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„Es ist wie ein Wunder“: die emotionale Wiederansiedlung des Bartgeiers in Bulgarien

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„Es ist wie ein Wunder“: die emotionale Wiederansiedlung des Bartgeiers in Bulgarien
Copyright  Euronews
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Von Cyril Fourneris
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Ein halbes Jahrhundert nach seiner Ausrottung feierte Bulgarien die Wiederansiedlung eines der seltensten Raubvögel Europas - des Bartgeiers. Diese Maßnahme wird als Sprungbrett gesehen, um die Vögel in ganz Europa und auf anderen Kontinenten miteinander zu verbinden.

Die 90 Tage alten Küken sind bereits zwei Meter groß, aber sie haben noch nicht das weiche weiße Gefieder und den Bart, die für die erwachsenen Vögel charakteristisch sind. Dieses prähistorisch anmutende Tier hat die Fantasie von Ornithologen in aller Welt beflügelt.

Im Amphitheater der Tuida-Festung in Sliven bestaunen Hunderte von Menschen drei junge Bartgeier, die auf den Berggipfeln über der Stadt freigelassen werden sollen. Zufälligerweise ist dies genau die Stelle, an der 1972 das letzte bekannte Exemplar in Bulgarien tot aufgefunden wurde.

Diese Zeremonie, die am Samstag, den 17. Mai stattfand, markierte den Höhepunkt des Bartgeier-LIFE-Projekts und ist Teil der jahrzehntelangen Bemühungen um die Wiederansiedlung von Geiern in Bulgarien.

Auf der Bühne betonten bulgarische und internationale Ornithologen, wie wichtig die Rückkehr des seltensten Geiers Europas auf die Balkanhalbinsel ist.

Eine lang erwartete Rückkehr

„Bulgarien kann stolz auf dieses Projekt sein. Der Bartgeier hat hier jahrhundertelang gelebt, und seine Population sollte hier wieder aufblühen“, sagte Valeri Georgiev, Leiter der Abteilung für Biodiversität im bulgarischen Umweltministerium, gegenüber Euronews.

Nach der Feier wurden die drei Küken zu einer geheim gehaltenen Freilassungsstelle gebracht. Ein Expertenteam setzte die Geier mit den Namen Balkan, LifeBG und Boev behutsam in künstliche, vor Raubtieren geschützte Nestern.

Einer dieser Vögel wurde in der Zuchtstation in Stara Zagora, Bulgarien, geboren. Die beiden anderen Tiere stammen aus dem Zoo von Ostrava in der Tschechischen Republik. Monatelang werden sie gefüttert, mit einer Kamera überwacht und gepflegt, bis sie ausfliegen, um in der freien Natur zu nisten.

„Mein ganzes Leben lang habe ich mir diesen Moment ausgemalt. Es war ein ferner Traum, der immer realer geworden ist. Jetzt ist es ein Wunde“, sagte der Ornithologe Emilian Stoynov, Direktor des Fonds für wilde Flora und Fauna (FWFF), gegenüber Euronews.

Das Aussterben aufhalten

In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben Stoynov und andere Akteure wie die NRO Green Balkans dazu beigetragen, Hunderte von Geiern - vor allem Mönchsgeier und Gänsegeier - in den bulgarischen Bergen wieder anzusiedeln.

Von den vier einheimischen Geierarten war nur der Bartgeier noch nicht in freier Wildbahn anzutreffen. Der Aasfresser war in den letzten Jahrzehnten auf der gesamten Balkanhalbinsel ausgestorben, und die nächstgelegenen Wildpopulationen befinden sich derzeit auf der Insel Kreta, aber ein ähnliches Wiederansiedlungsprogramm wurde in Rumänien gestartet.

„Es ist wichtig, eine Verbindung zwischen den Populationen in der Türkei, Asien, den Alpen und anderen Teilen Europas herzustellen. Diese Verbindung ist jahrzehntelang verschwunden, und jetzt bringen wir die Trittsteine zurück, um diesen Genfluss wiederherzustellen“, erklärte Hans Pohlmann, Präsident der Vulture Conservation Foundation (VCF).

Die VCF betrachtet die erfolgreiche Wiederansiedlung der Art in mehreren Regionen Westeuropas, wie den Alpen und den Pyrenäen, als „eines der ermutigendsten Beispiele für den Schutz von Wildtieren weltweit.“

Ein faszinierender und nützlicher Aasfresser

Geier spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem: Indem sie tote Tiere fressen, verhindern sie die Verbreitung von Viren.

„Der Bartgeier ernährt sich hauptsächlich von Knochen, was in der Tierwelt einzigartig und besonders nützlich ist, weil er so in der Natur die Aufräumarbeit von Kadavern übernimmt“, sagt Andreana Dicheva, Koordinatorin des Zuchtprogramms von Green Balkans.

„Mit der Wiederansiedlung des Bartgeiers werden die bulgarischen Geier in der Lage sein, einen ganzen Kadaver zu vertilgen“, fügt Dobromir Borislavov, Direktor des Zoos von Sofia, hinzu.

Geier sind nach wie vor stark bedroht, aber durch verbesserte Nistbedingungen und Nahrungsbeschaffungstechniken sowie durch die Förderung einer nachhaltigen Tierzucht konnten die Schutzkapazitäten erhöht werden. Im Gegensatz zu anderen Kontinenten nehmen die Geierpopulationen in Europa zu.

Nach Angaben der Vulture Conservation Foundation gab es im Jahr 2022 nur 465 Brutpaare von Bartgeiern in Europa.

„Wir haben noch einen langen Weg vor uns, aber das Wissen und die Begeisterung für diese Tiere sind vorhanden. Ich denke also, dass wir es schaffen können“, sagt Stoynov.

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