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Lissabon: 47 Bäume sollen Parkplätzen weichen - Bürger protestieren

Die Jacaranda-Bäume in der Avenida 5 de Outubro, die Gegenstand der Maßnahme sein werden
Die Jacaranda-Bäume in der Avenida 5 de Outubro, die Gegenstand der Maßnahme sein werden Copyright  Euronews
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Von Joana Mourão Carvalho
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Die Stadtverwaltung von Lissabon begann mit den Arbeiten, bevor die angesetzten Bürgergespräche stattfanden. Bürger sind empört.

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Lissabon ist unter anderem auch berühmt für seine schönen Jacaranda-Bäume - jetzt sollen 47 der 75 Bäume auf der Promenade Avenida 5 de Outubro entfernt werden. Der Grund: Im Rahmen der sogenannten "Urbanisierung" soll dort ein Parkhaus entstehen.

Unter den Bürgern regt sich massiver Widerstand. Tausende mobilisieren sich unter anderem durch regen Austausch in den sozialen Medien.

Die Einwohner Lissabons starteten eine Petition, die bisher mehr als 53.000 Unterschriften erhalten hat. Von den 47 Bäumen sollen 25 gefällt und 22 verpflanzt werden.

Die Petition kritisiert "die Fällung dieser Bäume und die mangelnde Transparenz bei der Planung des Baus dieser Tiefgarage, insbesondere an einem Ort, der immer mehr zu einer Insel aus Asphalt, Zement, Staub, Autos und Lärm geworden ist, ohne dass die CML eine Lösung in Aussicht stellt".

"Die Jacaranda-Bäume sind von grundlegender Bedeutung: In einer immer heißer werdenden Stadt kühlen sie die Straßen ab, die von der vom Boden, den Bauplatten und den Gebäuden reflektierten Hitze erdrückt werden, und tragen dazu bei, CO2 durch O2 zu ersetzen und die Luft zu filtern", hieß es weiter.

In den sozialen Medien reagierte die von Carlos Moedas (PSD/CDS-PP) geleitete Stadtverwaltung mit einem Posting, in dem garantiert wird, dass die Allee in zwei Jahren, wenn das Parkhaus steht, "grüner sein und mehr Bäume haben" werde.

Und - sie setzte eine Pressekonferenz und zwei öffentliche Klärungsgespräche an.

Schnell fällen - noch vor den Bürgergesprächen

Am Freitag, den 29. März, sollte es die Pressekonferenz geben, und das Klärungsgespräch war für Mittwoch, den 2. April, angesetzt.

Am Freitag dann wurde die geplante öffentliche Sitzung verschoben, "in Anbetracht der Anzahl der angemeldeten Personen und der vielen, die aufgrund der begrenzten Anzahl von Sitzplätzen im Saal keinen Zugang erhielten", erklärte die Gemeindeverwaltung. "Es wurde beschlossen, die Veranstaltung zu verschieben und sich auf eine technische Klärung zu konzentrieren", die am Mittwoch, dem 2. April, ab 18.30 Uhr im Fórum Lisboa stattfinden soll.

Und: Tags zuvor, am Donnerstagmorgen, wurden die Bürger vom Beginn der Arbeiten zur Entfernung und Verpflanzung der Jacaranda-Bäume überrascht.

Einige Bäume wurden in einem abgesteckten Bereich isoliert, es wurde mit dem Ausgraben der Erde begonnen.

"Eingriffe im Arvoredo. Aufgrund der Verstädterung und weil eine Verpflanzung nicht rentabel ist, wird dieser Baum gefällt werden. Im Rahmen der Arbeiten wird er durch neue Exemplare einer anderen Art ersetzt. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis", heißt es auf den Zetteln.

Mitteilung der Stadtverwaltung von Lissabon
Mitteilung der Stadtverwaltung von Lissabon Instagram/Nuno Prates

Am selben Tag traten zwei Bürgerinnen in einen Sitzstreik, um gegen die Entfernung der Bäume zu protestieren.

Eine Lissaboner Bürgerin im Sitzprotest gegen die Fällung der Bäume
Eine Lissaboner Bürgerin im Sitzprotest gegen die Fällung der Bäume Euronews

Unterbrechung der Arbeiten nach einstweiliger Verfügung

Die Umweltpartei PAN hat indes eine einstweilige Verfügung gegen die Fällung der Bäume eingereicht.

Die Partei ist nicht nur der Ansicht, dass "die fraglichen Arbeiten den kollektiven und ökologischen Interessen schaden, da der unmittelbare Nutzen der Schaffung von Parkplätzen den Zielen der Kohlenstoffneutralität zuwiderläuft", sondern wirft der Stadtverwaltung auch vor, "die Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung und der Umweltprävention zu verletzen".

Die Partei betont auch, dass "die Jacaranda-Bäume in der Avenida 5 de Outubro einen unschätzbaren ökologischen, landschaftlichen und kulturellen Wert haben" und warnt, dass diese Bäume, die Umweltvorteile wie "Beschattung, Senkung der städtischen Temperatur und Kohlenstoffbindung bieten, kurzfristig unersetzlich sind".

Lissabon fällt Bäume für Parkplätze - Paris sperrt Verkehrsstraßen

Indes ziehen die Lissaboner Bürger seit Anfang der Woche einen Vergleich mit Paris. Dort stimmten die Einwohner in einem Referendum am Sonntag, den 23. März, für ein Projekt zur Begrünung von 500 Straßen in Paris, zusätzlich zu den 300 Straßen, in denen der Autoverkehr bereits verboten ist.

Die Frage des Referendums lautete: "Für oder gegen die Begrünung und Fußgängerzone von 500 weiteren Straßen in Paris, in allen Stadtteilen? Bei einem "Ja" in der Volksbefragung werden 10.000 Parkplätze wegfallen, das sind etwa 10 % der bestehenden Parkplätze."

Die Fußgängerzone und die Schaffung von Grünflächen sind laut Lamia El Araje, der für Stadtplanung zuständigen Stadträtin, der Schlüssel zur Vorbereitung von Paris auf den Klimawandel. Der Vorschlag wurde mit 65,96 % der Stimmen angenommen, obwohl sich nur 4 % der Pariser Wähler an der Abstimmung beteiligten.

In Lissabon hat die Stadtverwaltung indes angesichts der zunehmend hitzigen Kontroverse schnell 15 neue Jacaranda-Bäume auf zwei Grundstücken in der Nähe der Avenida 5 de Outubro gepflanzt.

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