Ende der vielfachen Isolation - Brüssel plant Strategie für Behinderte

EU-Gleichstellungskommissarin Helena Dalli
EU-Gleichstellungskommissarin Helena Dalli Copyright OLIVIER HOSLET/AFP or licensors
Von Stefan GrobeBrian Carter
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In der EU leben geschätzte 87 Millionen Menschen mit einer Form der Behinderung. Zwar variiert ihre Situation von Land zu Land, doch ist für sie das Risiko von Armut, Ausgrenzung und Arbeitslosigkeit besonders hoch. Die EU-Kommission will deswegen eine Zehn-Jahres-Strategie vorstellen.

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Das ist Thierry, 56 Jahre alt, lebt in Brüssel. Seine Hobbys sind Wandern, Fotografie, Kino und Museen. Obwohl er mit kognitiven Behinderungen geboren wurde und an Epilepsie leidet, ist er ein aktives Mitglied der Gesellschaft und arbeitet seit 20 Jahren in der öffentlichen Verwaltung.

Dennoch sagt er, Menschen wie er würden immer noch diskriminiert und hätten keinen gleichberechtigten Zugang zu Transportmitteln, Bildung und Kultur. Die Dinge seien zwar schon in Bewegung geraten, aber noch nicht genug. Vor allem was den Zugang zu Kultur angehe, Museen, Kino, Ausstellungen, bleibe noch viel zu tun.

In der EU leben geschätzte 87 Millionen Menschen mit einer Form der Behinderung. Zwar variiert ihre Situation von Land zu Land, doch ist für sie das Risiko von Armut, Ausgrenzung und Arbeitslosigkeit besonders hoch.

Die EU-Kommission will eine Zehn-Jahres-Strategie für Behinderte vorstellen, die diese voll in die Gesellschaft integrieren soll. Auch soll ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Bürgerrechten jeder Art erleichtert werden.

Eingeführt werden solle ein europäischer Behindertenausweis, der es Menschen mit Behinderungen erleichtern soll, ihr Recht auf Reise- und Bewegungsfreiheit voll auszuüben, so Gleichstellungskommissarin Helena Dalli.

Unabhängiges Wohnen ist ein weiterer Schlüsselpunkt dieses Plans, der auf einer zehn Jahre alten Initiative aufbaut.

Für das Europäische Behinderten-Forum jedoch bleibt Fortschritt angesichts fehlender Überprüfbarkeitsdaten aus den Mitgliedsstaaten klein. Solange es keine klaren Zahlen gebe, sei es schwer, voranzukommen, sagt eine Sprecherin. Das solle nicht heißen, dass kein Fortschritt gemacht werde, sondern dass es keine Meßbarkeit gebe. Daher blieben die Ergebnisse hinter den Erwartungen zurück.

Soziale Verbände, die Aktivitäten für Menschen wie Thierry organisieren, drängen auf eine Umsetzung der Integrationspolitik. Denn Behinderte hätten unter der Pandemie besonders gelitten.

Behinderte seien auf vielfache Weise isoliert und litten mehr als andere unter Einsamkeit, meint Gilles Bogarts vom Brüsseler Betreuungsverband Silex. Häufig seien ihnen Videokonferenzen und ähnliches nicht zugänglich.

Die Folge dieser Isolation seien nicht selten Alkoholismus und Depression. Dies macht eine bessere Integration nur um so dringlicher.

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