Wie das US-Justizministerium mitteilte, wurden zwei Männer im Zusammenhang mit einem internationalen Ring zur Ausbeutung von Kindern verhaftet - einer davon in Griechenland. Sie sollen ein gewalttätiges Extremistennetzwerk geleitet haben.
Ein 21-jähriger US-Bürger, der einer der mutmaßlichen Hauptakteure in einem Online-Netzwerk sein soll, das Kinder für Gewalttaten und sexuelle Ausbeutung anvisierte, soll nach seiner Festnahme in der nordgriechischen Stadt Thessaloniki an die USA ausgeliefert werden.
Leonidas Varagiannis (21), US-Staatsbürger mit Wohnsitz in Thessaloniki, Griechenland, und Prasan Nepal (20) aus High Point, North Carolina, sollen eine zentrale Rolle innerhalb der sogenannten 764-Gruppe gespielt haben. Beide traten unter den Pseudonymen "War" (Varagiannis) und "Trippy" (Nepal) auf. Nepal wurde am 22. April in North Carolina festgenommen, Varagiannis wurde am Montag von den griechischen Behörden verhaftet.
Den Verdächtigen wird vorgeworfen, eine Schlüsselrolle in der kriminellen Online-Gruppe "764 Inferno" gespielt zu haben, die im Darknet agierte.
Nach Angaben des US-Justizministeriums zwang die Gruppe Kinder zu sexuellem Missbrauch, der zusammen mit "blutigem und gewalttätigem Material" aufgezeichnet und online verbreitet wurde.
Die mutmaßliche Tätergruppe soll über verschlüsselte Messaging-Dienste gezielt Minderjährige kontaktiert, sie zur Produktion sexueller Inhalte verleitet und teilweise zu Selbstverletzungen gedrängt haben.
Die Opfer, von denen einige erst 13 Jahre alt waren, wurden zu verstörenden Handlungen gezwungen, darunter Selbstverstümmelung, sexuelle Ausbeutung von anderen und Gewalt gegen Tiere.
Das Unternehmen operierte Berichten zufolge von Ende 2020 bis Anfang 2025, wobei beide Männer durchgehend als zentrale Figuren fungiert haben sollen.
Bondi: "Einer der bislang schwersten Fälle von Kindesmissbrauch"
Das US-Justizministerium spricht von einem der schwerwiegendsten Fälle von Kindesmissbrauch, die bislang aufgedeckt wurden. Generalstaatsanwältin Pamela Bondi erklärte: "Den Beschuldigten wird vorgeworfen, eines der abscheulichsten Netzwerke zur Ausbeutung von Kindern im Internet aufgebaut zu haben – ein System, das auf Angst, Missbrauch und gezielter Ausnutzung junger Menschen basiert."
FBI-Direktor Kash Patel betonte das Engagement der Behörde bei der Zerschlagung solcher Netzwerke. "Wir werden diejenigen aufspüren und zur Rechenschaft ziehen, die sich an diesen kriminellen Aktivitäten beteiligen", sagte Patel.
US-Justiz: "Nihilistisches Extremistennetzwerk"
Nach seiner Verhaftung erschien Varagiannis vor einem Berufungsstaatsanwalt. Nach Angaben der griechischen Justizbehörden und seiner Anwältin bestreitet er die Vorwürfe und lehnt die Auslieferung formell ab.
"Während des gesamten Zeitraums, in dem die mutmaßlichen Straftaten begangen wurden, hat er sich in Griechenland aufgehalten. Daher sind das griechische Recht und die griechischen Gerichte für den Fall zuständig, und seine Auslieferung ist ausdrücklich verboten", so seine Anwältin Xanthippi Moysidou.
Varagiannis wird in Haft bleiben, bis ein Berufungsgericht in den kommenden Wochen über den Auslieferungsantrag der USA entscheidet.
Das US-Justizministerium hat 764 als "nihilistisches gewalttätiges Extremistennetzwerk" bezeichnet.
In der eidesstattlichen Erklärung heißt es, dass die Angeklagten und ihre Mitverschwörer das Material zu digitalen "Lorebooks" zusammenstellten - Archive mit expliziten und gewalttätigen Inhalten, die als Statussymbole und digitale Währung innerhalb des 764-Netzwerks dienten. Diese Dateien wurden verwendet, um neue Mitglieder zu rekrutieren und den Rang unter den Netzwerkteilnehmern zu erhalten.
US-Staatsanwalt Edward R. Martin Jr. bezeichnete den Fall als "Albtraum aller Eltern" und hob das Ausmaß sowie die traumatischen Folgen der mutmaßlichen Taten hervor.
Im Fall der Verurteilung droht beiden Angeklagten eine lebenslange Freiheitsstrafe.