Schon seit einem Jahr gibt es bei offiziellen Empfängen in der französischen Stadt Lyon keine "Foie Gras" mehr. Doch eine Aussage des Bürgermeisters bringt die Restaurants auf die Barrikaden.
Lyons Bürgermeister Grégory Doucet muss sich für die Entscheidung rechtfertigen, Stopfleber von den Menüs offizieller Empfänge im Rathauses gestrichen zu haben. "Foie Gras" gilt in Frankreich als Delikatesse und wird besonders zur Weihnachtszeit gern und viel verspeist.
In einem Versuch, der aufbrausenden Debatte den Wind aus den Segeln zu nehmen, erklärte Doucet gegenüber dem "Journal du dimanche", dass die Entscheidung, die Stopfleber von städtischen Empfängen zu verbannen, "weder ein Aufruf zum Boykott noch ein Verbot" gewesen sei.
Die Regelung ist allerdings schon seit September 2020 in Kraft, als die grüne Mehrheit im Lyoner Rathaus dafür gestimmt hatte. Sie blieb zunächst weitgehend unbemerkt. Im gleichen Beschluss wurden auch Cordon-Bleus von der Speisekarte der städtischen Kantinen gestrichen.
Verbot der Stopfleber blieb zunächst unbemerkt
Erst als die Tierrechtsorganisation "Peta" zu Beginn der vergangenen Woche die Entscheidung des mehrheitlich grünen Rathauses von Lyon lobte, nahm die Debatte an Fahrt auf. In einem Artikel des Lokalzeitung "Lyon Capitale" ließ das Rathaus zudem verlauten, dass es diesbezüglich "den Dialog zu derartigen Fragen ausweiten möchte, damit auch in den Restaurants ähnliche Initiativen verfolgt werden können". Viele Produzent:innen und Chefköch:innen verstanden das als einen Aufruf zum Boykott der traditionellen "Foie Gras" und protestieren.
Restaurants reagieren empört
14 Chefkochverbände reagierten auf diese Erklärungen mit der Veröffentlichung eines Manifests zur Unterstützung der französischen Geflügelbranche. "Als Symbol der hohen Gastronomie ist die Foie Gras ein Botschafter unserer Lebenskunst, so trägt sie zur Ausstrahlung unseres Know-hows und unserer Kultur in der ganzen Welt bei", ist dort zu lesen.
Lyons grüner Bürgermeister stellte schnell klar, dass es einen Unterschied zwischen "der Frage der öffentlichen Auftragsvergabe" und der Frage der "Festtagsessen im Haushalt oder im Restaurant" gebe. "Zu einem guten Essen gehören gute Produkte. Ihre Freiheit steht nicht zur Debatte", so Doucet, aber "die Frage der öffentlichen Bestellung darf nicht mit der Frage der festlichen Mahlzeiten im Haushalt oder im Restaurant verwechselt werden", betonte er.
Bürgermeister will andere landwirtschaftliche Modelle stärken
Für öffentliche Aufträge fühle er sich verpflichtet, "Fragen des Tierschutzes, der gerechten Entlohnung der Erzeuger, der geringen ökologischen Auswirkungen, des Respekts vor der Erde" zu berücksichtigen. Er wünsche sich, "dass andere Modelle entstehen als das der industriellen Landwirtschaft und der Intensivtierhaltung, die Banalisierung oder Intensivierung der Massenstopfungen von Gänsen am Fließband".
Neben Lyon haben auch die grünen Rathäuser von Straßburg und Grenoble Gänseleber-Produkte bei ihren Veranstaltungen gestrichen.