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Belgien: Empfängnisverhütende Körner sollen Taubenpopulation unter Kontrolle bringen

In Ixelles werden empfängnisverhütende Samen an Tauben verteilt, um ihre Population zu kontrollieren.
In Ixelles werden empfängnisverhütende Samen an Tauben verteilt, um ihre Population zu kontrollieren. Copyright  Paul Chinn/San Francisco Chronicle
Copyright Paul Chinn/San Francisco Chronicle
Von Amandine Hess & Heilika Leinus (Off-Ton und Übersetzung)
Zuerst veröffentlicht am
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Belgien will die Taubenpopulation mit besonderen Körnern begrenzen. Diese Lösung, mit der die die Zahl der Tauben in Ixelles innerhalb von drei Jahren um 40 Prozent reduziert werden konnte, inspiriert andere europäische Städte.

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Es ist noch dunkel an diesem Herbstmorgen in der belgischen Gemeinde Ixelles, als sich der Automat für Verhütungskörner auf dem Rotkreuzplatz befüllt wird. Das Frühstück ist serviert!

Die Tauben, die sich in den umliegenden Bäumen verstecken und möglicherweise von der Kamera eingeschüchtert sind, rühren sich nicht vom Fleck. Fünfzehn Minuten später, um 7.45 Uhr wird noch ein Versuch unternommen. Jetzt ist die Verteilung des Futters erfolgreicher. In einer einzigen Bewegung stürzen sich fast 200 Tauben auf die Körner.

"Wir haben versucht, die bestmögliche Formel zur Verringerung der Taubenpopulation zu finden und dabei den Tierschutz zu berücksichtigen", erklärt Yves Rouyet, Gemeinderat von Ixelles gegenüber Euronews. Er ist für die Stadtplanung, Kulturerbe, Mobilität, Tierschutz und Lebensqualität in der Gemeinde verantwortlich.

Als Alternative zum Töten, eine Praxis, die von Tierschützern angeprangert und aufgrund der schnellen Vermehrung der Vögel als wenig effektiv angesehen wird, hat dieses 2021 eingeführtes System der empfängnisverhütenden Samen die Taubenpopulation in Ixelles um etwa 40 Prozent reduziert, sagt Rouyet.

Die Gemeinde in der Nähe von Brüssel erhielt viele Beschwerden über die Belästigung durch die Vögel, die manchmal auch als "fliegende Ratten" bezeichnet werden."Es gibt viele Tauben, das hat ein bisschen was von Hitchcock. Und dann gibt es noch den Taubenkot, der Gebäude und Denkmäler beschädigen kann", erklärt Rouyet.

Die Automaten, die an sechs Standorten in der Gemeinde aufgestellt sind, werden zweimal im Morgengrauen zu einer festen Zeit in Betrieb genommen.

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Deshalb fressen nur die dominanten reproduktiven Männchen das empfängnisverhütende Futter auf. Sie machen etwa 15 Prozent der Taubenpopulation aus. Die Körner sind mit R12, einem pharmazeutischen Produkt, beschichtet, erklärt der Gemeinderat.

Diese Maßnahme ist jedoch nicht ganz billig: Sie kostet jährlich 10.000 Euro pro Futterstation.

"Es war viel besser, Wilderer zu Jagdaufsehern zu machen"

Die Behörden der Gemeinde haben diejenigen Menschen, die Tauben füttern, in das Programm integriert, anstatt weiterhin Bußgeldern von ihnen zu verlangen. "Es war viel besser, Wilderer zu Jagdaufsehern zu machen", begründet Rouyet.

Jetzt sind die Freiwilligen, bei denen es sich überwiegend um Frauen handelt, mit einem Beutel und einer Karte ausgestattet und dürfen an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten die besonderen Samen verteilen, um die Tauben an bestimmten Orten zu halten.

Nachdem Stéphanie De Jonghe, Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins Les plumes d'Ixelles (zu Deutsch: Die Federn von Ixelles), die Vögel zehn Jahre lang ohne Erlaubnis gefüttert hatte, füttert sie sie nun seit vier Jahren im Rahmen dieses Programms.

"Seit vier Jahren habe ich keinen Tag verpasst, weil sie jeden Tag etwas zu essen brauchen", erklärt die leidenschaftliche Taubenschützerin, die 42 Stunden pro Woche mit Vogelfutter unterwegs ist.

Auch wenn die Verhütung notwendig ist, um die Zahl der Tauben zu regulieren, besteht sie darauf, dass die Vögel gefüttert werden müssen, um ihr Wohlergehen zu sichern. Wenn man den Vögeln nur das Verhütungsmittel geben würde, würde man ihre Zahl schneller reduzieren können, sagt De Jonghe. Dann würden sich die Tauben nicht nur weniger vermehren, sondern würde die erwachsenen Vögel schnell Unter- und Mangelernährung sterben, ist sie überzeugt. Das wäre ihrer Ansicht nach allerdings Tierquälerei.

Die Aktivistin betont, dass die Tauben "zahme, sesshaftes und körnerfressendes" Vögel sind, die "sehr vom Menschen abhängig" sind. "Sie wurden vor Jahrhunderten aus ihrer natürlichen Umgebung entfernt. Sie wurden für die Taubenzucht, die Fleischproduktion und als Ziervögel verwendet. Dann wurden sie in der Stadt ausgesetzt, obwohl das Gebiet ihnen nicht das bietet, was sie brauchen. Die Gemeinden müssen begreifen, dass es Tierquälerei ist, wenn man sie nicht füttert."

Unterdessen haben sich andere europäische Städte wie Straßburg und Barcelona ebenfalls für empfängnisverhütende Samen entschieden.

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