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Jane Goodall (91), berühmte Primatologin und Aktivistin, ist tot

Jane Goodall
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Von Euronews
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Dr. Goodall wurde für ihre bahnbrechende Feldforschung an Schimpansen und ihrem weltweiten Einsatz für den Umweltschutz bekannt.

Jane Goodall, Primatenexpertin, die durch ihre Forschung an Schimpansen berühmt wurde, ist im Alter von 91 Jahren gestorben, wie das von ihr gegründete Jane Goodall Institute mitteilte.

Während sie vor Jahrzehnten unter Schimpansen in Afrika lebte, dokumentierte Goodall, wie die Tiere Werkzeuge benutzten und andere Verhaltensweisen zeigten, die zuvor als ausschließlich menschlich galten. Zudem erkannte sie, dass Schimpansen individuelle Persönlichkeiten besitzen.

Ihre Beobachtungen sowie Auftritte in Magazinen und Dokumentationen in den 1960er-Jahren veränderten grundlegend die Sichtweise der Welt auf unsere nächsten lebenden Verwandten – und auf die emotionale und soziale Komplexität von Tieren im Allgemeinen. Gleichzeitig wurde Goodall so einem breiten Publikum bekannt.

"Draußen in der Natur, ganz allein – wenn man allein ist, kann man ein Teil der Natur werden, und die eigene Menschlichkeit steht dem nicht im Weg", sagte sie 2021.

"Es ist fast wie eine außerkörperliche Erfahrung, wenn man plötzlich andere Geräusche hört, andere Gerüche wahrnimmt und tatsächlich Teil dieses erstaunlichen Lebensgeflechts wird."

In ihren späteren Jahren widmete sich Goodall über Jahrzehnte hinweg der Bildungsarbeit, dem humanitären Engagement und dem Schutz der Natur.

Jane Goodall küsst Tess im Sweetwaters-Schimpansen-Schutzgebiet bei Nanyuki, 6. Dezember 1997.
Jane Goodall küsst Tess im Sweetwaters-Schimpansen-Schutzgebiet bei Nanyuki, 6. Dezember 1997. JEAN-MARC BOUJU/AP1997

Mit ihrem sanften britischen Akzent war Jane Goodall dafür bekannt, die düsteren Realitäten der Klimakrise mit einer aufrichtigen Botschaft der Hoffnung für die Zukunft zu verbinden.

Von ihrem Wohnort im britischen Küstenstädtchen Bournemouth aus reiste sie bis weit in ihre 90er Jahre hinein an fast 300 Tagen im Jahr, um vor voll besetzten Sälen auf der ganzen Welt zu sprechen.

Zwischen ernsten Botschaften streute sie in ihre Vorträge immer wieder humorvolle Momente ein – etwa wenn sie wie ein Schimpanse rief oder bedauerte, dass Tarzan sich für die falsche Jane entschieden habe.

Als sie in den frühen 1960er-Jahren in Tansania mit der Erforschung von Schimpansen begann, war sie für ihre unkonventionelle Herangehensweise bekannt. Sie beobachtete die Tiere nicht nur aus der Distanz, sondern tauchte vollständig in ihr Leben ein. Sie fütterte sie und gab ihnen Namen statt Nummern – ein Vorgehen, das ihr von einigen Wissenschaftlern Kritik einbrachte.

Ihre Entdeckungen wurden einem Millionenpublikum bekannt, als sie 1963 erstmals auf dem Cover des National Geographic erschien – gefolgt von einer populären Dokumentation kurz darauf.

Eine Fotoserie, die sie bei der Arbeit im Feld zeigte, machte sowohl Goodall als auch einige der Schimpansen berühmt.

Die Primatologin Jane Goodall spricht am 30. September 2002 auf einem Symposium der Harvard Law School in Cambridge.
Die Primatologin Jane Goodall spricht am 30. September 2002 auf einem Symposium der Harvard Law School in Cambridge. CHITOSE SUZUKI/Copyright 2025 The AP. All rights reserved.

Ein ikonisches Foto zeigt Jane Goodall, wie sie in der Hocke einem jungen Schimpansen namens Flint gegenüber sitzt. Beide strecken die Arme aus und greifen nach dem anderen.

"Was mir die Schimpansen über die Jahre beigebracht haben, ist, wie ähnlich sie uns sind. Sie haben die Grenze zwischen Mensch und Tier verschwimmen lassen", sagte sie 1997.

Goodall wurde mit den höchsten zivilen Auszeichnungen zahlreicher Länder geehrt, darunter Großbritannien, Frankreich, Japan und Tansania.

Im Jahr 2025 erhielt sie von US-Präsident Joe Biden die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung der Vereinigten Staaten. Bereits 2021 war sie mit dem renommierten Templeton-Preis ausgezeichnet worden.

"Ihre bahnbrechenden Entdeckungen haben das Verständnis der Menschheit für ihre Rolle in einer vernetzten Welt verändert. Ihr Engagement zeigt, dass unsere Spezies eine größere Verantwortung im Umgang mit dem Leben auf diesem Planeten hat", heißt es in der Begründung der Templeton-Preis-Jury, die Persönlichkeiten auszeichnet, deren Lebenswerk Wissenschaft und Spiritualität verbindet.

Goodall wurde zudem zur Friedensbotschafterin der Vereinten Nationen ernannt und veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter ihre Bestseller-Autobiografie "Grund zur Hoffnung" (Originaltitel: Reason for Hope).

Präsident Joe Biden überreicht Jane Goodall am 4. Januar 2025 in der Osthalle des Weißen Hauses die Presidential Medal of Freedom.
Präsident Joe Biden überreicht Jane Goodall am 4. Januar 2025 in der Osthalle des Weißen Hauses die Presidential Medal of Freedom. AP Photo

Jane Goodall wurde 1934 in London geboren und sagte, ihre Faszination für Tiere habe begonnen, sobald sie krabbeln konnte.

In ihrem Buch "In the Shadow of Man" beschreibt sie eine frühe Kindheitserinnerung: Wie sie sich in einem Hühnerstall versteckte, um zu beobachten, wie ein Huhn ein Ei legt. Sie blieb so lange dort, dass ihre Mutter sie schließlich als vermisst bei der Polizei meldete.

Mit zehn Jahren kaufte sie sich ihr erstes Buch – "Tarzan bei den Affen" von Edgar Rice Burroughs – und fasste bald darauf einen festen Entschluss: Sie wollte mit wilden Tieren in Afrika leben.

Diesen Traum hielt sie fest, auch als sie mit 18 Jahren einen Sekretariatskurs absolvierte und anschließend zwei verschiedene Jobs annahm. 1957 nahm sie schließlich die Einladung an, eine Farm in Kenia zu besuchen, die den Eltern einer Freundin gehörte.

Dort begegnete sie im Naturkundemuseum von Nairobi dem berühmten Anthropologen und Paläontologen Louis Leakey, der ihr eine Stelle als Assistentin anbot.

Drei Jahre später – obwohl sie keinen Hochschulabschluss hatte – fragte Leakey sie, ob sie Interesse hätte, Schimpansen im heutigen Tansania zu erforschen.

Die Anthropologin Jane Goodall mit ihrem Ehemann Hugo van Lawick hinter der Kamera, Januar 1974.
Die Anthropologin Jane Goodall mit ihrem Ehemann Hugo van Lawick hinter der Kamera, Januar 1974. AP Photo

Der Anfang war mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Die britischen Behörden bestanden darauf, dass sie eine Begleitperson habe – daher nahm sie zunächst ihre Mutter mit. Die Schimpansen flohen, sobald sie sich ihnen auf weniger als 450 Meter näherte. Zudem war sie wochenlang krank, vermutlich an Malaria, ohne Zugang zu Medikamenten.

Doch schließlich gelang es ihr, das Vertrauen der Tiere zu gewinnen. Im Herbst 1960 beobachtete sie, wie ein Schimpanse namens David Greybeard aus Zweigen ein Werkzeug herstellte und es benutzte, um Termiten aus einem Nest zu angeln. Bis dahin war man davon ausgegangen, dass nur Menschen Werkzeuge herstellen und verwenden.

Goodall stellte außerdem fest, dass Schimpansen individuelle Persönlichkeiten besitzen und Gefühle wie Freude, Trauer, Angst und Zufriedenheit teilen – genau wie Menschen.

Sie dokumentierte enge Bindungen zwischen Müttern und ihren Jungen, Rivalitäten unter Geschwistern und männliches Dominanzverhalten. Mit anderen Worten: Sie zeigte, dass es keine klare Grenze zwischen Menschen und dem Tierreich gibt.

In späteren Jahren entdeckte Goodall, dass Schimpansen eine Art von Kriegsführung betreiben. 1987 beobachteten sie und ihr Team zudem, wie ein Schimpanse ein dreijähriges Waisenkind adoptierte, mit dem er nicht eng verwandt war.

Während ihrer Feldforschung erhielt Goodall ab 1961 zahlreiche Fördermittel von der National Geographic Society.

1966 promovierte sie in Ethologie und wurde damit eine der wenigen Personen, die ohne vorherigen Hochschulabschluss als Doktorandin an der University of Cambridge aufgenommen wurden.

Ab 1986 verlagerte sich ihr Schwerpunkt zunehmend auf die weltweite Aufklärungs- und Tierschutzarbeit – ausgelöst durch einen verstörenden Film über Tierversuche, den sie auf einer Konferenz sah.

"Ich wusste, ich muss etwas tun", sagte sie 1997. "Es war an der Zeit, etwas zurückzugeben."

Als die COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 ihre Reisen und öffentlichen Auftritte stoppte, begann sie, aus ihrem Elternhaus in England einen Podcast zu senden.

Jane Goodall spielt mit Bahati, einem dreijährigen weiblichen Schimpansen, im Sweetwaters-Schimpansen-Schutzgebiet bei Nanyuki, nördlich von Nairobi, am 6. Dezember 1997.
Jane Goodall spielt mit Bahati, einem dreijährigen weiblichen Schimpansen, im Sweetwaters-Schimpansen-Schutzgebiet bei Nanyuki, nördlich von Nairobi, am 6. Dezember 1997. JEAN-MARC BOUJU/AP1997

In Dutzenden Episoden ihres Podcasts "Jane Goodall Hopecast" führte sie Gespräche mit Gästen wie dem US-Senator Cory Booker, der Autorin Margaret Atwood und der Meeresbiologin Ayana Elizabeth Johnson.

"Wenn man Menschen erreichen will, wenn man Einstellungen verändern möchte, muss man das Herz erreichen", sagte sie in der ersten Folge.

"Das Herz erreicht man durch Geschichten, nicht durch Argumente, die nur den Intellekt ansprechen."

Außerdem baute sie eine starke Präsenz in den sozialen Medien auf, in denen sie Millionen von Followern über die Notwendigkeit informierte, Massentierhaltung zu beenden, und Tipps gab, wie man sich von der lähmenden Angst vor der Klimakrise befreien kann.

Ihr Rat lautete: "Konzentriere dich auf die Gegenwart und triff heute Entscheidungen, deren Wirkung sich mit der Zeit entfalten wird."

Dr. Jane Goodall starb in Kalifornien, wo sie sich im Rahmen einer Vortragsreise aufhielt.

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