Neue Homeoffice-Regeln: Flüchten mehr IT-Angestellte bald aus Russland?

Die Kremlmauer, der Spasskaja-Turm, der Rote Platz, das Kaufhaus GUM, die Basilius-Kathedrale und die Bolschoi-Moskworezki-Brücke am 29. Dezember 2022.
Die Kremlmauer, der Spasskaja-Turm, der Rote Platz, das Kaufhaus GUM, die Basilius-Kathedrale und die Bolschoi-Moskworezki-Brücke am 29. Dezember 2022. Copyright Alexander Zemlianichenko/AP
Von Euronews mit Reuters
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Mehrere Zehntausend IT-Angestellte arbeiten aus dem Ausland für russische Firmen - das soll sich 2023 ändern mit einem neuen Gesetz für die Arbeit von Zuhause.

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Russlands angeschlagener IT-Sektor läuft Gefahr, im neuen Jahr weitere Arbeitskräfte zu verlieren. Dabei ist die Absicht einer neuen Gesetzgebung das Gegenteil: Einige der vielen Zehntausenden, die ins Ausland gegangen sind, sollen eigentlich wieder ins Land gelockt werden.

Weil sie bei ihrer Arbeit meist nicht auf die Anwesenheit im Büro angewiesen sind, waren viele Russinnen und Russen nach der Invasion der Ukraine im Februar 2022 und der Mobilmachung Putins im September des abgelaufenen Jahres, ins Ausland gereist.

Die russische Regierung schätzt, dass derzeit 100.000 IT-Spezialisten für russische Unternehmen im Ausland arbeiten.

Nun wird für Anfang nächsten Jahres ein Gesetz vorbereitet, das die Fernarbeit für einige Berufe verbieten könnte.

Abgeordnete, die befürchten, dass mehr russische IT-Fachleute in NATO-Ländern arbeiten und versehentlich sensible Sicherheitsinformationen weitergeben könnten, möchten nun einigen IT-Fachleuten verbieten, Russland zu verlassen.

Das Ministerium für Digitales erklärte jedoch im Dezember, dass ein totales Verbot russische IT-Firmen weniger effektiv und damit weniger wettbewerbsfähig machen könnte: "Am Ende wird derjenige gewinnen, der die talentiertesten Mitarbeiter, auch aus dem Ausland, anziehen kann."

"Mit Terroristen verhandeln"

Während viele desillusionierte junge Russinnen und Russen in Länder wie Lettland, Georgien oder Armenien gegangen sind, wo viele die russische Sprache beherrschen, haben einige einen größeren Sprung gemacht - nach Argentinien.

IT-Spezialist Roman Tulnow, 36, sagte gegenüber Reuters, er habe nicht vor, nach Russland zurückzukehren.

"Ich wollte schon seit einiger Zeit weg. Am 24. Februar war es dann klar. Ich verstand, dass es in Russland kein Leben mehr gibt", sagte er. Vor allem die Mobilisierung habe ihn zum Verlassen des Landes bewegt. Seinen Job kann er weiter ausüben obwohl er sechs Zeitzonen entfernt lebt heute.

"Vor der Mobilisierung hat niemand daran gedacht, den Menschen grünes Licht zu geben, um nach wer-weiß-wohin zu ziehen."

Wenn man Steuern zahlt, unterstützt man den Staat und seine militärische Expansion.

Wjatscheslaw Wolodin, der mächtige Vorsitzende des russischen Unterhauses (auch Staatsduma), hat eine höhere Besteuerung für Arbeitnehmer, die ins Ausland ziehen, gefordert.

Yulia, eine 26-jährige Produktdesignerin schätzt, dass ein Viertel ihres Teams lieber kündigen würde, als unter Zwang nach Russland zurückzukehren.

"Eine solche alternativlose Entscheidung ist ein bisschen so, als würde man mit Terroristen verhandeln: 'Kommt zurück oder wir machen eure Arbeit unmöglich, und zwar für euer Unternehmen und eure Mitarbeiter'", sagte sie.

Für einige im Ausland lebende Russen sind Steuern ein wichtiges Thema: Die persönliche Einkommenssteuer in Höhe von 13 Prozent wird automatisch bei Angestellten mit Wohnsitz in Russland abgezogen, aber diejenigen, die aus dem Ausland für in Russland ansässige Unternehmen arbeiten, müssen keine Steuern zahlen.

Der professionelle Online-Pokerspieler Sasha, 37, der ebenfalls in Argentinien lebt, sagte, er zahle jetzt keine russischen Steuern mehr.

"Wenn man Steuern zahlt, unterstützt man den Staat und seine militärische Expansion", sagte er. "Ich zahle nicht und habe es auch nicht vor."

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