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Die Welt hat CO2-Budget fast ausgeschöpft, fossile Emissionen steigen auf Rekordhoch

Das Kohlekraftwerk Kyger Creek produziert am 14. April 2025 nahe Cheshire im US-Bundesstaat Ohio Strom.
Am 14. April 2025 läuft das Kohlekraftwerk Kyger Creek in der Nähe von Cheshire im US-Bundesstaat Ohio. Copyright  AP Photo/Joshua A. Bickel, File
Copyright AP Photo/Joshua A. Bickel, File
Von Euronews Green
Zuerst veröffentlicht am
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Neue Studie warnt: Das Ziel, die Erderwärmung weltweit unter eins Komma fünf Grad Celsius zu halten, ist nicht mehr realistisch. Viele Modelle scheitern.

Die Emissionen aus fossilen Brennstoffen dürften 2025 einen Rekord erreichen, wie neue Forschungsergebnisse zeigen, die am Donnerstag veröffentlicht wurden.

Sie warnen, dass das verbleibende CO2‑Budget, um die Erderwärmung unter ein Komma fünf Grad Celsius zu halten, nun praktisch aufgebraucht ist.

Der jährliche Global Carbon Budget Report meldet, dass die Dekarbonisierung der Energiesysteme in vielen Ländern vorankommt. Sie reicht jedoch nicht aus, um den globalen Energiehunger zu kompensieren.

Laut einem internationalen Team von mehr als 130 Forschenden liegen die Emissionen aus Kohle, Öl und Gas 2025 um ein Komma eins Prozent über dem Vorjahr. Alle drei Energieträger legen zu.

Vom dringend nötigen Rückgang der weltweiten Emissionen ist nichts zu sehen. Der CO2‑Gehalt in der Atmosphäre steigt weiter, ebenso die gefährlichen Folgen der Erwärmung.

Die Welt hat ihr CO2‑Budget praktisch aufgebraucht

Dieses Jahr markiert zehn Jahre seit dem Pariser Abkommen. Trotz Fortschritten in vielen Bereichen steigen die Emissionen aus fossilen Brennstoffen weiter. Der Bericht berechnet, wie viel CO2 noch ausgestoßen werden kann, um die Erwärmung unter dem Ziel von ein Komma fünf Grad Celsius zu halten.

„Bei weiter steigenden CO2‑Emissionen ist es nicht mehr plausibel, die Erderwärmung unter ein Komma fünf Grad Celsius zu halten“, sagt Professor Pierre Friedlingstein vom Global Systems Institute der Universität Exeter, der die Studie leitete.

„Das verbleibende CO2‑Budget für ein Komma fünf Grad, 170 Milliarden Tonnen Kohlendioxid, wäre bei heutigem Ausstoß vor 2030 aufgebraucht. Wir schätzen, dass der Klimawandel inzwischen die kombinierten Kohlenstoffsenken an Land und im Ozean verringert – ein klares Signal des Planeten Erde, dass wir die Emissionen drastisch senken müssen.“

Das Pariser Abkommen scheint dennoch Einfluss auf die globalen Emissionen zu haben. Der Bericht zeigt, dass die gesamten CO2‑Emissionen im vergangenen Jahrzehnt langsamer gewachsen sind – im Schnitt um null Komma drei Prozent pro Jahr – verglichen mit dem Jahrzehnt davor, als sie durchschnittlich um ein Komma neun Prozent pro Jahr zunahmen.

Europas Emissionen steigen wieder

In der EU fielen die Emissionen in den vergangenen Jahren. Dieses Jahr hat unter anderem kälteres Wetter den Energiebedarf erhöht, wodurch die Emissionen um null Komma vier Prozent steigen. Gleiches gilt für die USA, wo ein Wachstum um ein Komma neun Prozent erwartet wird.

Unter den anderen großen Emittenten heißt es im Bericht, dass Chinas Emissionen sich zu stabilisieren beginnen und nur um null Komma vier Prozent steigen. Sie wachsen nun langsamer als in den vergangenen Jahren, begünstigt durch moderates Wachstum des Energieverbrauchs und einen außergewöhnlichen Ausbau der Erneuerbaren.

Indiens Emissionen werden voraussichtlich um ein Komma vier Prozent zunehmen – ebenfalls langsamer als zuletzt. Ein früher Monsun verringerte in den heißesten Monaten den Kühlbedarf. Zusammen mit starkem Wachstum bei den Erneuerbaren führte das zu sehr geringem Wachstum beim Kohleverbrauch. Für Japan wird ein Rückgang der Emissionen um zwei Komma zwei Prozent erwartet.

„Die Anstrengungen, den Klimawandel zu bekämpfen, sind sichtbar: 35 Länder senken ihre Emissionen und lassen gleichzeitig ihre Volkswirtschaften wachsen – doppelt so viele wie vor einem Jahrzehnt. Auch die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen sinkt andernorts deutlich“, erklärt Professorin Corinne Le Quéré, Royal Society Research Professor an der School of Environmental Sciences der University of East Anglia.

Doch dieser Fortschritt sei noch „viel zu fragil“, um den nachhaltigen Rückgang der Emissionen zu bringen, der für den Klimaschutz nötig ist.

Wo steigen die Emissionen?

Viele unterschiedliche Quellen und Kohlenstoffsenken gehen in die Berechnung der jährlichen globalen Emissionen ein.

Die Gesamtemissionen werden ermittelt, indem menschengemachte Ausstöße erfasst und mit der Menge an CO2 verglichen werden, die Land- und Ozeansenken aufnehmen. Insgesamt dürften die weltweiten CO2‑Emissionen leicht unter dem Vorjahreswert liegen.

Bei fossilen Brennstoffen treiben alle Energieträger den Anstieg. Emissionen aus Kohle liegen bei plus null Komma acht Prozent, Öl bei plus ein Prozent und Erdgas bei plus ein Komma drei Prozent. Während die Emissionen aus der Schifffahrt stabil bleiben, werden jene des internationalen Luftverkehrs 2025 voraussichtlich um sechs Komma acht Prozent zunehmen.

Die prognostizierte Zahl für Veränderungen der Landnutzung, zu denen etwa Entwaldung zählt, ist dieses Jahr auf vier Komma eins Milliarden gefallen.

„Der Rückgang der Emissionen aus der Landnutzung zeigt den Erfolg, den Umweltpolitik erzielen kann. Die Abholzungsraten im Amazonas sind gesunken und liegen in dieser Saison so niedrig wie seit 2014“, sagt Professorin Julia Pongratz vom Department für Geographie der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Emissionen aus dauerhafter Entwaldung bleiben hoch bei rund vier Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr. Etwa die Hälfte davon wird durch Wiederaufforstung, neue Wälder und Nachwachsen ausgeglichen.

Die kombinierten Effekte von Klimawandel und Entwaldung haben südostasiatische und große Teile südamerikanischer tropischer Wälder inzwischen von CO2‑Senken zu Quellen gemacht. Statt das Problem auszugleichen, tragen sie nun dazu bei.

Der diesjährige Bericht stellt fest, dass seit 1960 acht Prozent des gesamten Anstiegs der CO2‑Konzentration in der Atmosphäre darauf zurückgehen, dass der Klimawandel diese wichtigen land- und ozeanbasierten Kohlenstoffsenken schwächt.

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