Brandstifter verübten am frühen Freitag einen Anschlag auf das französische Hochgeschwindigkeitsnetz und legten damit den Zugverkehr nach Paris für rund 800.000 Menschen in ganz Europa lahm, darunter auch Athleten, die zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele unterwegs waren.
Ein "massiver Angriff" auf die Zuginfrastruktur der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF hat dazu geführt, dass eine "große Anzahl" von Zügen umgeleitet oder gestrichen werden mussten, wie das Verkehrsunternehmen in den sozialen Medien mitteilte.
Die offenbar koordinierten Anschläge zielten auf weit von der Hauptstadt entfernte Orte ab, um die Zugverbindungen nach Paris aus allen Richtungen zu unterbrechen. Die Brände wurden vor allem in Rohren gelegt, die wichtige Signalkabel für den TGV enthalten.
„Wir hatten es heute Morgen mit einem koordinierten Angriff auf die französische Eisenbahn zu tun. Es wurden mehrere Punkte angegriffen, einer davon speziell an der Atlantikküste“, sagte Franck Dubourdieu, Direktor der TGV-Atlantiklinie der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF, vor Reportern am Bahnhof Gare Montparnasse, einem der wichtigsten Bahnhöfe in Paris.
Auch olympische Athleten von Sabotage betroffen
Dubourdieu bestätigte zudem, dass mehrere Züge, die Athleten und Athletinnen zu den Olympischen Spielen transportierten, von den Sabotageakten am Freitag betroffen waren.
Vier Zügen hätten Olympioniken an Board gehabt. Davon konnten laut Dubourdieu zwei normal fahren, einer musste gestrichen werden und einer sei in der Vorbereitung für die Fahrt.
Zwei deutsche Athleten, die mit einem Zug zur Eröffnungsfeier nach Paris fuhren, mussten wegen der Sperrungen in Belgien umkehren, berichtete die deutsche Nachrichtenagentur dpa.
Dubourdieu fügte zudem hinzu, dass viele Züge in Frankreich mit Verspätungen von ein bis zwei Stunden unterwegs sind.
Die SNCF bat auf X, ehemals Twitter, „alle Reisenden, die können, ihre Reise zu verschieben und nicht zum Bahnhof zu gehen“.
Keine Auswirkungen auf die Eröffnungsfeier
Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, erklärte, die Schäden würden die Eröffnungsfeier nicht beeinträchtigen. Bisher haben sich die französischen Behörden nicht öffentlich dazu geäußert, wer die Anschläge verübt haben könnte oder warum. Französische Offizielle sagten aber, es gebe keine Anzeichen für einen direkten Zusammenhang mit den Olympischen Spielen.
Frankreichs Premierminister Gabriel Attal sagte, dass die Geheimdienste mobilisiert wurden, um die Brandstifter zu finden, deren Anschläge er als „vorsätzlich“ und „kalkuliert“ bezeichnete. Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete eine nationale Untersuchung ein und erklärte, dass die Verbrechen mit 10 bis 20 Jahren Haft geahndet werden könnten.
„Die Beweise deuten darauf hin, dass die französische Bevölkerung ernsthaft geschädigt werden sollte“, sagte der Generaldirektor der staatlichen Eisenbahngesellschaft SNCF, Jean-Pierre Farandou. „Die Orte wurden so gewählt, dass sie die größten Auswirkungen haben, da jedes Feuer zwei Strecken unterbrach.“
Franck Dubourdieu, Direktor der TGV-Atlantiklinie der französischen Eisenbahngesellschaft SNC, bestätigte, dass eine Untersuchung im Gange sei und Experten die Gleise und die Orte des Anschlags auch mit Hilfe von Drohnen überprüfen würden. „Für uns ist es wirklich schade. Es ist auch deshalb schwer zu akzeptieren, weil wir offensichtlich monatelang daran gearbeitet haben, dass alles ordnungsgemäß abläuft, und heute... ist es schwer zu akzeptieren“, sagte er vor Reportern.
Die Brandanschläge ereigneten sich im Vorfeld der Eröffnungsfeier, bei der 7.000 olympische Athleten und Athletinnen die Seine hinunterfahren sollen, vorbei an berühmten Pariser Bauwerken wie der Kathedrale Notre-Dame, dem Louvre Museum und dem Musée d'Orsay.
„Die Störung eines solchen Festes des Friedens durch Gewalttaten kann niemals akzeptiert werden und erfordert die entschiedenste Ablehnung“, sagte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz in Paris.