Europas Stromnetz ist veraltet. 2024 wurden in sieben europäischen Ländern erneuerbare Energien im Wert von 7,2 Milliarden Euro verschwendet – wegen fehlender Netzinfrastruktur.
Einem neuen Bericht zufolge ist das europäische Stromnetz für eine Umstellung auf erneuerbare Energien zu veraltet.
Die EU hatte zuvor einen Fahrplan für den Ausstieg aus den verbleibenden russischen fossilen Brennstoffen bis zum Jahr 2027 bekannt gegeben. Dafür werden den Stromnetzen eine zentrale Rolle zugeschrieben.
Der Bericht von Beyond Fossil Fuels, E3G, Ember und dem Institute for Energy Economics and Financial Analysis untersuchte 32 Stromübertragungsnetzbetreiber (ÜNB) in 28 Ländern.
Dabei wurde festgestellt, dass viele von ihnen auf alten Regierungszielen und Annahmen über den Strommarkt basieren. Diese veraltete Netzplanung gefährden den Übergang Europas zu erneuerbaren Energien.
"Die Regierungen müssen dringend diese Fehler aus dem Planungssystem entfernen, damit die Netzbetreiber erneuerbare Projekte anschließen können", sagt Juliet Phillips, Energiereferentin bei Beyond Fossil Fuels.
Phillips fügt hinzu, dass ein Klimamandat für die ÜNB und ihre Regulierungsbehörden sicherstellen könnte, dass sie die langfristigen Investitionen und Entscheidungen treffen, die die Energiesysteme zukunftssicher machen.
Projekte für erneuerbare Energie stocken in Europa
Über 1.700 Gigawatt (GW) an Projekten für erneuerbare Energien in 16 Ländern stehen in der Warteschlange für den Anschluss an das Stromnetz - mehr als dreimal so viel wie die EU benötigt, um die Energie- und Klimaziele für 2030 zu erreichen.
Das Vereinigte Königreich hatte mit 722 GW an Wind- und Solarenergie die größte Menge an erneuerbaren Energien, die in der Warteschlange stecken. Es folgten Finnland mit 400 GW, Italien mit 348 GW und Deutschland mit 70 GW.
2024 wurde in sieben europäischen Ländern erneuerbare Energien im Wert von rund 7,2 Milliarden Euro verschwendet – weil sie nicht ins Stromnetz eingespeist werden konnten.
Allein in Deutschland wurden im vergangenen Jahr Wind- und Solarenergie im Wert von 3,3 Milliarden Euro verschwendet. In Spanien könnten es im Jahr 2024 bis zu 2,5 Milliarden Euro gewesen sein.
Die vorliegenden Zahlen basieren ausschließlich auf den Informationen, die einzelne Übertragungsnetzbetreiber bereitgestellt haben und sind daher unvollständig.
Europäische Stromnetze müssen modernisiert werden
Laut Bericht droht Europa in eine Abhängigkeit von fossilem Gas zu geraten, wenn die Stromnetzplanung nicht möglichst schnell auf ein System mit erneuerbaren Energien umgestellt wird.
Nur fünf Netzbetreiber planten für 2035 ein vollständig dekarbonisiertes Stromnetz: EirGrid (Irland), Energinet (Dänemark), Fingrid (Finnland), National Grid (Großbritannien) und Litgrid (Litauen). Und das, obwohl 13 Länder für den gleichen Zeitraum Ziele für saubere Energieversorgung verfolgen.
Vilislava Ivanova - Forschungsleiterin beim Think Thank zum Klimawandel E3G - betonte, die Regierungen müssten den Netzbetreibern klare politische Signale senden, dass die Klimaziele verbindlich seien. Nur so lasse sich eine widerstandsfähige Wirtschaft ohne fossile Energieträger aufbauen.
Eine saubere und wettbewerbsfähige Energiezukunft Europas könne nur durch politische Führung, unabhängige Steuerung und gezielte Anreize sichergestellt werden. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass die Stromnetze zur Bremse der Energiewende würden.