Im vergangenen Jahr kamen in der EU rund 20.000 Menschen bei Autounfällen ums Leben. Um die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen, überarbeitet die Europäische Union die Rechtsvorschriften über den Führerschein. Ist es sinnvoll, das Mindestalter für den Führerschein auf 17 Jahre zu senken?
17-Jährige dürfen sich künftig in Begleitung eines erfahreneren Fahrers ans Steuer setzen. Auf diese Regeländerung haben sich das Europäische Parlament und der Rat geeinigt. Sie können unter bestimmten Bedingungen auch einen Lkw-Führerschein machen. Derzeit muss man dafür 21 Jahre alt sein.
Für neue Fahrer gilt außerdem eine zweijährige Probezeit mit strengeren Vorschriften und Strafen für das Fahren unter Alkoholeinfluss. Bei Fahrprüfungen wird das Bewusstsein für die Gefahren für Fußgänger, Radfahrer und Rollerfahrer überprüft, aber reichen diese Vorsichtsmaßnahmen aus?
„Ja, ich finde es gut. Es ist ein bisschen wie in den Vereinigten Staaten, wo es einen Lernführerschein gibt, um mit einer verantwortlichen Person zu üben, die einen Führerschein hat“, kommentiert ein Einwohner von Lissabon, Portugal. „Die zweite Personen kann den Fahrer nicht wirklich beaufsichtigen. Der Beifahrer kann im Ernstfall nichts tun.“, findet ein Athener.
Die Richtlinie zielt auch darauf ab, das medizinische Screening-Verfahren für Personen zu harmonisieren, die zum ersten Mal einen Führerschein erwerben oder ihn erneuern. Dieses Thema stand im Mittelpunkt schwieriger Verhandlungen.
„Einige Länder werden weiterhin obligatorische Gesundheitskontrollen durchführen, andere könnten eine Selbsteinschätzung verlangen. Es wird keine neue EU-weite Regelung geben, aber die Richtlinie ermutigt zu einer gewissen Konsistenz bei den Gesundheitsbewertungen“, sagte Euronews-Reporter Gerardo Fortuna, der die Debatte verfolgte.
Ein digitaler Führerschein für eine digitale Brieftasche
Die Überprüfung zielt auch darauf ab, die Nutzung des digitalen Führerscheins auszuweiten. Diesen gibt es bereits in Dänemark, Spanien und Deutschland, bis 2028 soll jedoch ein einheitliches Modell in der gesamten EU verfügbar sein.
In Ländern außerhalb der EU, in denen keine digitalen Systeme verwendet werden, haben die Fahrer jedoch weiterhin Anspruch auf einen physischen Führerschein.
Auf die Frage nach den Risiken von Cybersicherheitspannen sagte die deutsche grüne Europaabgeordnete Jutta Paulus: „Das ist ein Testfall für das EUDI-Wallet. Im Moment haben wir nichts, was in diese digitale Brieftasche passt.
Paulus leitete die Verhandlungen zur Überarbeitung des Führerscheins im Europäischen Parlament und fügte hinzu, dass für das EUDI-Wallet „viele Bestimmungen über Cybersicherheit, Fälschung, Betrug und Diebstahl digitaler Daten“ gelten.
Für die Straßenverkehrssicherheit sind die EU-Institutionen und die Mitgliedstaaten gemeinsam verantwortlich, auch wenn Brüssel in diesem Bereich eine größere Rolle spielt. Die EU verfolgt das sogenannte „Vision Zero“-Ziel. Sie will die Zahl der Verkehrstoten bis 2030 um 50 % und bis 2050 auf Null senken.
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Journalistin: Isabel Marques da Silva
Produktion von Inhalten: Pilar Montero López
Videoproduktion: Zacharia Vigneron
Grafiken: Loredana Dumitru
Redaktionelle Koordination: Ana Lázaro Bosch und Jeremy Fleming-Jones