Rekord: Seit 22 Tagen harren Migranten auf Ölfrachter vor Malta aus

Ein Rettungsschiff von Sea Watch
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Von Verena Schad
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Seit 22 Tagen harren 27 aus Seenot gerettete Migranten auf einem Schiff aus und warten darauf in Malta anlanden zu dürfen - so lange wie noch kein anderes Schiff im Mittelmeer zuvor

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In den Gewässern vor Malta wird gerade - weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit - ein trauriger Rekord aufgestellt.

Seit 22 Tagen harren 27 aus Seenot gerettete Migranten auf einem Schiff aus und warten darauf, in Malta anlanden zu dürfen - so lange wie noch kein anderes Schiff im Mittelmeer zuvor.

Der Ölfrachter Etienne der dänischen Schiffsreederei Maersk hatte die Geflüchteten, 26 Männer und eine Frau, am 5. August aufgenommen, als ihr Holzboot zu sinken drohte.

Die Hilfsorganisation Sea Watch versucht zu vermitteln. Im Gespräch mit euronews sagte Felix Weiss von Sea Watch: "Malta hat dafür Sorge zu tragen, dass die Menschen schnellstmöglich an Land kommen. Das verneint Malta allerdings komplett. Das ist auch nicht neu. Erst vor einem Monat gab es einen Fall mit einem Handelsschiff, das fünf Tage mit 50 Menschen an Bord im Mittelmeer umhergetrieben ist. Da war die Situation eine andere, weil es ein Viehtransporter war, das heißt, die Bedingungen an Bord waren noch katastrophaler."

Es sind hauptsächlich die Bilder von zivilen Rettungsschiffen wie der Sea Watch oder der Open Arms, die in den vergangenen Jahren für Aufmerksamkeit gesorgt haben. Die Open Arms war im letzten Jahr 20 Tage lang auf der Suche nach einem Hafen.

Mit der Etienne betrifft es dieses Mal ein Handelsschiff.

Malta würde die kommerzielle Schifffahrt warnen, dass gerettete Flüchtlinge in keinem Fall nach Malta gebracht werden könnten, meint Felix Weiss von Sea Watch.

Seenotrettung (...) das ist nach Carola Rakete ein Begriff
Felix Weiss von Sea Watch

"Ich gehe davon aus, dass Maersk als Global Player nicht in politische Prozesse diesbezüglich eingebunden werden möchte. Seenotrettung im Allgemeinen wie auch im zentralen Mittelmeer ist in den letzten Jahren sehr gebrandet von zivilen Akteuren wie unter anderem Sea Watch - das ist nach Carola Rakete ein Begriff. Und damit will ein Öltanker wie die Etienne von Mersk nicht in Verbindung gebracht werden. Ich gehe auch davon aus, dass sie den Ernst der Lage, und dass Malta sich so abschotten würde, anfangs nicht auf dem Schirm hatten und sich erst jetzt darüber bewusst werden, dass es anders nicht geht, als Medieninteresse zu erzeugen."

Fast täglich geraten im Mittelmeer Menschen in Seenot. Doch in der EU gibt es noch immer keine gemeinsame Linie zur Rettung und Verteilung von Migranten, auch weil ihnen die Corona-Krise nun eine gute Ausrede liefere, so der Vorwurf von Hilforganisationen wie Sea Watch.

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