Ein Video soll belegen, dass eine französische Spionin in Burkina Faso festgenommen wurde. Doch das Video ist gefälscht. Kein Einzelfall. Wie Russland in Zentralafrika mit Fake News die Stabilität untergräbt.
Das Video zeigt eine Frau ist, Anfang dreißig. Sie steht hinter einem Schreibtisch. Claire Dubois sieht verzweifelt aus. Neben ihr: Ibrahim Traoré, Präsident von Burkina Faso. Angeblich vor Gericht. Die französische NGO-Mitarbeiterin soll wegen Spionage festgenommen und vorgeladen worden sein. Sie sei eine frabzösische Spionin, die "unter dem Deckmantel humanitärer Arbeit" militärische Informationen sammele.
Fake-Video geht viral
Das Video ist allerdings eine Fälschung. Euroverify liegen keine Beweise für diese Behauptungen vor. Viral ging es trotzdem. Zunächst wurde es auf YouTube mit einem Haftungsausschluss versehen, der besagt, dass es sich um ein "fiktives Werk" handelt. "Die dargestellten Situationen und Dialoge sind vollkommen fiktiv und spiegeln keine tatsächlichen Ereignisse wider", heißt es dort.
Dieser Hinweis wurde jedoch entfernt und das Video dann auf Plattformen wie TikTok, Facebook und X ohne den Hinweis geteilt. Alleine auf TikTok wurde es über zwei Millionen Mal angesehen.
Ein gezielte Desinformationskampagne - wahrscheinlich unterstützt von Russland. Es gibt bislang keine Beweise für eine russische Beteiligung an der Verbreitung. Euroverify hat jedoch mehrere Videos von afrikanischen TikTok-Influencern gefunden, die ebenfalls antiwestliche und ukrainiefeindliche Inhalte verbreiten.
Russisches "Desinformations-Labor" in Afrika
Burkina Faso und auch die benachbarten Länder Niger und Mali in der Sahelzone gelten seit langem als Hochburgen pro-russischer Propagandakampagnen in Afrika. Moskau unterstützt die Regierungen in allen drei Ländern, die jeweils durch einen Militärputsch an die Macht gekommen sind.
Vor allem Burkina Fasos Präsident Ibrahim Traoré, seit September 2022 an der Macht, gilt als überzeugter Kreml-Verbündeter. Die kremlfreundliche, antiwestliche Propaganda, die sich besonders gegen die ehemalige unbeliebte Kolonialmacht Frankreich richtet, soll die Popularität des 37-jährigen Militärkommandanten fördern.
Bei seinem jüngsten Besuch in Moskau anlässlich Feierlichkeiten zum Tag des Sieges am 9. Mai, sagte Traoré gegenüber dem staatlichen Sender Russia Today: "Mein größtes Bedauern ist, dass ich einen großen Teil meiner Jugend damit verbracht habe, Radio wie RFI (Radio France Info) und France 24 zu hören." Und weiter: "So kann (Russia Today) viel dazu beitragen, das Gewissen der jungen Leute zu wecken, damit sie verstehen, wie die Welt funktioniert, und sich nicht von den anderen vereinnahmen lassen."
Burkina Faso im Blickpunkt
Laut einem Bericht des Africa Center for Strategic Studies aus dem Jahr 2024 rückt besonders Burkina Faso in den Blickpunkt für russische Desinformationskampagnen. Russland invesiert Geld in so genannte "Graswurzel-Tarnorganisationen". Ein Beispiel: die Gruppe "African Initiative". Sie soll eine "pro-russische Agenda" vorantreiben und die "russische Kultur" in lokalen Gemeinschaften fördern, so die Forschungsorganisation African Digital Democracy Observatory.
Die "African Initiative" wurde inzwischen von der Europäischen Union sanktioniert. In einem EU-Bericht über ausländische Einmischung aus dem Jahr 2024 wird die Organisation als "staatlich verbundener" russischer Akteur beschrieben, der als "zentraler Knotenpunkt" für die "Durchführung russischer FIMI-Operationen (Foreign Information Manipulation and Interference) in Afrika" dient.