Oleg Sentsov: vom Regisseur zum Soldat an der Kriegsfront

Oleg Sentsov
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Von Katharina Sturm
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Der ukrainische Filmemacher Oleg Sentsov kämpft freiwillig im Krieg gegen Russland. Erst letztes Jahr präsentierte er noch seinen Gangsterfilm Rhino auf dem Filmfestival von Venedig.

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Der Krieg in der Ukraine hat Tod und Zerstörung gebracht und das Leben von Millionen Menschen auf den Kopf gestellt. Einer von ihnen ist der ukrainsiche Filmregisseur Oleg Sentsov. Er hat bereits mehrere Jahre in einem russischen Gefängnis verbracht - jetzt kämpft er in der Ukraine an der Front.

Der Filmemacher erzählt, dass er sich in dem russischen Gefängnis erholt habe, nachdem er zum Film zurückgekehrt war. Jetzt sei er bei der Armee, so Sentsov. Er wisse nicht, wie sein Leben in 10 Jahren aussehen wird, da es sich bereits viele Male geändert habe.

Es ist noch nicht einmal ein Jahr her, dass der ukrainische Regisseur Oleg Sentsov seinen neuesten Film "Rhino" auf dem renommierten Filmfestival von Venedig präsentierte. Doch nach dem Einmarsch der Moskauer Truppen in sein Land legte der Filmemacher seine Arbeit auf Eis und schloss sich den Kämpfen an der Front an.Er ist ein Regisseur, der schon immer ein politisches Bewusstsein hatte. Er nahm 2013 am Maidan-Aufstand teil, mit dem ein kremlfreundlicher Präsident in der Ukraine gestürzt wurde, und schloss sich anschließend Demonstrationen auf der Krim an, die Russland 2014 von der Ukraine annektierte.

Später im selben Jahr wurde der Regisseur des international gefeierten Films "Gamer" (2011) von Russland verhaftet und wegen Terrorismus zu 20 Jahren Haft verurteilt. Der in Sibirien inhaftierte Sentsov trat 144 Tage lang in einen Hungerstreik, bevor er 2019 im Rahmen eines Gefangenenaustauschs zwischen Russland und der Ukraine freigelassen wurde. Seine Inhaftierung löste einen internationalen Aufschrei aus und versetzte die Filmwelt in Aufruhr: Europäische Regisseure wie Pedro Almodovar und Wim Wenders forderten seine Freilassung. Während er hinter Gittern saß, wurde Sentsov 2018 mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit des Europäischen Parlaments ausgezeichnet.

"Russland will seine alte Kolonie Ukraine zurückerobern, aber die Ukraine ist keine Kolonie", sagt Sentsov. Die Ukraine sei ein unabhängiges Land und habe eine sehr tapfere Nation, die gegen jede Aggression ankämpfen würde, sagt der Filmemacher.

Sentsov hat seine Familie im Westen des Landes in Sicherheit gebracht. "Ich brachte meine Familie nach Lviv und kehrte dann zurück, um mich an der Territorialverteidigung in Kiew zu beteiligen", sagt er.

Die Ukraine wird sich durchsetzen, sagt er, denn es ginge schließlich um die Existenz des Landes.

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