man sich beschäftigt und wofür eine Ausarbeitung begonnen wurde", so Catharina Vogel.

Erwartet Lückbeck eine Flut wie 1872 und noch einen Meter höher?

Überschwemmungen sind hier kein neues Phänomen, aber ein zunehmendes. Professor Arne Arns berät die Stadt hinsichtlich künftiger Risiken auf der Grundlage von Klimaszenarien und historischen Aufzeichnungen. "Wir sehen jetzt hier an dieser Stelle die Hochwasser-Marke der Sturmflut 1872", zeigt Arne Arns an einem historischen Gebäude in der Altstadt an. 

"Und dieses Ereignis, das war die höchste Sturmflut, die wir hier in den letzten tausend Jahren beobachten konnten. Und wenn wir uns jetzt vorstellen, dass der Meeresspiegel in den nächsten 100 Jahren etwa um einen Meter, vielleicht sogar einen Meter fünfzig steigt, dann heißt das, dass wir irgendwo hier oben herauskommen“, sagt Arne Arns und zeigt die Höhe mit der Hand an der Hauswand an - sich auf die Zehenspitzen reckend. 

Die Beschäftigung mit solchen Auswirkungen des Klimawandels wirft viele Fragen auf. Hochwasserschutzmaßnahmen könnten den historischen Charme der Stadt zerstören und den Unesco-Status gefährden. Aber es muss gehandelt werden.

Hochwasserausmaß in Lübeck mit 1872

An einer anderen Stelle in der Stadt erklärt der Professor für Küsteningenieurwesen an der Universität Rostock: "Wenn wir uns diesen Bereich anschauen, dann sehen wir, dass wir platzmäßig relativ beengt sind, und durch diese enge Platzverfügbarkeit, sind wir einfach relativ unflexibel, wenn es darum geht, Schutzmechanismen zu entwickeln oder zu installieren". 

"Das heißt, das einzige, was wir hier wirklich machen können, ist einerseits entweder den Wasserstand am Eindringen in die Trave zu hindern oder wir müssen hier vor Ort und Stelle über ein Schutzelement nachdenken, wie beispielsweise eine Hochwasser-Schutzmauer", so Arne Arns.

Unsere Kinder sind drei und fünf Jahre alt. Also was passiert in 50 Jahren? Da machen wir uns schon Gedanken drüber.
Jan Dohmeyer, der sein 600 Jahre altes Haus in Lübeck restauriert

Während die Stadt Maßnahmen abwägt, bereiten sich die Anwohner bereits vor. Jan Dohmeyer restauriert sein 600 Jahre altes Haus in Lübeck, er installiert Entwässerungspumpen und Hochwasserschutzwände.

Ob er sich Sorgen mache, wegen des Anstiegs des Meeresspiegels und Überschwemmungen? "Ja klar, weil das Wasser ja jedes Jahr zwei Millimeter, drei Millimeter steigt. Es ist zwar nicht viel, aber in zehn Jahren ist es so viel und in 20 Jahren ist es so viel", zeigt Jan Dohmeyer in seinem Hauseingang. 

"Und unsere Kinder sind drei und fünf Jahre alt. Also was passiert in 50 Jahren? Da machen wir uns schon Gedanken drüber."

Aktuelle Klimadaten - warmer und feuchter Juni in vielen Teilen der Erde

Die aktuellen Daten des Copernicus Climate Change Service bestätigen den Trend höherer Temperaturen einerseits und gleichzeitig von mehr Niederschlägen in einigen Teilen der Welt. 

Weltweit betrachtet hatten wir den viertwärmsten Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, mit Temperaturen, die 0,2 Grad Celsius über dem Durchschnitt von 1991-2020 lagen. Im Juni gab es seine Reihe von Hitzewellen.

In Sibirien herrschten anhaltend überdurchschnittlich hohe Temperaturen. Die Stadt Jakutsk erreichte einen neuen Juni-Rekord von 35,1 Grad.

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Finnland hatte den wärmsten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen, Helsinki erreichte mit 31,7 Grad einen neuen Rekord für den Monat.

Auch Nordamerika erlebte den wärmsten Juni. Lytton in Kanada wurde von Waldbränden zerstört, mit 49,6 Grad wurde ein neuer Temperatur-Höchstwert in Kanada erreicht.

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Lytton in Kanada mit 49,6 GradEuronews

In Europa war es in Finnland und den baltischen Staaten im letzten Monat viel wärmer als im Durchschnitt. Gleichzeitig war es über dem Schwarzen Meer und der Iberischen Halbinsel kühler als normalerweise.

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Hitze in Finnland und den baltischen Staaten, kühler über dem Schwarzen Meer und der Iberischen Halbinsel.Euronews

Sehen wir uns die Abweichungen bei den Niederschlägen an. Wir können sehen, dass es über dem Schwarzen Meer und über Westeuropa wieder viel mehr Regen gegeben hat als im Durchschnitt.

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