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Studie: Alltägliche Chemikalien könnten der Darmgesundheit schaden, das sind die größten Übeltäter

Eine Person hält sich den Bauch.
Eine Person hält sich den Bauch. Copyright  Canva
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Von Gabriela Galvin
Zuerst veröffentlicht am
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Britische Forschende testeten im Labor über 1.000 Chemikalien an Proben von Darmbakterien. Dabei identifizierten sie 168 als offenbar schädlich.

Dutzende verbreitete Chemikalien sind für Darmbakterien giftig und könnten der menschlichen Gesundheit schaden, wie eine neue Analyse nahelegt.

In Labortests identifizierten Forschende im Vereinigten Königreich 168 Chemikalien, die das Wachstum gesunder Darmbakterien verhindern. Das kann das Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen.

Das Darmmikrobiom besteht aus Tausenden Bakterienarten und anderen Kleinstorganismen, die in unserem Verdauungstrakt leben – und es steht mit einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen in Verbindung, etwaKrebs,Schlaflosigkeit, Herzkrankheiten, Diabetes vom Typ zwei und Frühgeburt.

Die Forschenden fanden die 168 toxischen Stoffe, nachdem sie 1.076 chemische Verunreinigungen im Labor getestet hatten, darunter mehrere sogenannte „Forever Chemicals“, also per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), die in der Umwelt nicht natürlich abgebaut werden. Getestet wurde an 22 Arten von Darmbakterien.

Zu den für Darmbakterien giftigen Stoffen zählen Pestizide wie Herbizide und Insektizide aus der Landwirtschaft. Ebenfalls betroffen sind Industriechemikalien, die in Kunststoffen und Flammschutzmitteln verwendet werden.

Diese Stoffe gelangen meist über Nahrung, Wasser und andere Umweltkontakte in den Körper. Viele galten bislang nicht als Einflussfaktoren auf Darmbakterien, heißt es in der Studie, die am Mittwoch in der Zeitschrift Nature Microbiology erschienen ist.

„Wir waren überrascht, dass einige dieser Chemikalien so starke Effekte hatten“, sagte Indra Roux, Mitautorin der Studie und Forscherin an der Universität Cambridge.

„Viele Industriechemikalien wie Flammschutzmittel und Weichmacher, mit denen wir regelmäßig in Kontakt kommen, galten bislang als unbedenklich für lebende Organismen. Das stimmt aber nicht“, ergänzte sie in einer Mitteilung.

Noch ist unklar, wie stark Menschen diesen Stoffen tatsächlich ausgesetzt sind und was das für die Darmgesundheit bedeutet. Doch andere Studien deuten darauf hin, dass Umweltverschmutzung das Darmmikrobiom verändern kann, mit Folgen wie Übergewicht und Insulinresistenz.

In den Labortests passten Bakterien ihre Funktionen an, um bestimmten Schadstoffen zu entgehen. Einige wurden dadurch sogar gegen Antibiotika resistent. Überträgt sich das auf den menschlichen Darm, könnten Infektionen schwerer zu behandeln sein und der wachsenden Bedrohung durch antimikrobielle Resistenzen (AMR) zusätzlichen Schub geben, warnen die Forschenden.

Auffällig ist: Sicherheitsprüfungen für Chemikalien konzentrieren sich meist auf ihre Zielwirkung, etwa wie gut Fungizide parasitäre Sporen abtöten. Der mögliche Einfluss auf den menschlichen Darm spielt kaum eine Rolle. Das sollte sich ändern, sagen die Forschenden.

„Bei der Sicherheitsbewertung neuer Chemikalien für den Menschen muss gewährleistet sein, dass sie auch für unsere Darmbakterien unbedenklich sind. Diese können über Nahrung und Wasser mit den Stoffen in Kontakt kommen“, sagte Stephan Kamrad, Mitautor der Studie und Forscher an der Universität Cambridge.

Die Forschenden fordern mehr Daten aus der Praxis zur tatsächlichen Belastung. Nur so lässt sich klären, ob die im Labor beobachteten Effekte die Darmgesundheit von Menschen beeinträchtigen.

Bis dahin raten sie, die Belastung möglichst zu vermeiden. Etwa, indem man zu Hause auf Pestizide verzichtet und Obst sowie Gemüse vor dem Verzehr wäscht.

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