In der Warschauer Galeria Stalowa ist derzeit eine einzigartige Ausstellung von Michał Prażmo zu sehen, einem jungen polnischen Künstler, der realistische Malerei mit Elementen der Popkultur verbindet.
Im Herzen des Warschauer Stadtteils Praga, in der Stalowa-Straße 26, befindet sich die Galeria Stalowa. Die inzwischen legendäre Galerie, die in einem ehemaligen Fabrikgebäude untergebracht ist, zieht Kunst- und Architekturliebhaber an und bietet eine einzigartige Atmosphäre.
"Wir haben Käufer aus Polen und dem Ausland sowie Sammler aus Ländern wie der Schweiz, Deutschland, Italien und Frankreich", sagt Krzysztof Fabijański, der Inhaber.
Der Galerist Krzysztof Fabijański, der in Stalowa seit Jahren sowohl junge als auch etablierte Künstler präsentiert, verhehlt seinen Stolz über diese Ausstellung nicht.
"Wir präsentieren zwei Serien von Michał - die frühere, hyperrealistische und dramatische, und die neueste, die leicht, farbenfroh und ironisch ist." Zur Eröffnung kamen glückliche Käufer von Michals Gemälden aus der Ferne. "Sie kamen und ich bin sehr froh, dass sie sich die Mühe machten und den Künstler, dessen Werke an der Wand hängen, persönlich kennenlernten", fügt der Galerist hinzu.
Die Ausstellung von Michał Prażma, Last Days of Summer Vacation, ist eine Serie von Gemälden, die aus dem Sommeraufenthalt des Künstlers in der Region Masuren entstanden sind, aber auch aus dem Bedürfnis heraus, einen Kontrast zu seiner früheren, dunkleren Serie zu schaffen.
"Diese Serie war eine Verschnaufpause für mich", gesteht Michal Pražmo, der Autor der Ausstellung Last Days of Summer Vacation (übersetzt: Letzte Tage des Sommerurlaubs).
"Die früheren Bilder behandelten Krisenthemen. Hier brauchte ich Licht, Distanz, eine Sommeratmosphäre. Ich habe viele Inspirationen aus der Region Masuren mitgebracht, wo ich mein Atelier habe", betont der Künstler.
Zwischen Sonnenschein und Beklemmung
Hier ist es - scheinbar - leichter: Die Sonne scheint, der Hund rennt davon, Pilzsammler bekämpfen die Langeweile, Lech Wałęsa spaziert am Strand entlang. Doch etwas Beunruhigendes liegt in der Luft - wie ein Auguststurm, der noch nicht begonnen hat, aber schon in der Luft liegt.
Es war dieser Kontrast, der die Aufmerksamkeit von Wojciech Zmorzyński, dem Kurator der Ausstellung, auf sich zog.
"Einerseits ist es eine Ausstellung über die Ferien, andererseits über das Gefühl, dass etwas zu Ende geht. Wir befinden uns in einer Art Vorabend. Das spürt man in diesen Bildern, auch wenn sie leicht und verspielt sind. Diese Leichtigkeit ist offensichtlich", betont Zmorzyński.
Der Kurator fügt hinzu, dass in diesen Gemälden die Ruhe vor dem Sturm zu sehen ist. Etwas geht zu Ende. Etwas fängt an. Die Vergangenheit klopft plötzlich an die Tür - mit Aliens, einem demobilisierten Soldaten oder dem Schrei einer Möwe über einem leeren Pier.
"Es geht nicht nur um Humor und Ironie. In diesen Bildern verbirgt sich eine Beklemmung. Es ist eine arkadische Welt, aber eine unsichere." Etwas hängt in der Luft, so Zmorzyński, "etwas wird passieren. Wir kennen diesen Zustand aus der Geschichte, aus der Literatur, aus dem Leben."
Mit einem Augenzwinkern
Der Erzähler dieser August-Geschichte ist der Hund Freddie Kamionka - wie eine Figur in einem Märchen oder Computerspiel, die verschiedene Stufen der polnischen Absurdität durchläuft.
Wir folgen ihm durch Waldwege, zwischen Wohnblocks hindurch, bis hin zum Sand am Meer. Immer stimmt etwas nicht: Die Perspektive wackelt, die Proportionen stimmen nicht, die Menschen wirken wie aus einer anderen Zeit.
Der Realismus, für den der Künstler berühmt ist, ist zwar noch vorhanden, aber nicht mehr in voller Intensität. In der aktuellen Serie gibt es mehr Leichtigkeit, Humor und Inspiration aus der Popkultur.
"Ich habe aus Memes, aus dem Internet, aus der Popkultur geschöpft. Diese Serie ist eine Art Sommerabschied", räumt Prażmo ein.
Ein Urlaub, der mit offenen Augen eingeschlafen ist
Die Werke strotzen vor Farbe, Humor und Nostalgie. Sie laden zur Erkundung ein - buchstäblich und metaphorisch, denn die Ausstellung gleicht einem Spiel, bei dem es darum geht, einen Bezug zur Internetkultur in einem Gemälde zu finden. Absurdität und Melancholie, Landschaft und Psychedelik, Urlaubsstimmung und Anklänge an die Kindheit prallen auf einer Ebene aufeinander.
Technisch gesehen handelt es sich immer noch um Ölmalerei, aber, wie der Autor zugibt, hat sich der Ansatz geändert.
"Ich bin nicht mehr so orthodox in meiner Liebe zum Detail. Ich erlaube mir mehr Freiheit, mehr Verspieltheit ", sagt Michał Prażmo.
Anstelle von Perfektion geht es um Leichtigkeit und Ausgewogenheit. Komposition und Farbe sind nach wie vor wichtig, aber sie erzwingen keine Strenge - sie geben eher eine Richtung vor.
Spuren der Kindheit auf altem Beton
Die Geschichte bezieht sich auch auf die kollektive Erinnerung an die Ferien "auf dem Lande". Diese Ferien sind, wie wir wissen, gleichzeitig unbeschwert und von Ängsten geprägt: vor dem Wetter, vor der Budgetgrenze, vor der Realität, die uns auch im Wald immer wieder an sie erinnert.
"Es ist wie eine Reise durch die Zeit und die Erinnerung - ein bisschen wie 'Journey for a Single Smile'. Wir haben es mit einer Geschichte über Polen zu tun, über die Vergangenheit und über die Gefahren, die unter der Oberfläche des täglichen Lebens lauern", bemerkt Wojciech Zmorzyński, Kurator der Ausstellung.
Zur Ausstellung gehört auch ein Katalog im Stil einer Lokalzeitung - der "Ferienkurier" - mit Texten, die die Erzählung der Gemälde vertiefen, wenn auch auf eine ebenso verquere Art und Weise. Es ist unklar, was ein Scherz und was eine Feststellung ist. Vielleicht ist es beides.
Auf die Frage nach seinem Lieblingsbild antwortet Michal Prazmo kurz und knapp: "Ich habe keins. Ich habe Lieblingsfragmente. Momente, in denen etwas zufällig herauskam. Momente der Wahrheit."
Vielleicht ist es das, worum es geht - Momente.