Silvia Gribaudis "Graces" - Manifest für den freien Körper

Eine Szene aus Silvia Gribaudis "Graces", Lyon, Februar 2023
Eine Szene aus Silvia Gribaudis "Graces", Lyon, Februar 2023 Copyright Euronews
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Von Manuela ScarpelliniEuronews
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In den Werken der italienischen Choreografin Silvia Gribaudi steht die Körperlichkeit im Mittelpunkt ihrer Performances – allerdings ohne Klischees oder Stereotype.

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Fließend, frech und lustig.... die Stücke der Choreographin und ehemaligen Ballett-Tänzerin Silvia Gribaudi bewegen sie leichtfüßig zwischen Tanz, Theater und Zirkus.

Die Italienerin hat sich allgemein auf Performance spezialisiert. Seit 2004 konzentriert sie sich in ihren Stücken auf die soziale Wirkung des Körperlichen, auf die Komik und das Zusammenspiel zwischen dem Publikum und den Performern.

Ihr aktuelles Stück "Graces" ist inspiriert von den Drei Grazien, einem Werk des italienischen Bildhauers Antonio Canova. "Graces" wurde Ende Februar an der Maison de La Dance in Lyon gezeigt. Das Stück reflektiert über die soziale Wirkung des Körpers. Diese möchte die Choreographin unabhängig von Form, Geschlecht und Ästhetik frei zum Ausdruck bringen - eine Hymne an die Selbstakzeptanz, jenseits der herrschenden Normen.

Mit Stereotypen überschwemmt

"Was den Körper betrifft werden wir offensichtlich mit Stereotypen überschwemmt“ erklärt Gribaudi. „Jeder von uns entscheidet sich dann, wie er oder sie zu den Formen des Körpers steht. ‚Perfekt‘ oder ‚Nicht perfekt‘ sind meiner Meinung nach immer schwammige Begriffe, gerade weil es eine fast unbekannte Zone gibt, eine Grenzzone, in der vielleicht Perfektion, Unvollkommenheit nicht mehr existieren, sondern einfach eine Form aus Kraft, Volumen, Raum. Auch der Körper ist daraus gemacht," so Gribaudi weiter.

In „Graces“ sind drei männliche Performer sowie die Choreografin Gribaudi selbst auf der Bühne zu sehen. Gribaudi bezeichnet sich selbst gerne als „Autorin des Körpers“, weil ihre „Poetik“ darin besteht, Unvollkommenheiten zu Kunst zu stilisieren – auf eine direkte und oft komische Art und mit fließenden Grenzen zwischen Tanz, Theater und Performance.

In diesem Stück von Gribaudi treffen das Männliche auf das Weibliche, ohne in Geschlechter-Rollen zurückzufallen. In den letzten 10 Jahren hat Gribaudi in ihren Werken immer wieder die Geschlechter-Rollen und das Konzept von Virtuosität im Tanz und im Alltag hinterfragt, jenseits der althergebrachten Klischees.

Doch, wenn es um die Körperlichkeit geht, wie geht man mit Vorurteilen um? Wie mit Scham? Ironie ist die Antwort, meint Silvia Gribaudi.

Fehler als Quelle

"Vielleicht waren es die Ironie, der Humor, die mir diese Distanz zu allem gaben, was mir vorher als Tänzerin irgendwie Schwierigkeiten bereitet hat und mich unzulänglich fühlen ließ. Denn der Humor, der Clown, lebt davon, unzulänglich zu sein, falsch zu liegen, und deshalb findet er in diesen ständigen Fehlern eine große Quelle. Auf den Tanz übertragen, gab mir das ein Ventil für die Revolution, eine echte Revolution. Die Revolution, die damit beginnt, dass man sich durch Ironie verwandelt, dass man in Freiheit sagen kann, was man denkt, dass man es tut, dass man gemeinsam mit anderen lacht."

Im Tanz ist Platz für alle, man muss ihn nur studieren und das eigene Vorbild suchen, sagt Silvia Gribaudi und fügt hinzu: "Aber dann ist es wichtig, den eigenen poetischen Schlüssel zu finden, der die eigene Einzigartigkeit hervorhebt".

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