Die Recherche "Lost in Europe" hat aufgedeckt, dass in Europa über 50.000 minderjährige Migranten vermisst werden. Dafür sind die Beteiligten mit dem Journalismuspreis des EU-Parlaments ausgezeichnet worden.
Eine Recherche über das Verschwinden von über 50.000 minderjährigen Migranten ist mit dem Daphne-Caruana-Galizia-Preis für Journalismus 2024 des Europäischen Parlaments ausgezeichnet worden.
"Nur die Spitze des Eisbergs"
Das Projekt "Lost in Europe", geleitet von der niederländischen Journalistin Geesje van Haren, deckte auf, dass seit 2021 jeden Tag durchschnittlich fast 47 Kinder, die nach Europa geflüchtet sind, verschwinden.
"Das System versagt beim Schutz dieser Kinder", prangert van Haaren an.
Während der Recherche wurden erhebliche Unstimmigkeiten in der Dokumentation und Meldung dieser Vermisstenfälle in 31 Ländern offenbar, unter anderem in Österreich, Deutschland und Italien. Die Dunkelziffer könnte also noch höher sein.
"Sie sagen, es sei nur die Spitze des Eisbergs, dass 51.433 Kinder vermisst werden", erklärt van Haren.
"Bei der letzten Untersuchung, die wir durchgeführt haben, wurden im Jahr 2021 nur 18.000 Kinder vermisst. Die Zahl ist also gestiegen. Wir wissen nicht, was herauskommt, wenn wir die Untersuchung in drei Jahren wiederholen", so die Journalistin weiter.
Minderjährige in Erwachsenenhaft
Die Recherche deckte auf, dass viele dieser Kinder dem Menschenhandel zum Opfer fallen oder in die Fänge von Menschenschmugglerbanden geraten.
"Viele Kinder werden an den Grenzen abgefangen und landen wegen Menschenschmuggels im Gefängnis, obwohl sie selbst geschleust wurden", erläutert van Haren.
"Der Krieg der EU gegen den Menschenschmuggel" wirke sich also für Kinder umgekehrt aus. "Viele Minderjährige befinden sich deshalb in Erwachsenenhaft", fügt die Niederländerin hinzu.
Das "Lost in Europe"-Team wurde im Rahmen einer Zeremonie in Straßburg geehrt.