Inzidenzstufe 0: Nordrhein-Westfalen lockert vorzeitig

Riesenrad in Düsseldorf, 15.07.2021
Riesenrad in Düsseldorf, 15.07.2021 Copyright Martin Meissner/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
Von Euronews mit dpa
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Das Land Nordrhein-Westfalen hat für seine Corona-Verordnung eine neue Inzidenzstufe 0 ins Leben gerufen. Sie gilt bei einer Inzidenz unter 10.

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Das Land Nordrhein-Westfalen hat für seine Corona-Verordnung eine neue Inzidenzstufe 0 ins Leben gerufen. Sie gilt bei einer Inzidenz unter 10. Damit lockert die Landesregierung die derzeit gültigen Corona-Regeln viel früher als eigentlich vorgesehen. Ursprünglich war für diesen Schritt der 27. August vorgesehen. Die neue Coronaschutzverordnung ermögliche ein Leben wie vor Corona erklärte NRWs Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in Düsseldorf. Die neue Stufe ist bereits ab diesem Freitag gültig.

Fast alle Regeln außer Kraft gesetzt

So wird schon ab diesem Freitag die Maskenpflicht entfallen. Lediglich in Arztpraxen, im öffentlichen Nahverkehr, Taxis, Schulen und dem Einzelhandel müssen Bürger:innen noch einen Nasen-Mund-Schutz tragen. Kontaktbeschränkungen entfallen und die Einhaltung der Abstandsregeln sind als Empfehlung zu verstehen.

Bei einem Restaurantbesuch müssen Gäste fortan auch keine Kontaktdaten hinterlegen, dies ist nur noch bei Hotelübernachtungen nötig. 

Ebenso dürfen wieder Volksfeste, Freizeitveranstaltungen und Hochzeiten mit mehr als 200 Gästen stattfinden, das gleiche gilt für Nachtclubs. Allerdings ist hier ein negativer Corona-Test vorzuweisen.

Die Einschränkungen für Großveranstaltungen wie Messen, Kongresse und Tagungen werden ebenfalls aufgehoben, allerdings muss im gesamten Bundesland die Inzidenz einstellig sein.

Auch beim Sport werden jegliche Einschränkungen aufgehoben. Bei großen Sport-Events dürfen bis zu 25.000 Zuschauer teilnehmen, vorausgesetzt, dass die Kapazität des Veranstaltungsorts die 50% nicht übersteigt. Zudem sind ab 5.000 Gästen Tests und Hygienekonzept verpflichtend. Besondere Regeln gelten für Veranstaltungen im Innenbereich. Dort gilt neben einem Test ein Sitzplan mit Schachbrettmuster und eine maximale Auslastung von 33%.

Testpflicht nach Rückkehr aus dem Urlaub

Eine weitere Neuerung bringt die Inzidenzstufe 0 mit sich: Urlaubsrückkehrer müssen bevor sie sich wieder an ihren Arbeitsplatz begeben, einen negativen Corona-Schnelltest machen. Ausgenommen von dieser Pflicht sind vollständig Geimpfte. 

In der Begründung für die weitgehenden Lockerungen erklärte Laumann, dass bei einer landesweiten Inzidenz von 5,8 den Bürgern ihre Freiheitsrechte nicht länger so umfassend wie bisher vorenthalten werden können. 

Sollten die Infektionszahlen weiter steigen und an acht aufeinander folgenden Tagen die Sieben-Tage-Inzidenz wieder über 10 liegen, "greifen automatisch wieder unter anderem die Kontaktbeschränkungen der Inzidenzstufe 1", so Laumann. Der derzeit gültige Stufenplan mit den Schwellen 35 und 50 bleibe weiterhin in Kraft. Laumann ermunterte die Bürger:innen, sich impfen zu lassen. So seien allein in der kommenden Woche 300.000 Impftermine im Land frei.

Expert:innen sehen Lockerungen kritisch

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die Entscheidung NRWs als verfrüht. "Wir sind in einer Phase, in der die Fallzahlen wieder steigen und sich der Impffortschritt verlangsamt. Der Zeitpunkt der Lockerungen hat mich überrascht, ich hätte einen späteren Zeitpunkt besser gefunden", erklärte Lauterbach gegenüber WDR 2.

Er hätte sich gewünscht, dass die Impfkampagne schon weiter vorangeschritten sei. Die jetzigen Lockerungen bedeuteten eine "größere Gefahrenlage" im Herbst. 

Ähnliches ist auch von anderen Expert:innen zu hören. Viele von ihnen blicken mit Sorge auf die sich ausbreitende Delta-Variante, die für den neuerlichen Anstieg der Corona-Fallzahlen in Europa verantwortlich gemacht wird und gegen die sich die Corona-Impfstoffe nicht ganz so wirksam erweisen. 

Erst kürzlich hatte die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Christine Falk, erklärt, dass für sie das Einhalten der Abstandsregeln, Maskentragen, regelmäßiges Testen und Lüften ein Muss seien, wenn man der neuen Variante Einhalt gebieten wolle. Noch könne man es bei den geringen Inzidenzen durch milde Maßnahmen schaffen, die Ausbreitung zu stoppen. 

Der jüngste Bericht des Robert-Koch-Instituts hatte offengelegt, dass Delta inzwischen auch in Deutschland zur vorherrschenden Variante geworden ist.

Weitere Quellen • Tagesschau

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