Schlimmer als im Kriegsfilm: Regisseur über den Krieg in der Ukraine

Valentyn Vasyanovych
Valentyn Vasyanovych Copyright Domenico Stinellis/AP
Von Katharina Sturm
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Ukrainischer Filmemacher Valentyn Vasyanovych zeigt mit seiner Kamera die Folgen des Kriegs in der Ukraine. Er hatte zwar mit einer Invasion gerechnet, aber nicht so schnell.

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Bilder von Menschen auf der Flucht und von Soldaten, die versuchen zu helfen. Die Videos wurden vor einigen Tagen in der Ukraine, in der Nähe von Kiew aufgenommen. Der ukrainische Filmemacher Valentyn Vasyanovych veröffentlicht sie auf der Facebook-Seite seines Produzenten Vladimir Yatsenko.

Vasyanovych und Yatsenko wollen das tägliche Leben der Ukrainer zeigen. Der Filmemacher und seine Mitarbeiter brachten ihre Familien in Sicherheit, bevor sie zu ihrem zuhause bei Kiew zurückkehrten.

Vasyanovych lebt zwischen Kiew und einem Wohngebiet außerhalb der Stadt. Vladimir, weitere Kollegen und er fahren Tag für Tag mit dem Auto umher und filmen die Folgen des Krieges. Die Aufnahmen sind nicht für die Verwendung in einem seiner neuen Filme gedacht. Sie sollen nur dazu dienen, dass sich die Mensche nein besseres Bild von der aktuellen Situation in der Ukraine machen können.

Auf jeden Fall hat die Realität die Fiktion mittlerweile übertroffen.
Valentyn Vasyanovych
ukranischer Filmemacher

Erst vor sechs Monaten, im September 2021, war der ukrainische Regisseur bei den Filmfestspielen von Venedig. Dort war sein Spielfilm "Reflection" für den Goldenen Löwen nominiert. In dem Film geht es um einen Chirurgen, der von den russischen Streitkräften im Donbas gefangen genommen wurde.

In seinen früheren Filmen hatte der Filmemacher bereits die russische Invasion in der Ostukraine inszeniert. Jetzt ist Vasyanovych in seiner Heimatstadt Kiew und hält mit seiner Kamera das echte Leid der Menschen fest, das er tagsüber in der umkämpften Stadt sieht, während er nachts vor Luftangriffen Schutz sucht. Vasyanovych sagt, er habe zwar mit einer Invasion gerechnet, jedoch nicht so schnell. Auf jeden Fall hat die Realität die Fiktion für den Regisseur mittlerweile übertroffen...

Valentyn Vasyanovych über seine Zeit im Kriegsgebiet:
"Morgens fühle ich mich ganz anders als abends. Wenn die Sonne aufgeht, der Himmel blau ist und man voller Hoffnung und Optimismus ist, dann glaubt man an einen schnellen Sieg. Aber am Abend kommt alles auf einen zu, die Nachrichten sind nicht immer positiv. Es gibt viele Meldungen, dass unsere Streitkräfte siegen und die Gebiete zurückerobern. Aber es gibt auch Berichte, die einen zerstören. Ich meine die Berichte über eine große Zahl von Opfern unter den Zivilisten - Kinder und Frauen. Es geht um Mariupol, Charkiw, Bucha, Irpin und andere Städte."

Vasyanovych sagt, er kämpfe gegen das Gefühl der Hilflosigkeit an, indem er die Notlage der Evakuierten in den Vororten der Stadt dokumentierte und sich an freiwilligen Hilfsmaßnahmen beteiligte. Für Vasyanovych bietet die Kamera beim Filmen einen emotionalen Schutz, da er Zeuge der Auswirkungen der russischen Invasion wird.

"Wenn man den Schmerz von jemandem filmt, empfindet man Mitgefühl. Man sieht diese Gesichter, man sieht verängstigte Menschen, Kinder und hilflose alte Menschen, die es gerade so geschafft haben, zu überleben, aber es gibt immer noch eine Barriere, die den emotionalen Druck auf einen ein wenig mildert.", sagte er.

In erster Linie geht es darum, die Bilder zu verbreiten, denn die Videos werden urheberrechtsfrei auf der Facebook-Seite von Yatsenko veröffentlicht.

Die Menschen vor Ort bitten Vasyanovych immer wieder der Welt zu zeigen, was ihr sogenannter "Freund" Putin ihnen antut.

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